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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever
Autoren: Guido Cantz
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Kongress, wohl aber den Aufenthalt in den komfortablen Senator Lounges internationaler Flughäfen. Außerdem genießt man als Senator u. a. hohe Wartelistenpriorität und kann 60 Kilo Freigepäck mitnehmen, also beispielsweise den Reiseproviant von Reiner Calmund.
    HON CIRCLE MEMBER : ab 600 000 HON -Circle-Meilen. Der Himmel auf Erden. Und auch der Himmel im Himmel : höchste Wartelistenpriorität, Limousinen-Servicevon und zum Flugzeug, Zugang zu den First-Class-Lounges, Buchungsgarantie bis 24 Stunden vor Abflug. Toll. Und wenn der eigene Koffer verloren geht, darf man sich wahrscheinlich einfach irgendeinen anderen vom Band nehmen. HON ist definitiv der privilegierteste Status von allen – wobei mir rätselhaft bleibt, wie man 600 000 Meilen zurücklegen kann, ohne in einem Airbus zu wohnen .
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    Sollte Ihnen auf dem Flughafen also jemand » HONDA « zurufen, dann kann es zwar sein, dass er Ihnen einfach nur sein neues Motorrad zeigen will. Wahrscheinlicher ist es aber, dass er Sie auf einen dieser privilegierten Überflieger aufmerksam machen möchte, der 50 Meter weiter ohne Bodenkontakt über den eigens für ihn ausgerollten roten Teppich schwebt. Ganz ehrlich: Ich beneide die HON s nicht. Sie müssen zwar nur mit ihrer schwarzen HON Circle Member Card wedeln, und alle Türen stehen ihnen offen. Aber wer braucht schon offene Türen – in 10 000 Metern Reiseflughöhe?
    Während meine Frau und mein Sohn dann fröhlich in den warmen Wellen vor Mauritius plantschten, kümmerte ich mich um die Post für die Lieben daheim. Warum auch nicht? Ist ja einfach geworden. Ich erinnere mich noch an andere Zeiten: Früher setzte man sich am Urlaubsort in ein Café, breitete ungefähr 45 jungfräuliche Ansichtskarten vor sich aus, hatte aber leider keine Idee, was man schreiben sollte. Dann dachte man drei Stunden und elf Latte Macchiato lang fieberhaft über originelle und individuelle Grußbotschaften nach und schrieb dann 45-mal: »Wetter schön, viele Grüße.« Heute geht das viel flotter, denn die gute alte Postkarte ist längst von der guten alten SMS verdrängt worden. Das Schöne daran: Man darf nicht mehr als 160 Zeichen verwenden. Die Folge: Man muss wieder einmal Abkürzungen benutzen, und die Oma daheim versteht kein Wort.

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    GUT ZU WISSEN
    Die erste SMS der Welt wurde am 3. Dezember 1992 vom US -Ingenieur Neil Papworth verschickt. Der Text lautete: »Merry Christmas« und war an einen Kollegen gerichtet, der sich gerade auf einer Weihnachtsfeier befand.
    Vier Jahre später, 1996, wurden in Deutschland bereits 100 Millionen SMS pro Jahr verschickt. 2011 waren es 46 Milliarden. Allein die Hälfte davon dürfte Lothar Matthäus versendet haben – an verschiedene Nummern, aber immer mit dem gleichen Text: »Willst du mich heiraten?«
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    Für die Generation der Kids, die mit mobilen Handtelefonen aufgewachsen ist, sind Kürzel kein Problem. Im Gegenteil: Die jungen Leute können sich fast nur noch per SMS verständigen. Ein Riesengeschäft für die Anbieter, und das, obwohl sich die Schreiber so kurz wie möglich halten. Denn sie wissen: Ein einzelner Buchstabe kann teuer werden. 161 Zeichen kosten nämlich tatsächlich doppelt so viel wie 160 Zeichen. Darum heißt es längst nicht mehr »Zeit ist Geld«, sondern »Zeichen ist Geld«. Von meinem schwäbischen Vater habe ich gelernt, dass es löblich ist, seine Kohle beisammen zu halten, andererseits frage ich mich: Was bringt die ganze Sparerei, wenn einen niemand mehr versteht?
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    WIE GEIL IST DAS DENN?
    »My smmr hols wr CWOT . B4, we used 2go2 NY 2C my bro, his GF & thr 3 :- FTF . ILNY , it‘s a gr8 plc.«
    Diese 97 kryptischen Zeichen, die eine 13-jährige Schülerin aus England ihrer Lehrerin schickte, lösten bei der Empfängerin pure Ratlosigkeit aus: Die Pädagogin verstand rein gar nichts. Der komplette, insgesamt 199 teure Zeichen umfassende Text hätte gelautet: »My summer holidays were a complete waste of time. Before, we used to go to New York to see my brother, his girlfriend and their three screaming kids face to face. I love New York, it‘s a great place.« (»Meine Sommerferien waren die reinste Zeitverschwendung. Früher sind wir nach New York gefahren, um meinen Bruder, seine Freundin und deren drei schreiende Kinder zu besuchen. Ich liebe New York, es ist ein großartiger Ort.«)
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    Ich persönlich komme mit der aktuellen Kurzsprache nicht so gut klar. Als ich das erste Mal unter einer dringenden SMS -Anfrage meines
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