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B00G7SVP3K EBOK

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Titel: B00G7SVP3K EBOK
Autoren: Simone Dietze
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eisiger Stimme befahl, dass ich ihre Schmuckschatulle, wieder dahin stellen sollte, wo sie hingehörte, nämlich auf ihre Kommode.
    Mit zerknirschter Miene und mit meiner Taschenlampe in der Hand, folgte ich ihr aufs Wort, und gehorchte auch, als sie mir befahl, die Kerzen in ihrem Schlafzimmer anzuzünden und das große Fenster zu schließen.
    „Ich will jetzt schlafen und in Ruhe gelassen werden. Hast du verstanden?“, murrte sie schlechtgelaunt und entnahm aus einem Röhrchen einige Tabletten, die sie mit einem großen Schluck Whisky herunterspülte. Ich versuchte, das Fenster zu schließen, aber da ich nicht ganz mit meiner Hand an den Hebel heranreichte und zu bequem war, mir einen Stuhl zu holen, bemühte ich mich nicht länger. Zumal ich es obendrein für ratsamer hielt, aus Kunigundes Reichweite zu verschwinden.
    Ohne sie zu fragen, klemmte ich mir ein altes Buch unter den Arm, das auf der Anrichte lag und verdrückte mich , dicht gefolgt von zwei Perserkatzen, in mein Zimmer. Dort machte ich es mir gemütlich. Sofern das überhaupt möglich war, denn eigentlich fürchtete ich mich. Ich war froh, dass mir die Katzen in Anbetracht der Zustände, Gesellschaft leisteten, da es im Haus stockdunkel war. Nur ab und an, war das beängstigende Knarren der morschen Holzbalken auf dem Dachboden zu hören, und das Klappern der maroden Fensterläden, die ein aufkommender Sturm unkontinuierlich gegen die Hausmauer blies.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als auf den Instinkt der Katzen zu vertrauen. Auf ihren 6. Sinn . Der gewohnte von ungewohnten Geräuschen zu unterscheiden vermochte. Ängstlich beobachtete ich den Flammenschlag der Kerzen, die unruhig flackerten, weil der Wind durch die undichten Fenster blies. Ich verkroch mich mit meiner Taschenlampe unter die Bettdecke und vertiefte mich in das Buch von Kunigunde.
    Plötzlich glaubte ich seltsame Geräusche wahrzunehmen, die ich nicht zuordnen konnte. Eine der Katzen hob instinktiv den Kopf . Unterbrach ihr sonores Schnurren. Die Kerze flackerte wild, und mein Herz klopfte, als wäre es aus dem Takt geraten.
    Ich hörte es ganz deutlich, auch wenn sich die Katze wieder beruhigt hatte. Ein leises , schleifendes Rumoren. Ungleichmäßiges Rumpeln, als würde jemand mühsam die Holzstufen hinaufkriechen und seine Beine hinterherziehen.
    Ich war mir sicher einen fauligen Geruch zu wittern, der sich immer intensiver wie Verwesungsgeruch im Zimmer auszubreiten schien. Wie gelähmt , starrte ich die Türklinke an. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und kroch unter das Bettgestell, um mich in Sicherheit zu bringen. Dort erklärte sich der seltsame Gestank. Eine der Katzen hatte unter mein Bett gemacht.
    Ein Glücksgefühl durchzuckte meine verkrampften Gliedmaßen und ließ mich erleichtert aufatmen . Meine grusligen Phantasien waren auf einmal wie weggewischt, so dass ich mir sogar zutraute, mit meiner Taschenlampe das seltsame Treiben vor meiner Zimmertür zu inspizieren.
    Ich erspähte abgerissene Tapetenstücke, die von den vermoderten Wänden herunterhingen und teilweise verstreut auf der Treppe herumlagen. Umgeworfene Blumentöpfe, deren pflanzliche Überreste in Form von Schleifspuren die Holzdielen befleckten . Und ich entdeckte, drei übermütige Katzen, die in ihrem nächtlichen Jagdfieber für die Verwüstungsorgie verantwortlich waren und wie abgesprochen in mein Zimmer hineinhuschten, um es sich auf meinem Bett gemütlich zu machen.
    Nun war ich von fünf Persern umzingelt, die nicht nur meine Schlafstätte wie ein Mauseloch belagerten, sondern auch noch vorhatten , einen Rekord im Synchronschnurren aufzustellen. Meiner Intimsphäre beraubt, dauerte es nicht lange, bis sich meine Atemzüge gefügig den rhythmisch schnurrenden Vorgaben meiner Eroberer anpassten, während ich mich in Kunigundes geheimnisvolle Lektüre „Handlesen leicht gemacht“ vergrub.
    Lediglich ein dumpfer Schlag, ließ mich noch einmal kurz aufhorchen . Aber da eine der Katzen auf dieses Geräusch nur mit einem gelangweilten Gähnen reagierte und sich die anderen ebenfalls nicht in ihrer Ruhe gestört fühlten, sah auch ich keine Veranlassung mich aus meinem spannenden Lesestoff herausreisen zu lassen. Und las und las, bis ich über dem Buch einschlief.
    Ich weiß nicht, wie lange ich schon geschlafen hatte, und ob ich durch das kläglich Miauen der Katzen oder meinem Hüsteln erwachte.
    Ich wunderte mich nur, weshalb sich alle Katzen am Fenster aufhielten und nervös mit ihren
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