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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht
Autoren: Steffi von Wolff
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drückte auf dem Handy herum. «Aber angenommen, ich befinde mich gerade in Afrika auf einer Safari in der Serengeti und habe den Anschluss an meine Gruppe verloren, irre orientierungslos umher und habe kein Wasser mehr, weiß nicht mehr, wo ich bin, und eventuell taucht dann auch noch ein Tiger auf, der schlechte Laune hat. Dann kann ich ruck, zuck mit dem Handy Hilfe rufen.»
    «Erstens mal gibt es keine Tiger in Afrika, die leben in Indien», sagte Britt. «Und zweitens, wenn du gar nicht weißt, wo du bist, wohin sollst du dann die Hilfe bestellen? Davon abgesehen weiß ich nicht, ob du mit dem Handy überhaupt Empfang hast in der Serengeti», sagte Britt. «Ich denke nicht, dass da Funkmasten und so sind. Ich glaube, die verständigen sich da noch mit Walkie-Talkies. Ich würde wegen des Empfangs noch mal nachfragen.»
    «Was ist Empfang?», fragte Tante Dora.
    Britt nahm sich nun doch ein Stück Schweinebraten. Sie brauchte Kraft.

[zur Inhaltsübersicht]
    drei
    «Das ist aber groß hier. Wo sind denn die Flugzeuge?», fragte Tante Dora aufgeregt. «Und der Boden ist schön. Da klackern die Absätze so hübsch.»
    «Hier sind noch keine Flugzeuge. Die stehen draußen», sagte Britt genervt und versuchte, den Rollwagen einigermaßen gerade vor sich herzuschieben. «Außerdem wird es gleich noch Ärger geben. Du hast viel zu viel Gepäck dabei. Es sind nur zwanzig Kilo erlaubt, wie ich schon sagte.»
    «Das ist anmaßend», war Tante Doras Meinung. «Die können einem doch nicht vorschreiben, wie viel man mitnehmen darf. Schon gar nicht, wenn man gewonnen hat. Wo kämen wir denn da hin? Die Würde des Menschen ist unantastbar, das wird doch immer gesagt. Da können die mir doch jetzt nicht mit zwanzig Kilo für drei Monate kommen.»
    «Auch im Ausland gibt es Waschmaschinen. Wenn jeder so viel mitnähme, wie er wollte, wäre irgendwann kein Platz mehr für die Passagiere im Flugzeug», versuchte Britt zu erklären, während sie einen langen Gang entlangrollte. «Lass uns mal da auf dieses Förderband gehen. Dann müssen wir nicht laufen.»
    «Das ist ja lustig», sagte Tante Dora. «Das ist ja wie eine Rolltreppe ohne Treppe. Da hat wirklich jemand mitgedacht. Es gibt ja auch Leute mit Wasser in den Gelenken oder Gicht oder einer anderen Gehbehinderung. Die Wege hier scheinen aber auch wirklich sehr lang zu sein.»
    «Der Frankfurter Flughafen ist ja auch der größte Deutschlands.»
    «Warum?»
    «Das weiß ich auch nicht», sagte Britt. «Aber es ist so.»
    «Wieso wollen denn die anderen Städte nicht, dass ihr Flughafen der größte ist?», fragte Tante Dora unbeirrt weiter. «Ist es nicht so, dass jeder den größten haben will?»
    «Das ist bei Männern vielleicht so», sagte Britt. «Aber nicht bei Flughäfen.»
    Wie sollte sie die zwei Stunden nur durchstehen, bis Tante Dora endlich in dieser Maschine saß?
    «Warum gibt es eigentlich nur in Großstädten Flughäfen? Es wäre doch praktisch, wenn zum Beispiel Bad Nauheim auch einen hätte. Dann hätten wir nicht so weit fahren brauchen. Denken die auch mal an die Umwelt?»

***
    Britt saß in ihrem Wagen und fuhr in Richtung Autobahn. Nach einer ewig langen Diskussion mit der netten Dame am Abfertigungsschalter hatte sich Tante Dora letztendlich dazu überreden lassen, Britt drei ihrer sieben Koffer wieder mitzugeben, selbstverständlich erst, nachdem sie alle Koffer geöffnet und die Kleidung umsortiert hatte.
    «Ich brauche definitiv genügend Sonnencreme», hatte Tante Dora herumlamentiert. «Im Ausland ist die bestimmt entweder zu teuer, oder es gibt gar keine, beispielsweise in der Südsee, weil da niemand Sonnencreme nimmt. Ich möchte in meinem Alter nicht noch Hautkrebs kriegen. Weißt du, wie schlimm Hautkrebs ist? Ein befreundeter Landwirt, der immer ohne Sonnenschutz aufs Feld raus ist, hatte Hautkrebs, mehr muss ich wohl nicht sagen. Er kann sich jetzt die Radieschen von unten anschauen.»
    «Das tut mir leid», hatte Britt gesagt und den anderen genervt Wartenden entschuldigend zugelächelt.
    «Um ihn ist es nicht schade. Er war ein Idiot.» Tante Dora hatte ihre komplette Unterwäsche auf dem Flughafenboden verteilt. «Ich habe mir Strapse gekauft. Wie findest du sie?» Sie hielt die Strapse hoch, sodass alle sie sehen konnten.
    «Tante Dora,
bitte
. Hier sind Leute.»
    «Natürlich sind hier Leute. Das sehe ich auch. Was ist denn verwerflich daran, Strapse zu besitzen? Viele Leute haben welche. Warum also nicht ich?»
    «In deinem
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