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Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt

Titel: Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
Autoren: Steve Berry
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eines Wolfes gefertigt war, den sie zu ihrem Stolz selbst erlegt hatte. »Dann wollen wir sie nicht warten lassen.«
    Sie stieg auf das Pferd.
    Sie hatte mit diesem Tier schon viele Male das Buskaschi gewonnen. Das Buskaschi war ein altes Spiel, das früher von einem Volk in der Steppe gespielt worden war, einem Volk, das im Sattel geboren wurde und auch dort starb. Dschingis Khan selbst hatte sich damit vergnügt. Damals durften Frauen bei dem Spiel nicht einmal zusehen, dass sie daran teilnahmen, war völlig undenkbar.
    Sie hatte diese Regel ändern lassen.
    Das Pferd mit der breiten Brust und den schlanken Beinen versteifte sich, als sie seinen Hals streichelte. »Geduld, Bukephalos.«
    Sie hatte ihr Pferd nach dem Tier benannt, das Alexander den Großen quer durch Asien von einer Schlacht zur nächsten getragen hatte. Buskaschi- Pferde waren ganz besondere Tiere. Bevor sie bei ihrem ersten Wettkampf mitmachten, wurden sie jahrelang auf das chaotische Spiel vorbereitet. Sie wurden nicht nur mit Hafer und Gerste, sondern auch mit Eiern und Butter gefüttert. Wenn das Tier schließlich Fett ansetzte, ließ man es wochenlang gezäumt und gesattelt in der Sonne stehen, nicht nur damit es die überflüssigen Kilos wieder verlor, sondern auch, um es Geduld zu lehren. Noch ausdauernder wurde das Galoppieren im Nahkampf trainiert. Hierbei wurde die Angriffslust gleichzeitig angestachelt und gebändigt, so dass Pferd und Reiter zu einem Team wurden.
    »Sind Sie bereit?«, fragte der Diener. Er war als Tadschike im Gebirge im Osten geboren und diente ihr schon fast ein Jahrzehnt lang. Und er war der Einzige, der sie für das Spiel fertig machen durfte.
    Sie klopfte sich auf die Brust: »Ich denke, ich trage ausreichenden Schutz.«
    Ihre pelzgefütterte Lederjacke und ihre Lederhose lagen eng an. Es hatte ihr schon oft geholfen, dass ihr kräftiger Körper nicht besonders weiblich war. Ihre Arme und Beine waren wegen ihrer bewussten Ernährung und ihres regelmäßigen Fitnesstrainings mit Muskeln bepackt. Ihr breites Gesicht und die tief liegenden braunen Augen hatten etwas Mongolisches, weil die Familie ihrer Mutter ursprünglich aus dem hohen Norden stammte. Durch Jahre selbst auferlegter Disziplin hatte Zovastina sich beigebracht, sehr genau zuzuhören und nichts Unüberlegtes zu sagen. Sie strahlte Stärke und Kraft aus.
    Es war behauptet worden, eine asiatische Föderation sei unmöglich, aber sie hatte das Gegenteil bewiesen. Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Karakalpakstan, Tadschikistan und Turkmenistan gab es nicht mehr. Stattdessen hatten sich diese ehemaligen Sowjetrepubliken nach einem kurzen Flirt mit der Unabhängigkeit vor fünfzehn Jahren zur Zentralasiatischen Föderation zusammengeschlossen. Neuneinhalb Millionen Quadratkilometer, sechzig Millionen Einwohner, ein riesiges Gebiet, das Nordamerika und Europa in Größe, Potential und Bodenschätzen Konkurrenz machte. Es war immer ihr Traum gewesen. Und jetzt Realität.
    »Passen Sie auf, Frau Ministerin. Die wollen Sie besiegen.«
    Sie lächelte. »Dann müssen sie sich aber anstrengen.«
    Sie unterhielten sich auf Russisch, obwohl Dari, Kasachisch, Tadschikisch, Turkmenisch und Kirgisisch gemeinsam die offiziellen Sprachen der Föderation darstellten. Doch wegen des hohen slawischen Bevölkerungsanteils war Russisch die Sprache der »interethnischen Kommunikation« geblieben.
    Die Stalltüren schwangen auf, und die Ministerin sah auf ein flaches Feld, das sich über einen Kilometer weit ausdehnte. In der Mitte des Feldes hatten sich dreiundzwanzig Reiter um eine flache Grube versammelt. Darin lag der Boz – der Kadaver einer Ziege ohne Kopf, Organe und Beine, der einen Tag lang in kaltem Wasser eingeweicht worden war, um ihn für das bevorstehende Spiel haltbarer zu machen.
    Auf jeder Seite des Feldes stand ein gestreifter Pfosten.
    Die Reiter blieben auf ihren Pferden sitzen. Es waren Tschopenos. Spieler wie sie selbst. Zum Spiel bereit.
    Ihr Diener reichte ihr eine Peitsche. Vor Jahrhunderten hatten die Spieler Lederriemen benutzt, an denen Bleikugeln befestigt waren. Ganz so gefährlich waren die Peitschen heute nicht mehr, aber sie wurden immer noch nicht nur zum Anspornen der Pferde, sondern auch zum Angriff auf die Mitspieler verwendet. Ihre Peitsche hatte einen wunderschönen Elfenbeingriff.
    Sie richtete sich im Sattel auf.
    Die Sonne war gerade über den Wald im Osten gestiegen. Ihr Palast war einmal der Herrschaftssitz der Khane gewesen, die
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