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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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geschlossen. Um einen eher zweitrangigen Vertrag aufs Neue zu besiegeln, hatte Johannes V. Palaiologos sogar sein Einverständnis gegeben, dass die Mamelucken einen gefangenen Dämon durch sein Reich transportierten.
    Der Dämon mit den wolfsgrauen Haaren und der totenbleichen Haut war in einen Käfig mit silbernen Gitterstäben gesperrt gewesen, und es hätte dem Kaiser eine Warnung sein sollen, dass seine Bewacher nur in der Nacht reisten. Inzwischen wusste Johannes V. Palaiologos, dass er damals auf Andronikos hätte hören sollen. Sein Berater hatte ihm abgeraten, die Erlaubnis zu erteilen.
    Schließlich hielt ihn nur die Angst, für seine Sünden vor dem Jüngsten Gericht zur Rechenschaft gezogen zu werden, davon ab, alle Speichellecker hinrichten zu lassen, die diesem Unternehmen seinerzeit eifrig zugestimmt hatten.
    Heilige Gewaltenteilung,
sagte sein Beichtvater. Ohne sie wäre die Welt verloren.
    »Prinzessin Giulietta …«, setzte Andronikos vorsichtig und mit neutraler Stimme an.
    Der Kaiser sprach seine Enkelinnen seit einiger Zeit mit den Namen ihrer Mütter und die Urenkel mit denen ihrer Väter an. Gelegentlich nannte er seinen Bibliothekar auch beim Namen eines Sklaven, der dessen Posten dreißig Jahre zuvor innehatte. Es war eine Wohltat, mit einem alten Mann wie Andronikos zu reden, den der Basileus schon zu lange kannte, um ihn mit jemandem zu verwechseln. Er versuchte vergeblich, sich an das Mädchen zu erinnern.
    »Wer ist sie?«, fragte er nach einer Weile ungehalten.
    »Die Nichte des verstorbenen Dogen von Venedig.«
    »Zoes Tochter? Wie geht es Zoe?«
    »Sie wurde von den Republikanern ermordet, Hoheit.«
    »Ahhh …« Der Kaiser verstummte und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Zoe hat einen meiner Neffen geheiratet, nicht wahr?«
    »Leider war es keine glückliche Ehe.«
    »Hmm … und wie geht es ihrer Tochter?«
    »Ihr Ehemann ist bei der Seeschlacht vor Zypern ums Leben gekommen.«
    »Darüber haben wir bereits gesprochen, nicht wahr?«
    Der Magier nickte mit unbewegtem Gesicht. »Es gibt aus dieser Ehe einen Sohn«, fuhr er fort. »Und Gerüchte um die Vaterschaft. Darüber haben wir ebenfalls gesprochen.«
    »Der Ehemann hat den Sohn als sein eigenes Kind anerkannt?«
    »Ja, Hoheit. Er hat ihn zu seinem Erben erklärt.«
    »Das ist das einzig Wichtige.« Dass Adelige uneheliche oder adoptierte Kinder zu ihren Erben ernannten, damit der Familienzweig nicht erlosch, war keineswegs ungewöhnlich und schon im alten Rom üblich gewesen. Der Basileus selbst stammte in direkter Linie von den Cäsaren ab. Andronikos erwartete wohl kaum, dass er davon schockiert war. »Kommt zur Sache.«
    Der Magier holte tief Luft.
    »Giuliettas verstorbener Mann war Sigismunds bevorzugter Bastard …«
    Sigismund war der deutsche Kaiser … genauer gesagt der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, König von Deutschland, Ungarn und von einem halben Dutzend weiterer, vollkommen unbedeutender Länder.
    »Warum sollte mich das interessieren?«
    »Hoheit, der jetzige Doge von Venedig macht sich nichts aus Frauen. Wie wir wissen, plant seine Mutter, den Regenten vergiften zu lassen, falls dieser heiraten sollte, bevor er einen Thronerben zeugen könnte. Prinz Alonzo kann also nur Bastarde ohne Anrecht auf den Thron in die Welt setzen.«
    »Warum haben wir darüber nicht gesprochen?«
    »Wir haben das Thema berührt, aber nicht vertieft«, erwiderte Andronikos hastig. »Es ist auch nur deshalb von Bedeutung, weil Sigismund nun einen anderen seiner unehelichen Söhne um Giuliettas Hand anhalten lässt.«
    »Sigismund will Venedig?«
    »Hoheit, das wollte er schon immer.«
    »Ihr wisst, was ich meine. Er hat die Absicht, Venedig zu vereinnahmen, indem er seinen Sohn mit Zoes Tochter vermählt und dann zu gegebener Zeit Venedig beanspruchen kann, da Leopolds legitimer Sohn der rechtmäßige Thronanwärter ist.«
    »So ist es, Hoheit.«
    Der Kaiser seufzte.
    »Soll ich das Kind aus dem Weg schaffen lassen?«, fragte der Magier.
    »Heilige Gewaltenteilung, Andronikos. Ich werde bald vor meinen Schöpfer treten und möchte mein Gewissen nicht mit einem weiteren Kindsmord belasten. Ebenso wenig hat es Sinn, die Mutter zu töten. Wir werden es mit einer anderen Strategie versuchen und einen Bräutigam ins Spiel bringen, der uns zupasskommt.«
    »Ausgezeichnet, Hoheit.«
    Während die Choräle verstummten und wieder einsetzten, die Fächer hin und her schwangen und aus unglasierten
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