Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunftzeit

Brunftzeit

Titel: Brunftzeit
Autoren: Humfrey Hunter
Vom Netzwerk:
sagte einer nach dem anderen ab. Natürlich bemühte sich das traute Paar nach Kräften, ein bisschen von seinem Glück an die einsame Single-Freundin weiterzugeben, und überlegte also verzweifelt, mit wem ich wohl verkuppelt werden könnte. »Eine nette, hübsche Single-Frau, die auf Mistkerle steht – wir verkuppeln sie am besten mit einem von Ollys Freunden! Wen gibt es denn überhaupt? John? Hm, besser nicht. Außerdem wohnt er nicht in London. Mark? Er ist ihr vermutlich zu klein. Oh, ich weiß. Wie wäre es mit Humfrey?
    Ich war verblüfft. Humfrey?
    Echt?
    Gibt es überhaupt noch Menschen, die so heißen? Nicht, dass mir das Leben im Umfeld merkwürdiger Namen fremd wäre – meine Eltern heißen Peter und Piper, und unser Nachname lautet Cockey –, aber Humfrey? Sehr seltsam!
    Sie rieten mir, einen Blick in die Dienstagsausgabe der London Lite zu werfen, dort fände ich sein Bild neben der Kolumne, die er schrieb. Und dann Bescheid zu sagen, ob sie uns miteinander bekannt machen sollten.
    Zwei Tage vergaß ich, die Zeitung zu kaufen, aber nachdem man mir den Kerl so angedient hatte, rief ich meine Mitbewohnerin auf der Arbeit an und sagte ihr, sie solle auf dem Heimweg ein Exemplar besorgen (ich befand mich bereits zu Hause und es regnete, und gar so wichtig war es mir nun auch wieder nicht). Irgendwann kreuzte Sunita mit einer ziemlich feuchten Zeitung auf. Wir blätterten sie durch, um die Kolumne von Humfrey Hunter zu finden – und da prangte auch schon sein Konterfei. »Der sieht aber nett aus«, schwärmte Sunita. Ich hingegen beschloss, die Zeitung wegzulegen und weiter fernzusehen. Meine Erwartungen waren zu hoch gewesen und ich war sehr enttäuscht. (Es war ein schreckliches Foto. Als das Shooting stattfand, hatte Humfrey ihnen untersagt, dieses eine Foto zu verwenden. Mistkerle!) Sunita meinte, ich sollte ihn trotzdem kennenlernen, aber ich wollte nicht noch mehr enttäuscht werden und entschied mich dagegen. Zu allem Übel schrieb er auch noch eine Kolumne über Dates ! Wer macht den so was? Hielt er sich etwa für die männliche Carrie Bradshaw oder was? Ich hatte genügend Folgen von Sex and the City gesehen, um zu wissen, dass ich keines meiner intimen Details vor ganz London ausgebreitet sehen wollte. Wie beschämend das doch wäre! Und mit wie vielen anderen Frauen mochte er ausgehen? Er war mit Sicherheit nicht auf der Suche nach einer festen Freundin. Denn wo läge auch der Sinn einer Kolumne über Dates, wenn man in einer festen Partnerschaft lebt? Ich fasste also den Entschluss, lieber mit meinen Freunden auszugehen als zu einem Date mit diesem Mann.
    Fünfzehn Monate und einige trostlose Dates meinerseits später heirateten Olly und Pip. Ich hatte noch ein paarmal über Humfrey Hunter und die Frage, ob ich zu diesem Date hätte gehen sollen, nachgedacht. Nun würde ich ihn also doch noch kennenlernen. Am Abend vor der Hochzeit stieg ich in den Zug, und Pip ließ mich von ihrem Fotografen zu dem Pub bringen, wo der Polterabend stattfand. Und dann kam Humfrey Hunter. Pip machte mich sofort auf ihn aufmerksam.»Das ist Humfrey, mit dem wir dich verkuppeln wollten«, erklärte sie.
    Oh, dachte ich. Und dann: Ups!
    Nicht übel. Ich schaffte es, zum Abendessen an seinem Tisch platziert zu werden, aber er sprach nicht ein einziges Mal mit mir (obwohl nur eine Person zwischen uns saß). Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ein Knistern in der Luft lag.
    Am nächsten Morgen traf ich mich mit Sunita. Sie war zwar nicht zur Hochzeit eingeladen, doch die Feier fand in ihrem Heimatort statt. Ich erzählte ihr von Humfrey Hunter und dem gefühlten Knistern. Und dass er überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem Foto in der Zeitung hatte, im Gegenteil: Er war groß, hatte ein nettes Lächeln, schöne Augen und eine unglaublich tiefe Stimme. Ich hatte nicht einmal mit ihm gesprochen und musste trotzdem ständig an ihn denken! Ich merkte, dass Sunita eher zurückhaltend reagierte – sie hatte mehr als zwei Jahre miterlebt, wie ich Männer und insbesondere sogenannte Beziehungen sezierte, ohne dass am Ende etwas dabei herauskam – vor allem, weil ich mich tendenziell für Männer interessierte, die ich nicht bekommen konnte. Zwei Wochen vor Pips Hochzeit jedoch hatte ich mich entschieden, diese Dinge zu ändern. Ich beschloss, die Spielerei sein zu lassen, mich selbst nicht immer wieder Verletzungen auszusetzen und servierte all die Kerle ab, die mich nur benutzten, um sich selbst besser zu fühlen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher