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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo
Autoren: Giovanni Guareschi
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wird es, wenn der Kartenstapel sechzig oder achtzig Stück haben wird. Wir beherrschen sie, aber sie arbeiten. Und sie haben gewaltige Waffen!«
    »Waffen?« fragte der Fremde. »Und Ihr habt keine? Ich werde Euch welche schicken!«
    »Es handelt sich nicht um die Waffen, an die Sie denken. Die Hauptwaffe der Roten ist der Egoismus der anderen. Jene, die nur daran denken, ihren Besitz zu behalten, und nichts hergeben. Niemals etwas hergeben. Niemals eine großzügige Geste, eine Geste, die Verständnis bedeutet, menschliche Solidarität. Sie haben die Taschen voller Geld, und sie sind knauserig: Sie verstehen nicht, daß, wenn sie das wenige nicht abgeben, sie dann alles verlieren werden! Aber lassen wir uns dadurch nicht betrüben: Trinken wir darüber hinweg, Herr Del Cantone!«
    Doch der Fremde trank nicht.
    »Gute alte Welt!« schrie er. »Leuten wie Euch nicht zu helfen ist ein Verbrechen! Ich will mit dem Bürgermeister reden! Ich werde drei Fliegen auf einen Schlag treffen: Ich errichte ein ewiges Denkmal für meine armen Eltern, ich erweise der gemeinsamen Sache der Zivilisation einen Dienst, und ich laß die Schweine von Casalino vor Wut platzen. Kinder- und Altenheim errichte ich hier!«
    Don Camillo sah alles doppelt und dreifach. Dann stellte er wieder für Augen und Hirn die richtige Schärfe ein.
    »In Ordnung. Derzeit ist der Bürgermeister abwesend. Morgen früh steht er im Pfarrhaus zu Ihrer Verfügung.«
    »Auf Wiedersehen bis morgen früh. Ich hab wenig Zeit zu verlieren. Laßt mich das Grundstück für den Palast und den Park schon bereitgestellt vorfinden. Das Projekt habe ich schon. Landgüter hat mein Agent bereits vier gefunden, da heißt es nun, auszuwählen.«
    »Nein«, beharrte Peppone, »ich werde niemals eine so schmutzige Komödie spielen. Ich bin, der ich bin, und ich bin stolz darauf.«
    »Es geht nicht darum, schmutzige Komödien zu spielen«, erläuterte Don Camillo. »Du mußt nur so tun, als ob du ein anständiger Mensch wärst.«
    »Es hat keinen Sinn, daß Ihr den Witzvogel spielt: Ich bin keine Marionette. Morgen früh komme ich ins Pfarrhaus, aber mit dem roten Halstuch und mit drei Abzeichen!«
    »Das kannst du dir ersparen«, seufzte Don Camillo. »Ich werde ihm sagen, daß er seine fünfhundert Millionen ruhig behalten kann, weil der Herr Bürgermeister sie nicht braucht. Denn er selbst hat sich verpflichtet, ein Internat für arme Kinder und ein Altersheim zu bauen mit dem Geld, das ihm die Russen schicken. Und ich werde diese ganze Geschichte auf einem Plakat drucken lassen, denn das Volk soll es wissen.«
    »Das ist schändliche Erpressung!« brüllte der wildgewordene Peppone.
    »Ich ersuche dich nur, still zu sein, reden werde ich. Hier soll die Politik nicht ins Spiel kommen. Wir können den Armen eine Wohltat erweisen, und wir müssen das unbedingt erreichen.«
    »Das ist ein Betrug!« schrie Peppone. »Und überdies gebe ich mich nicht dazu her, einen Unglückseligen zu hintergehen.«
    »Richtig«, bekannte Don Camillo und breitete die Arme aus: »Anstatt einen Milliardär zu betrügen, ist es besser, einen Haufen armer Kinder und armer alter Leute zu betrügen. Ausgerechnet du redest von Betrug, wo du doch sagst, daß du kämpfst, um den Egoismus der Reichen zu besiegen und für eine bessere Verteilung des Reichtums? Ist es ein Betrug, einen Verrückten glauben zu lassen, daß du kein kommunistischer Bürgermeister bist, um ihn dazu zu bewegen, ein Kinder- und Altenheim errichten zu lassen? Nun gut, das kümmert mich nicht: Das Gericht Gottes wird mich beurteilen, und wenn ich zahlen muß, werde ich zahlen. Aber inzwischen werden Kinder und Alte ein Dach überm Kopf haben. Und dann, was heißt da Betrug? Was will denn dieser Starrkopf? Er will ein Denkmal errichten, das würdevoll durch die Jahrhunderte an den Namen seiner Eltern erinnert. Nun, können wir ihm vielleicht nicht diese Genugtuung verschaffen?«
    »Nein«, sagte Peppone abermals. »Es ist eine dreckige Sache, und ich mache sie nicht!«
    Don Camillo breitete die Arme aus:
    »Fünfhundert Millionen werden dem Parteistolz geopfert. Was kümmert es dich, wenn dir morgen, während du die Waffen ordnest, die du für den Tag der proletarischen Revolution versteckt hast, eine Bombe in den Händen explodiert und du krepierst, und dein Sohn bleibt zurück in der Gosse?«
    »Da werdet viel eher Ihr krepieren!« antwortete Peppone. »Und übrigens, wenn ich krepiere, wird mein Sohn nicht die Almosen der
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