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Attentage

Attentage

Titel: Attentage
Autoren: W Bartl
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Unschuldigen sterben.“
    Leconte schnauft. „Der Kerl ist clever. Das Hotel gehört einem Saudi und ist bei arabischen Geschäftsleuten sehr beliebt. Wir werden ihn unter all denen schwer auf Anhieb identifizieren können.“
    „Wir glauben nicht, dass er dort wohnt. Aber er muss in der letzten Woche in Europa eingereist sein. Wenn wir Glück haben, wissen wir daher in einer Stunde, wer er ist.“
    „Vielleicht gibt es diesmal halbwegs scharfe Bilder von ihm aus einer Überwachungskamera in der Nähe des Internetcafés. Immerhin sind wir in Paris. Ich gebe Ihnen Lucien, er soll das vor Ort mit unseren Leuten herausfinden“, sagt Leconte. „Ich fahre einstweilen zum Place de la Contrescarpe in der Nähe des Hotels zu einem frühen Mittagessen. Wenn es etwas Neues gibt, lasst es mich wissen.“
    Erik hat es kurz die Sprache verschlagen. „Sie gehen jetzt essen!!!“
    „In zwei Stunden bin ich vielleicht schon tot. Sogar Mörder bekommen bei uns eine Henkersmahlzeit. Also werde ich noch in Ruhe essen und ein Glas Rosé trinken.“
    „Ihr Franzosen seid alle verrückt. Und wann ziehen Sie die kugelsichere Weste an?“
    Doch Leconte hat den Hörer bereits an Lucien weitergegeben und das Büro im 4. Stock verlassen. In einem Nebenraum nimmt er die Glock aus seinem versperrten Stahlschrank. Es ist ein sonniger Tag in Paris und unter seinem leichten Sommersakko zeichnet sich die Dienstwaffe im Holster deutlich ab. Er hat zwar in den letzten Wochen etwas abgenommen, aber kann das Sakko dennoch nur offen tragen. Nach kurzem Nachdenken legt er die Waffe wieder zurück.
    Als er ins Freie geht, überrascht ihn die Kraft der Frühlingssonne. Er holt noch einmal tief Luft, bevor er die Stiegen zur Metro hinabsteigt.

MITTWOCH, 9. MAI, 11.45 UHR | PARIS, PLACE DE LA CONTRESCARPE
    Leconte gibt der schwarzhaarigen Kellnerin mit dem frechen Kurzhaarschnitt ein großzügiges Trinkgeld. Sie hat ihn ausgesprochen freundlich bedient und ihm sogar ungefragt die „Le Monde“ zum Lesen auf den kleinen Tisch im Gastgarten gelegt. Er hat zuerst Lammkeule mit Ratatouille und dann als Nachspeise Tarte Tatin, einen karamellisierten Apfelkuchen, verspeist. Auf ein Glas Wein hat er dann doch verzichtet, denn er weiß, dass gleich seine volle Konzentration gefragt ist. Es geht um Leben oder Tod – sein Leben oder seinen Tod. Er fühlt sich vom Essen und der Sonne gestärkt – und ruhiger. Selbst wenn er es niemals zugeben würde, so spürt er doch, wie Angst in ihm aufsteigt. Gleichzeitig merkt er, dass er auch keine Lust zum Weiterleben hat. Ein seltsamer Zwiespalt, der ihn irritiert und unsicher macht. Und immer wieder muss er an Heather denken. Er hat seine Chance vertan, mit ihr glücklich zu werden. Der Informant im Jemen ging ebenfalls durch seine Schuld verloren. Und auch wenn er nichts für Purronts Fehler kann, so tauchen doch immer wieder die Bilder der von ihm angeschossenen Nicole auf. Er weiß, dass er eigentlich dringend einige Tage Ruhe bräuchte und keine nervenzerfetzende Begegnung mit einem Mann, der dazu entschlossen ist, ihn für einen seiner Fehler zu töten.
    Sein Handy hat er vor dem Essen auf lautlos gestellt und das Vibrationsgeräusch einfach ignoriert. Doch nun wählt erdie Nummer, von wo aus er fünf Mal angerufen wurde. Es ist Lucien.
    „Ich habe Sie nicht erreicht“, sagt sein Assistent und es klingt mehr wie eine Entschuldigung als wie ein Vorwurf. „In den letzten Tagen sind über 200 Personen mit jemenitischen und saudischen Pässen in Frankreich eingereist. Einer von ihnen heißt Fayez Houthi und ist erst gestern auf dem Flughafen Charles de Gaulle gelandet. Erik meint, dass er ein Neffe des ermordeten Sheik Ala al-Houtchi ist.“
    „Ali al-Houthi“, korrigiert Leconte.
    „Wir haben Bilder von drei arabisch aussehenden Männern aus einer Überwachungskamera vor dem Internetcafé, die vom Zeitrahmen her in Frage kommen. Von unseren Leuten in Sanaa bekommen wir in der nächsten halben Stunde Fayez’ Passfoto. Hofmeester bittet Sie, noch zu warten, bis wir ihn identifiziert haben. Dann können wir zugreifen und Sie sind nicht in Gefahr.“ Lucien ist logischerweise aufgeregt.
    „Er hat damit gedroht, Unschuldige zu töten“, sagt Leconte, der bereits auf das Hotel zusteuert. „Ich werde pünktlich sein. Warum ruft mich Erik eigentlich nicht selbst an?“
    „Er fliegt bereits mit einigen Kollegen in einer Sondermaschine nach Paris“, sagt Lucien. „Wir haben zwei unserer besten Leute in der
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