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Byzanz - Konstantinopel - Istanbul

Titel: Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Autoren: Frank Schweizer , Stephan W. E. Blum , Ruestem Aslan
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stellte.

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    |148| Haydarpaşa-Bahnhof
    Einmal Orient und zurück
    Man musste schon zu den Gutbetuchten gehören, wollte man Anfang des 20. Jhs. bequem, ja luxuriös in den fernen Orient reisen.
     Hatte man aber diese Möglichkeit, so bot der legendäre und später aus Romanen und Filmen bekannte Orient-Express auf seiner
     Fahrt von Paris bis zum Bahnhof Sirkeci in Konstantinopel alle erdenklichen Annehmlichkeiten: Die Waggons waren von Künstlerhand
     gestaltet, mit edlem Mobiliar ausgestattet und der Service ließ keine Wünsche offen. Mag für den Westeuropäer Konstantinopel
     zunächst die Verkörperung des Orients gewesen sein, so erschloss sich das Morgenland doch erst jenseits des Bosporus, wenn
     man seine Reise dort mit der Bagdadbahn fortsetzte.
    Ihren Ausgang nahm die Eisenbahnstrecke am Haydarpaşa-Bahnhof (türk.
Haydarpaşa Garı
), mit dessen Errichtung am 30. Mai 1906 begonnen wurde, nachdem man im Jahr zuvor den Auftrag zur Gestaltung der als Kopfbahnhof
     konzipierten Anlage an die Architekten Otto Ritter und Helmut Cuno erteilt hatte. Er war ein Geschenk Kaiser Wilhelms II.
     an Sultan Abdülhamid II., mit dem er das »Projekt Bagdadbahn« gemeinsam auf den Weg gebracht hatte. Mit dem Ausbau der Bahnlinie,
     die zu den aufwendigsten Infrastrukturprojekten jener Zeit zählte und v. a. in logistischer und ingenieurtechnischer Hinsicht
     mitunter extreme Anforderungen stellte, wurde am 27. Juli 1903 begonnen – unter maßgeblicher Beteiligung deutscher Unternehmen,
     insbesondere der Philipp Holzmann AG. Besondere Anstrengungen erforderte die Überwindung des Taurus-Gebirges; in einer Höhe
     von bis zu etwa 1470 m mussten auf einer Strecke von 64 km 44 Tunnel durchs Gestein getrieben werden. Unzählige Arbeiter verloren
     bei diesem gigantischen Unternehmen ihr Leben. Doch am 19. August des Jahres 1908 konnte die feierliche Einweihung stattfinden.
    Das im Stile der Neorenaissance errichtete Bahnhofsgebäude verfügt über einen u-förmigen Grundriss, wobei jener Teil des Haupttrakts,
     der der Bucht von Kadıköy zugewandt ist, auf einer Substruktion aus 1100 in den Untergrund gerammten Holzpfählen ruht. Die
     monumentale, von Rundtürmen flankierte Fassade besteht aus grauem Sandstein, der in einem streckennah gelegenen Steinbruch
     gewonnen wurde. Die aufwendigen Steinmetzarbeiten an der mittels zahlreicher Pilaster, Nischen und Balkone optisch gegliederten
     Gebäudefront übernahmen italienische Facharbeiter. Schieferplatten bedecken das steile Dach, der Innenraum ist reich mit bunt
     bemaltem Stuck verziert. Unmittelbar nördlich |149| des ausschließlich dem Personenverkehr vorbehaltenen Hauptgebäudes befindet sich der kombinierte Hafen- und Güterbahnhof von
     Üsküdar.
    Trotz einer ständig zunehmenden Verlagerung des Personen- und Gütertransports auf die Straßen und Autobahnen des Landes findet
     ausgehend vom Haydarpaşa Garı noch heute ein reger Zugverkehr statt, wobei die meisten Züge Ankara zum Ziel haben und v. a.
     Pendler von und nach Istanbul bringen. Daneben bieten Reiseveranstalter auch teils nostalgische Fahrten u. a. bis nach Damaskus
     an, eine Strecke, auf der in den 1920/30er Jahren auch Agatha Christie unterwegs war, um ihren Mann, den Archäologen Max Mallowan,
     zu besuchen. Endstation des von Westen kommenden Orient-Express und zugleich Ausgangspunkt des nach Osten fahrenden
Toros-
Express und umgekehrt – bildhafter könnte sich Istanbul wohl kaum als das darstellen, was es unter wechselnden Namen die Jahrtausende
     über war: Schnittstelle zwischen Orient und Okzident.
    Ausgangspunkt für die legendäre Bagdadbahn: der von Kaiser Wilhelm II. gestiftete Bahnhof Haydarpaşa auf asiatischer Seite.

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    |150| Glossar
    Von Arabeske bis Yalı
    Arabeske
    Ornament aus streng stilisierten Blumen- oder Pflanzenranken, ursprünglich oft mit arabischen Schriftzeichen, wovon sich der
     Name ableitet.
     
    Bilderstreit
    Erbittert geführte theologische Debatte zwischen der orthodox-katholischen Kirche und dem byzantinischen Kaiserhaus in der
     Zeit des 8. und 9. Jahrhunderts; Ausgangspunkt der Streitigkeiten zwischen den allgemein als Ikonoklasten (»Ikonenzerstörer«)
     und Ikonodulen (»Ikonenverehrer«) bezeichneten Parteien stellte der ordnungsgemäße Gebrauch sowie die Verehrung von Ikonen
     dar.
     
    Darülkurra
    Koranschule einer islamischen Hochschule (s. a. Medrese).
     
    Derwisch
    Angehöriger einer muslimischen, asketisch lebenden
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