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Bis euch der Pfähler holt!

Bis euch der Pfähler holt!

Titel: Bis euch der Pfähler holt!
Autoren: Jason Dark
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allein, der Vorhang dämpfte den Lärm, so brauchte keiner von ihnen zu flüstern. »Was ist dir eine Information wert, Marek?«
    »Wie gut ist der Tip?«
    »Heiß – sogar kochend.«
    »Zehn Pfund?«
    Der Schleicher schluckte. Dann sah er aus, als wollte er Marek an die Gurgel springen. »Zehn Pfund? Willst du mich auf den Arm nehmen, verdammt?«
    »Nein. Wieso?«
    »Was ich dir sage, ist top.«
    »Gut, zwanzig Pfund, weil du es bist.«
    »Fünfzig.«
    Marek schnappte nach Luft. »Das ist ein Vermögen.«
    »Ha, ha. Hast du nicht Freunde?«
    »Ja, aber keine Millionäre.«
    »Du kannst es lassen. Trink dein Bier aus, wir unterhalten uns über das Wetter, und die Sache ist erledigt. Dabei solltest du dich auch daran erinnern, daß ich dich noch nie reingelegt habe. Du bist bei mir immer gut gefahren. Meine Tips sind erste Sahne.«
    »Dreißig.«
    »Nein.«
    Sie einigten sich schließlich auf vierzig Pfund. Frantisek zählte die Scheine ab, und sein Gegenüber ließ sie blitzartig verschwinden. Dann knetete er seine dünne Nase und räusperte sich. »Was ich dich jetzt frage, hängt bereits mit meiner Information zusammen. Kennst du die Ravensteins?«
    Der Pfähler überlegte. »Fällt mir im Moment nicht ein. Müßte ich sie kennen?«
    »Im Prinzip nicht. Kennst du denn ihr Schloß?«
    Marek trank aus der Flasche. Er brauchte Zeit, und er erinnerte sich tatsächlich daran, diesen Namen schon einmal gehört zu haben. Als er die Flasche abstellte, nickte er.
    »Also kennst du sie doch?«
    Frantisek hob die Schultern. »Ich glaube, mich daran erinnern zu können. Es klingt sehr nach Vergangenheit.«
    »Das war es auch.«
    »War?«
    Der Schleicher schnalzte mit den Lippen. »Ist es aber nicht mehr, mein Freund.«
    »Wolltest du mir das sagen?«
    Der Schleicher nickte heftig. »Ja, das wollte ich. Die Familie Ravenstein kehrt zurück. Ich weiß nicht, wo in Europa sie sich aufgehalten hat, aber sie wird bald wieder auf ihrem Schloß eintreffen. Man hat es bereits gerichtet.«
    »Das weißt du?«
    »Hundertprozentig.«
    Marek strich über die Stirn, dann über seine Nase. »Kannst du mir denn auch verraten, was ich mit den Ravensteins zu tun haben soll? Wie sie mich tangieren?«
    Der Schleicher betrachtete seine Fingernägel, die wie manikürt aussahen. »Ich bin wirklich überrascht, Marek, wie wenig du über diese Familie weißt, die vor vielleicht hundert Jahren Rumänien verlassen hat. Der Legende nach sollen die Ravensteins eine Vampir-Familie sein.«
    Jetzt war es heraus, und plötzlich war Marek hellwach. In den letzten Minuten hatte er sich doch ein wenig müde gefühlt, nun war ein Zustand erreicht, der so etwas wie Jagdfieber durch seinen Körper peitschte. »Ich kann mich darauf verlassen?«
    »Stimmt alles. Sie kehren zurück. In wenigen Tagen. Der Zug wird nachts in den Bahnhof von Cirkova einrollen.«
    »Den Ort kenne ich.«
    »Um so besser.« Der Schleicher grinste. »Noch ein Tip am Rande, Marek. Das Schloß der Ravensteins ist von diesem Ort nicht sehr weit entfernt. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Doch. Wann treffen sie ein?«
    Der Schleicher hob die Schultern. »Da muß ich leider passen. Man hat von der übernächsten Nacht gesprochen. Was daran stimmt, weiß ich nicht. Ich würde es aber nicht so genau nehmen, denke ich.«
    »Danke, ich werde dort sein.«
    »Viel Spaß noch.«
    Marek stand auf. »Spaß ist etwas anderes.« Dann ging er so unauffällig, wie er gekommen war…
    ***
    Und jetzt wartete er.
    Marek hatte den alten VW außerhalb des eigentlichen Bahnhofsgeländes abgestellt, aber so geparkt, daß er den Vorplatz und die drei Schienenstränge im Auge behalten konnte.
    Mitternacht war vorbei. Der Schnee rieselte ohne Unterlaß aus den dicken Wolken. Auf dem Platz vor dem Bahnhof und auch in den engen Straßen und Gassen des Ortes zeigte sich kein Mensch. Selbst die Tiere hatten sich zurück ins Trockene verzogen.
    Frantisek Marek gehörte zu den Menschen, die mit der Tugend Geduld gesegnet waren. Er wartete, ohne nervös zu werden oder leise vor sich hin zu fluchen. Wer sich eine Aufgabe gestellt hatte, wie es bei ihm der Fall war, der mußte einfach Geduld haben, ansonsten konnte er in Rente gehen. Auch seine Feinde, die Schwarzblütler, ließen sich oft genug Zeit, und da hatte es der Pfähler schon gelernt, lange zu warten.
    Seine Waffe trug er bei sich. Sie war unter dem Mantel verborgen. Ein alter, glatter und sehr effizienter Eichenpflock, der so manchen Vampirkörper aufgerissen
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