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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
Autoren: Susan M. Watkins
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und Rob und alle anderen, die in ihrer Wohnung ein und aus gingen, begannen über den unglaublichen Gedanken zu diskutieren, dass buchstäblich jede und jeder von uns, von der Geburt bis zum Tod und darüber hinaus, jene Realität, die wir kennen, ständig und mit ureigener Absicht selbst erschaffen.
    Das letzte Mal, als ich Jane Roberts sah, war am 2. September 1984 im St. Joseph-Krankenhaus in Elmira. Ich hatte sie in den anderthalb letzten Jahren ihres Lebens, die sie dort verbrachte, nur sehr wenige Male besucht. Alle um mich herum, so schien es mir – Eltern, Verwandte, Freundinnen und Freunde – verschwanden in jenen Jahren hinter den Pforten von Krankenhäusern. Rob trat aus dem Zimmer, als ich anklopfte. Jane habe aufgehört zu essen, erklärte er, und man ernähre sie nicht intravenös. „Es ist gut, wenn du innerlich vorbereitet bist,“ sagte er, und ich glaube, das war ich auch. Jane lag nackt und unbedeckt auf dem Bett, auf der Seite zusammengerollt, wie ein Fötus, leuchtende Haut gespannt über schmalen Knochen. Sie schien so gewichtslos und so durchsichtig zu sein wie eine abgelegte Insektenhaut auf der Borke eines Baumes.
    Ich ging zu ihr hin, streichelte ihren Kopf und begrüßte sie. „Oh, gib dir keine Mühe, mich anzufassen“, sagte Jane, aber ich glaube, sie genoss es. Sie war so dünn – nur Knochen und dunkle Augen. Ich hatte nicht gewusst, dass es möglich war, so dünn und dabei immer noch lebendig zu sein.
    An diesem letzten Tag, wie am ersten, sagten wir nichts Bedeutungsvolles zueinander; der Besuch war kurz. Als ich aufstand, um zu gehen, streichelte ich wieder ihren Kopf und sagte: „Goodbye Jane.“ Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, es so zu sagen, aber die Tatsache ihres nahen Todes hing klar und deutlich und unvermeidbar über uns in der warmen Krankenhausluft. Auf eine seltsame Art war es wie beim ersten Mal, als wir uns vor vielen Jahren getroffen hatten, nur umgekehrt: Beide Male trug eine von uns ein anderes, geheimnisvolles Leben tief in sich selbst, das darauf wartete, geboren zu werden.
    Aber damit hatte ich ihr altes trotziges Selbst geweckt: „Hei, was soll das, Sue, so musst du mir nicht Goodbye sagen,“ zischte sie.
    Ich wagte damals nicht, weder sie noch Rob anzuschauen. Halb abgedreht, im Blickwinkel den sanften Glanz ihrer perlmuttfarbenen Haut, hell wie das Licht der Träume, sagte ich: „Oh, ich meinte nur, dass ich dich wieder sehen werde, mach dir keine Sorgen.“ Und dabei dachte ich, was sage ich denn da? Aber ich wusste, was ich sagte, und auch Jane wusste es. Und so gab es nichts mehr zu sagen und ich ging weg. Sie starb drei Tage später, am 5. September, und sie unternahm diese Reise, die wir alle unternehmen müssen, allein, ohne Plan, ohne zu wissen, was wir finden werden, wenn wir dort ankommen, uns darauf verlassend, dass uns der während unserer Lebenszeit erworbene Glaube dabei unterstützen und begleiten wird.

Jane als siebenjähriges Kind in Saratoga Springs, NY. „Am einen Tag sagte mir meine Mutter, dass sie mich liebe und am nächsten schrie sie, es tue ihr leid, mich jemals geboren zu haben – dass ich ihr Leben ruiniert habe.“ (Foto: Robert F. Butts)

KAPITEL 2
    Ein Leben im Kopf
    Dorothy Jane Roberts wurde am 8. Mai 1929 in Saratoga Springs, New York, als einziges Kind von Delmar und Marie Burdo Roberts in Lebensumstände hinein geboren, die an einen Roman von Charles Dickens erinnern. Ihre Eltern trennten sich, als sie noch ein Kleinkind war, und kurz darauf wurde ihre Mutter aufgrund einer rheumatischen Arthritis bettlägerig, die gleiche Krankheit, der auch Jane später erliegen würde. („Ich habe sie nie gehen sehen,“ erinnerte sich Jane später.) Aufgewachsen im katholischen Glauben, wurde Jane in ein von Nonnen geführtes Waisenhaus gesteckt, während ihre Mutter ins Spital musste. Jane lebte während fast zwei Jahren in diesem Waisenhaus. Die Nonnen hatten strenge Verhaltensregeln aufgestellt; unter anderem durfte nicht nackt geduscht werden, sondern die Mädchen mussten sich über ein baumwollenes „Duschhemd“ einseifen und waschen, und es war ihnen verboten, dabei ihren eigenen Körper zu berühren. „Natürlich“, fügte Jane jeweils beim Erzählen dieser Geschichte hinzu, „warfen wir alle einen Blick unter unsere Hemden, wann immer wir konnten.“
    Dann schickte man Jane nach Hause, um für ihre verbitterte, invalide Mutter zu sorgen. Beide wurden von der Sozialhilfe unterstützt, und eine Reihe von
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