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Antrag nach Mitternacht

Antrag nach Mitternacht

Titel: Antrag nach Mitternacht
Autoren: C Camp
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sie mit ihren Gedanken weiterhin in der Vergangenheit verharrte.
    „Ist der Ball tatsächlich so trostlos?“, fragte plötzlich eine vertraute Stimme gleich neben ihr.
    Francesca drehte sich lächelnd zu einer blonden Frau um. „Irene! Wie schön, dich zu sehen!“
    Lady Irene Radbourne war eine Person von außergewöhnlicher Schönheit, mit vollem lockigen Haar und auffallend golden schimmernden Augen. Fast wäre sie als alte Jungfer bezeichnet worden – und sie war fest entschlossen, dies auch mit ihren siebenundzwanzig Jahren zu akzeptieren –, als Francesca im letzten Herbst für sie den idealen Ehemann gefunden hatte. Es war der Earl of Radbourne, für den sie eine passende Frau suchen sollte. Lady Irene und sie hatten sich ihr Leben lang fast immer in den gleichen Kreisen bewegt, daher kannte sie sie seit vielen Jahren als jemanden, der aus seiner Meinung keinen Hehl machte. Freundinnen waren sie aber erst geworden, nachdem sie beide zwei Wochen auf dem Anwesen der Radbournes verbracht hatten. Dort war Francesca damit beschäftigt gewesen, dem recht ungeschliffenen Lord Gideon zu einer wohlerzogenen Frau zu verhelfen. Inzwischen waren Irene und sie fast unzertrennlich.
    Irene warf einen Blick auf die farbenprächtigen Paare im Parterre. „Gefallen dir die heiratsfähigen jungen Damen etwa nicht?“
    Von Francesca kam als erste Reaktion ein Schulterzucken. Selbst wenn sie und Irene in dieser Angelegenheit einvernehmliches Stillschweigen wahrten, vermutete Francesca doch, dass Irene sie durchschaut hatte. Ihre Verkupplungsbemühungen waren weniger ein Zeitvertreib, sondern sicherten vielmehr ihr Überleben.
    „Eigentlich habe ich mich ihnen noch gar nicht so gründlich gewidmet. Ich fürchte, seit Callies Hochzeit bin ich ziemlich träge geworden.“
    Irene musterte sie eindringlich. „Du bist tatsächlich bedrückt, nicht wahr? Kann ich irgendetwas für dich tun?“
    „Es ist gar nichts“, wehrte Francesca kopfschüttelnd ab. „Ich musste nur an etwas denken … etwas, das lange her ist. An einen anderen Ball, der auch hier stattfand.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln, wobei sich in ihrer Wange das charmante Grübchen abzeichnete. „Wo ist dein Mann?“
    In den sechs Monaten, die das Paar mittlerweile verheiratet war, hatte Francesca ihre Freundin nur äußerst selten einmal ohne Lord Gideon an ihrer Seite gesehen. Die beiden passten deutlich besser zueinander, als sie es zu Anfang für möglich gehalten hätte. Es schien, als würde ihre Liebe mit jedem Tag noch etwas stärker.
    Irene musste kichern. „Als wir eintrafen, lauerte ihm bereits seine Großtante auf.“
    „Lady Odelia?“, fragte Francesca entsetzt. „Großer Gott, sie ist auch hier?“ Erschrocken schaute sie sich um.
    „Keine Angst, wir sind hier in Sicherheit“, beteuerte Irene. „Ich glaube nicht, dass sie die Treppe hinaufkommen wird. Darum habe ich mich ja auch auf den Balkon geflüchtet, nachdem ich gesehen habe, dass Gideon ihr in die Finger gefallen ist.“
    „Und du hast ihn einfach im Stich gelassen?“, hakte Francesca amüsiert nach. „Hast du etwa dein Ehegelübde vergessen?“
    „In meinem war mit keinem Wort die Rede von Großtante Odelia, das weiß ich ganz sicher.“ Irene schaute ihre Freundin belustigt an. „Zugegeben, ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, doch dann sagte ich mir, Gideon ist ein starker Mann, vor dem sich viele fürchten.“
    „Aber selbst die unerschrockensten Männer bekommen es bei Lady Odelia mit der Angst zu tun. Ich kann mich gut erinnern, wie Rochford sich einmal durch die Hintertür davonstahl und auf einem Umweg zu den Ställen ging, nachdem er ihre Kutsche vor dem Haus entdeckt hatte. Uns – also meine Mutter, mich und seine Großmutter – überließ er einfach unserem Schicksal.“
    Irene lachte schallend. „Das hätte ich zu gern gesehen. Wenn ich ihm das nächste Mal begegne, muss ich ihn unbedingt damit aufziehen.“
    „Wie geht es dem Duke?“, fragte Francesca beiläufig, ohne dabei Irene anzusehen. „Hast du ihn mal wieder gesehen?“
    „Ja, ungefähr vor einer Woche. Wir waren gemeinsam im Theater. Er und Gideon sind nicht nur Cousins, sondern nun auch Freunde. Aber du bist Rochford sicher ebenfalls begegnet.“
    „Seit Callies Hochzeit nur noch selten“, antwortete sie mit einem Schulterzucken. „Eigentlich bin ich auch mehr mit seiner Schwester befreundet, weniger mit ihm.“
    In Wahrheit hatte Francesca nach der Hochzeit einen großen Bogen um den Duke
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