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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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verringerte. Das PM nimmt zwar ein Magazin zu zehn Patronen auf, aber ich wusste, dass ich höchstens zwei Schuss haben würde, vorzugsweise nur einen. Bei Repetiergewehren hatte man manchmal keine Zeit für einen zweiten Schuss. Während man den Auszieher betätigte, ging die Beute in Deckung.
    Endlich nahm ich die Waffe in die Hand und stellte mich damit vor die hohe Spiegeltür des Kleiderschranks. Die Vorhänge waren zugezogen, deswegen brauchte ich keine Bedenken zu haben. Das Zielfernrohr war schon montiert. Ah, Max hatte mir die Entscheidung so schwer gemacht! Er hatte mir ein Redfield angeboten, ein Parker-Hale, das Zeiss Diavari ZA... sogar das alte Scharfschützenfernrohr Nr. 32. Aber das PM war für diese Modelle nicht ausgerüstet, und so entschied ich mich, anstatt lang herumzumachen und mir eigens eine spezielle Montage fräsen zu müssen, für ein Schmidt und Bender 6 x 42 - und fragte mich dabei, ob ich es diesmal nicht vielleicht doch ein bisschen übertrieb.
    Da hatte ich ein Gerät, mit dem ich auf fünfhundert Meter Entfernung einen Floh vom Schnurrhaar einer Katze wegputzen konnte, während ich lediglich auf ein Zehntel dieser Distanz einen völlig ungedeckten Menschen zu treffen brauchte. Was musste ich mir all diese ausgefeilte Technik kaufen, wenn es irgendein in China zusammengepfuschtes Ding genauso getan hätte? Max hatte darauf eine Antwort.
    »Du weißt Qualität, weißt Stil zu schätzen.«
    Wie wahr, Max, wie wahr. Wenn meine Zielpersonen schon aus der Welt geschafft werden mussten, wollte ich ihnen den bestmöglichen Abgang verschaffen. Ich sah auf meine Uhr, überprüfte sie dann anhand des Radioweckers.
    Sie hatte noch knapp zwei Stunden zu leben.

2
    Alles wartete auf Eleanor Ricks.
    Sie war an diesem Morgen aus einem bleischweren Tablettenschlaf aufgewacht und wusste, dass ein weiterer Tag auf sie wartete, bereit, sie zu beißen. In der Küche warteten Frühstück und Ehemann Freddy, außerdem Mrs. Elfman. Wenn Eleanor und Freddy beide arbeiteten, kam Mrs. Elfman vorbei und bereitete das Frühstück vor, spülte anschließend alles ab und räumte die Zimmer auf. Wenn sie nicht arbeiteten, putzte sie nur. Freddy beharrte darauf, einer von ihnen beiden müsste doch wohl imstande sein, Frühstücksflocken oder ein Ei mit Bratwürstchen und eine Kanne Kaffee zuzubereiten, wenn er nicht gerade an die Arbeit denken musste. Komischerweise lief es, wenn Mrs. Elfman nicht einsprang, aber immer darauf hinaus, dass Eleanor kochte - selbst wenn sie zur Arbeit musste, während Freddy »freihatte«. Heute war allerdings für beide ein Arbeitstag.
    Freddy Ricks war Schauspieler, ein in den frühen Achtzigern (wenn auch nur in TV-Sitcoms) durchaus erfolgreicher, verdiente sich aber jetzt seine Brötchen mit - spärlichen - »Charakterrollen«. Er hatte es mit dem Theater versucht, das ihm nicht lag, und einen ziemlichen Batzen ihrer gemeinsamen Ersparnisse für einen fruchtlosen Aufenthalt in Hollywood verschwendet beim Versuch, Produzenten und Regisseure, die vom britischen Fernsehen zur Leinwand avanciert waren, auf sich aufmerksam zu machen. Heute trat er in einem Werbespot für Frühstückszerealien auf. Es würde nur eine Halbnahaufnahme werden; er müsste einen gelben Südwester tragen und ein verdutztes Gesicht machen. Er hatte zwei Zeilen Text, aber die sollten später von einem anderen Schauspieler synchronisiert werden. Freddy begriff nicht, warum den Leuten seine Stimme nicht gut gefiel. Für die zwölf Millionen Zuschauer, die sich von 1983 bis 1984 Woche für Woche Stand By Your Man angeschaut hatten, war sie, wie er einwandte, doch auch gut genug gewesen.
    Er saß am Tisch, mampfte Cornflakes, las sein bevorzugtes Boulevardblatt und sah wütend aus; aber das tat er in letzter Zeit immer. Das Radio stand auf dem Abtropfbrett und war kaum zu hören, weil Freddy kein Radio mochte. Mrs. Elfman aber schon, und so hielt sie den Kopf schief, um etwas zu verstehen, während sie gleichzeitig das Geschirr vom Vorabend spülte.
    »Morgen, Mrs. E.«
    »Morgen, Mrs. Ricks, wie haben Sie geschlafen?«
    »Wie ein Stein, danke.«
    »Manche haben eben Glück«, murmelte Freddy. Eleanor schenkte ihm keinerlei Beachtung, ebenso wenig Mrs. Elfman. Eleanor goss sich einen Becher schwarzen Kaffee ein.
    »Möchten Sie etwas essen, Mrs. Ricks?«
    »Nein, danke.«
    »Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.«
    »Ich bin noch voll von gestern Abend.« Das war eine Lüge, aber was hätte sie
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