Conan-Saga 01 - Conan
davon waren sie überzeugt, würde bestraft werden, wenn auch vielleicht nicht sofort, so doch in ihrer nächsten Wiedergeburt.
Es war nicht einfach, Wissenswertes von ihnen zu erfahren, aber der junge Cimmerier ließ nicht locker. Erstens einmal trug es dazu bei, die endlosen Tage erträglicher zu machen; zweitens beabsichtigte er nicht, sich lange in die Sklaverei zu fügen; und was er über dieses verborgene Königreich und sein ungewöhnliches Volk erfahren konnte, würde sicher von Nutzen sein, wenn er und Juma versuchten, ihre Freiheit wiederzugewinnen. Außerdem wußte er, wie wichtig es war, soviel wie möglich der Sprache eines fremden Landes zu beherrschen, wenn man sich dort zurechtfinden wollte. Obgleich Conan durchaus nicht der Lernbegierigste war, nahm er ohne große Anstrengung fremde Sprachen auf. Er beherrschte bereits mehrere und konnte einige davon sogar ein wenig lesen und schreiben.
Schließlich kam der schicksalhafte Tag, da die Aufseher in schwarzem Leder zwischen sie traten und sie mit knallenden Peitschen ins Freie trieben. »Jetzt«, höhnte einer, »werden wir ja sehen, wieviel die Prinzen des Heiligen Landes für deinen unförmigen Kadaver zu bieten bereit sind, ausländisches Schwein!« Seine Peitsche schnellte auf Conans Rücken und ließ blutige Striemen zurück.
Fast noch schlimmer als die Peitschenhiebe empfand Conan die glühende Sonne, der sie so plötzlich ausgesetzt waren. Nach so langer Zeit in der Dunkelheit blendete ihn allein schon das einfache Tageslicht, und er bekam nicht viel von dem mit, was um ihn herum vorging. Irgend jemand ersteigerte ihn jedenfalls und führte ihn über eine breite Holzplanke auf das Deck einer großen Galeere, die an dem langen Steinkai von Shamballah vertäut war. Er blinzelte gegen die grelle Sonne und fluchte leise vor sich hin. Dazu also war er verdammt – an den Rudern zu placken, bis der Tod der Erschöpfung sich seiner annahm.
»Hinunter mit euch Hunden in den Bauch des Schiffes!« donnerte der Aufseher der Galeerensklaven und schlug Conan mit dem Handrücken unter das Kinn. »Nur die Kinder Yamas dürfen auf dem Deck wandeln!«
Der Cimmerier handelte instinktiv, ohne vorher zu überlegen. Er hieb dem wohlbeleibten Aufseher die mächtige Faust in den Faßbauch. Als der Mann nach Luft schnappte, ließ Conan einen Kinnhaken folgen, der den Seemann auf die Planken streckte. Juma brüllte vor Begeisterung und versuchte sich vorzudrängen, um sich neben Conan zu stellen.
Der Offizier der Schiffswache gab einen Befehl. Im Handumdrehen deuteten die Spitzen eines Dutzend Piken in den Händen drahtiger kleiner meruwischer Seeleute auf Conan. Ein drohendes Knurren drang aus der Kehle des umzingelten Cimmeriers. Ein wenig spät unterdrückte er seine Wut, denn es wurde ihm klar, daß jede weitere Feindseligkeit seinerseits ihm den sofortigen Tod bringen würde.
Ein Eimer voll Wasser brachte den Aufseher wieder zu sich. Schwerfällig und schnaubend wie ein Walroß erhob er sich, während das Wasser über sein zerschlagenes Gesicht in seinen dünnen Bart rann. Voll brennender Wut, die sich zu eisiger Bosheit verwandelte, starrte er Conan an.
Der Offizier wandte sich an seine Mannen: »Tötet den ...« Aber der Aufseher unterbrach ihn.
»Nein, tötet ihn nicht. Der Tod wäre zu gnädig für diesen Hund. Bis ich mit ihm fertig bin, wird er noch darum winseln, aus seinem Elend erlöst zu werden.«
»Na gut, Gorthangpo«, gab der Offizier nach.
Der Blick des Aufsehers wanderte über das Ruderdeck und etwa hundert nackte braune Männer, die die Augen niederschlugen. Sie waren ausgehungert und kaum mehr als Gerippe. Ihre gebeugten Rücken wiesen Narben über Narben auf. Je eine einzelne lange Ruderreihe zog sich an den beiden Schiffsseiten entlang. Einige der Riemen wurden von zwei, andere von drei Sklaven bedient, je nach ihrer körperlichen Verfassung. Der Aufseher deutete auf ein Ruder, etwa in der Mitte der Reihe, an dessen Bank drei grauhaarige, zu Skeletten abgemagerte alte Männer gekettet waren.
»Kettet ihn an dieses Ruder! Die lebenden Leichen dort sind ohnedies verbraucht und von keinem Nutzen mehr. Beseitigt sie! Dieser fremdländische Bursche muß seine Arme ausstrecken können, also geben wir ihm genügend Platz. Und wenn er den Takt nicht einhält, wird meine Peitsche ihm den Rücken zerwühlen!«
Während Conan mit zusammengebissenen Zähnen zusah, lösten die Seeleute die eisernen Armbänder der drei Greise, und die Ketten,
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