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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel
Autoren: Cassandra Clare
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Frauen nun. »Welch eine Freude, endlich Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Ich bin Mrs Black und dies ist meine Schwester, Mrs Dark. Ihr Bruder hat uns geschickt, um Sie nach London zu begleiten.«
    Durchfroren und verwirrt zog Tessa ihren Umhang fester um die durchnässten Schultern. »Ich verstehe nicht ganz. Wo ist Nate? Und warum ist er nicht selbst gekommen?«
    »Er ist leider verhindert. Dringende Geschäftsangelegenheiten haben ihn in London aufgehalten. Mortmain konnte unmöglich auf seine Dienste verzichten. Aber er hat Ihnen eine Nachricht geschickt.« Mrs Black hielt Tessa einen zusammengerollten Papierbogen entgegen, den der Regen bereits zu durchweichen begann.
    Tessa nahm den Brief und wandte sich ab, um ihn schnell zu überfliegen. Es war eine kurze Nachricht ihres Bruders, der sich dafür entschuldigte, dass er sie nicht persönlich in Southampton abholen konnte. Außerdem teilte er ihr mit, dass Mrs Black und Mrs Dark - Ich nenne sie die Dunklen Schwestern, Tessie, aus naheliegenden Gründen, und sie scheinen damit durchaus einverstanden zu sein! - sie sicher zu seinem Haus in London geleiten würden. Die beiden Damen seien nicht nur seine Vermieterinnen, sondern auch treue Freundinnen und genössen sein vollstes Vertrauen.
    Dieser Brief gab den Ausschlag. Er stammte ganz sicher von Nate - zum einen war das seine Handschrift und zum anderen hatte niemand außer ihm sie je Tessie genannt. Tessa schluckte, rollte die Nachricht zusammen und schob sie in ihren Ärmel. Dann wandte sie sich wieder den Schwestern zu. »Nun denn«, sagte sie und kämpfte gegen das Gefühl der Enttäuschung an - sie hatte sich so sehr auf ein Wiedersehen mit ihrem Bruder gefreut. »Sollen wir einen Gepäckträger bitten, meinen Koffer zu holen?«
    »Nicht nötig, nicht nötig«, flötete Mrs Dark, deren heitere Stimme einen seltsamen Kontrast zu ihren verkniffenen grauen Gesichtszügen bildete. »Wir haben bereits dafür Sorge getragen, dass Ihr Gepäck vorausgeschickt wird.« Sie schnippte kurz mit dem Finger, worauf der glupschäugige Mann sich auf den Kutschbock schwang, und legte Tessa eine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, mein Kind. Es wird Zeit, dass wir Sie ins Trockene bringen.«
    Als Tessa sich auf die Kutsche zubewegte, von Mrs Darks knochigem Griff vorwärtsgeschoben, lichtete sich der Nebel und ließ das golden schimmernde Emblem auf der Tür zum Vorschein kommen: Die Worte »The Pandemonium Club« wanden sich kunstvoll um zwei Schlangen, die sich gegenseitig in den Schwanz bissen und einen Kreis bildeten. Tessa runzelte die Stirn. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Nichts, worüber Sie sich Gedanken machen müssten«, erwiderte Mrs Black, die bereits in die Kutsche geklettert war und ihre Röcke über eine der bequem wirkenden Sitzbänke gebreitet hatte. Das gesamte Innere der Kutsche war mit üppigem violettem Samt ausgestattet und vor den Fenstern hingen violette Vorhänge mit goldenen Quasten.
    Mrs Dark half Tessa in die Kutsche und kletterte dann selbst hinterher. Als Tessa sich auf der gegenüberliegenden Sitzbank niedergelassen hatte, griff Mrs Black nach der Kutschtür, zog sie hinter ihrer Schwester fest zu und schloss den peitschenden Regen damit aus. Dann schenkte sie Tessa ein strahlendes Lächeln, wobei ihre Zähne im Halbdunkel der Kutsche wie aus Metall schimmerten. »Machen Sie es sich bequem, Theresa. Wir haben eine lange Fahrt vor uns.«
    Tessa lehnte sich gegen die Polster und legte eine Hand um den Klockwerk-Engel an ihrer Kehle. Sein beständiges Ticken spendete ihr Trost, während die Kutsche ruckartig anfuhr und durch den düsteren Nachmittag preschte.

SECHS WOCHEN SPÄTER

1
DAS DUNKLE HAUS
    Jenseits dies' Orts, voll Zorn und Tränen
ragt auf der Alb der Schattenwelt.
    WILLIAM ERNEST HENLEY,
»INVICTUS«
    »Die Schwestern wünschen, Sie in ihrem Zimmer zu sehen, Miss Gray.«
    Tessa legte das Buch, in dem sie gelesen hatte, auf ihren Nachttisch und drehte sich zu Miranda um, die in der Tür der kleinen Kammer stand - so wie jeden Tag um diese Uhrzeit, wenn sie die Nachricht überbrachte, die sie jeden Tag überbrachte. In ein paar Sekunden würde Tessa sie bitten, im Flur auf sie zu warten, und dann würde Miranda den Raum verlassen. Zehn Minuten später würde sie jedoch zurückkehren und ihre Botschaft wiederholen. Und wenn Tessa nicht gehorsam mitkam, würde Miranda sie packen und hinter sich herziehen - da konnte Tessa sich noch so sehr mit Händen und Füßen dagegen wehren.
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