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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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Es musste ihr aus den Händen geglitten sein, als sie das Bewusstsein verloren hatte. Sie tastete auf dem Boden entlang und spürte das Feuerzeug kurz darauf tatsächlich in der Hand. Sie schüttelte es ein paarmal, um auch noch den letzten Rest des Gases in die Kammern zu bekommen, und dann machte sie es an. Die Flamme blieb tatsächlich einen Moment länger an als zuvor und Katharina konnte jetzt sowohl Laura als auch ein wenig der unmittelbaren Umgebung erkennen. Trotz der Angst, die in ihren Augen stand, lächelte Laura ihr zaghaft zu. Katharina fiel ein Stein vom Herzen, dass das Kind dazu noch in der Lage war. Jetzt war nur noch sie wichtig. Katharina setzte sich unter körperlichen Schmerzen gerade auf. Sie verdrängte die Last, die Maximilian ihr für ihr Leben aufgebürdet hatte, lächelte beruhigend zurück und sagte mit fester Stimme, die sie ebenso überzeugen sollte, wie Laura: »Laura, wir schaffen das. Du weißt ja, dass ich bei der Polizei bin. Meine Kollegen werden uns sicher bald finden, und bis dahin werde ich versuchen, uns hier rauszubringen. Das Licht dazu haben wir schon mal. Okay?«
    Laura nickte tonlos. Katharina ließ die Flamme wieder erlöschen, steckte sich das Feuerzeug in die Hosentasche und kroch über den unebenen Boden. Ihr Ziel waren die Latten in der anderen Ecke der Grube, die sie beim Blick von oben in das Kellerloch gesehen hatte. Bald hatte sie den vermeintlichen Holzstapel erreicht. Sie merkte es, weil sie fast darauf gekrochen wäre. Noch benutzte sie jedoch das Feuerzeug nicht wieder, da sie nicht wusste, wie lange es überhaupt noch funktionieren würde.
    Sie ertastete jetzt den Stapel Latten und merkte sofort, dass es sich nicht um Holz handeln konnte. Dazu waren die Latten zu glatt und zu rund. Unter Stöhnen zog Katharina sich auf die Knie, nahm das Feuerzeug in die Hand und sorgte wieder für ein Minimum an Licht. Was sie sah, lies sie erstarren: Das waren keine Latten – es waren Knochen! Der ganze Stapel bestand aus aufgeschichteten, einzelnen Knochen, und wenn Katharina nicht alles täuschte, stammten sie von mindestens zwei Menschen. Sie fuhr angewidert zurück und fühlte sofort den Schmerz, der ihren geschundenen Körper durchzog. Außerdem war das Feuerzeug bei dieser Aktion erneut ausgegangen. Oh Gott, wo war sie hier nur gelandet? Katharina machte noch einmal Licht, streckte voller Widerwillen einen Arm aus und zog einen langen Oberschenkelknochen aus dem Stapel heraus. Mit diesem einzigen verfügbaren Werkzeug in der Hand kroch sie zu dem Punkt, über dem sich in etwa die Luke befinden musste. Das konnte sie am Sandboden fühlen, denn hier war eine kleine Wölbung, die vermutlich von ihrem Sturz herrührte. Mühsam richtete sie sich auf, streckte den Arm hoch und stieß mit dem Oberschenkelknochen gegen die Decke. Sie hörte am hohlen Geräusch, dass sie richtig getippt und tatsächlich die Luke erwischt hatte, doch es tat sich nichts. Wieder und wieder versuchte sie es, aber sie bewirkte nicht einmal die kleinste Bewegung. Erschöpft gab Katharina auf, ließ sich zurück auf den Boden sinken und kroch wieder zu Laura, die sie eng in ihre Arme schloss. Um die Stille zu übertönen, flüsterte Katharina nun ein ums andere Mal ihr Mantra: »Meine Kollegen kommen gleich und holen uns hier raus. Versprochen!«
13.07 Uhr
    Ben und Tobi fuhren mit Blaulicht durch die Stadt. Sofort, als Bene die SMS von Katharina erwähnt hatte, war es Ben wie Schuppen von den Augen gefallen. Die Kleingartennummer! Ständig hatten sie Christofer Saalbach damals damit aufgezogen, dass er schon als Kind ein Spießer war, weil sein Vater diese Laube besaß und er dort rumhing, während alle anderen weit weg in den Urlaub fuhren. Die Hänselei hatte erst aufgehört, als Saalbachs Vater sich von seiner Frau getrennt hatte, um mit einer anderen in Kaltenmoor zusammenzuleben. Dann hatten sie Toffi jedoch genau damit gefoppt. Vor allem, weil sein Vater kurz nach seinem Einzug in diese Sozialbausiedlung zum stadtbekannten Säufer herabgesunken war, und die neue Freundin mindestens ebenso gern ganz tief ins Glas sah, wie der Alte selbst. Konnte es vielleicht sogar sein, dass es sich bei der Freundin von Toffis Vater um die ermordete Paulina Petersen handelte? Vom Alter her würde es hinkommen. Ben würde das unbedingt später nachprüfen müssen, aber im Grunde ahnte er jetzt schon, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Mein Gott, wenn es tatsächlich so war, dann schwebte Katharina in
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