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Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Titel: Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung
Autoren: Jane Austen
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Verlauf einer längeren Unterredung eine so starke Hingezogenheit zu dem Besitz bekundet, wie ein Mensch, der einen Ort rein aus Beschreibungen kennt, sie nur fühlen kann, und sich durch seine freimütigen Auskünfte über sich selbst als ein auf der ganzen Linie passender, vertrauenswürdiger Mieter ausgewiesen.
    »Und wer bitte ist Admiral Croft?« lautete Sir Walters kalte, argwöhnische Frage.
    Mr. Shepherd beteuerte, daß der Mann aus angesehener Familie komme, und nannte dazu den Ort, worauf Anne nach der kleinen Pause, die dem folgte, ergänzte:
    »Er ist Konteradmiral beim Weißen Geschwader. Er war bei Trafalgar dabei und danach in Ostindien; er war mehrere Jahre dort stationiert, glaube ich.«
    »Dann kann ich ja wohl davon ausgehen«, bemerkte Sir Walter, »daß sein Gesicht ungefähr so rot ist wie die Aufschläge an unseren Livreen.«
    Mr. Shepherd beeilte sich zu versichern, daß Admiral Croft ein sehr robuster, gesunder, wohlaussehender Mann sei,ein wenig wettergegerbt, das ja, aber nicht sehr, in Ansichten und Auftreten durch und durch ein Gentleman, von dem keinerlei Schwierigkeiten bezüglich der Konditionen zu erwarten seien – der nur ein komfortables Haus beziehen wolle, und zwar lieber heute als morgen – der wisse, daß solche Bequemlichkeit ihren Preis habe – überdies wisse, welchen Mietzins ein vollständig möbliertes Haus dieser Größenordnung einbringen könne – es nicht überraschend gefunden hätte, wenn Sir Walters Forderung noch höher ausgefallen wäre – sich nach den Ländereien erkundigt habe – froh um das Jagdrecht wäre, gewiß, aber auch ohne es auskäme – sich nach eigenem Bekunden manchmal eine Flinte überwerfe, aber nie etwas schieße – ein Gentleman durch und durch.
    Mr. Shepherd hatte sich warmgeredet; ausführlich schilderte er die Familienverhältnisse des Admirals, die ihn als Mieter so besonders empfahlen. Er war verheiratet und kinderlos; besser könne man es gar nicht treffen. Kein Haus werde je ordentlich gepflegt, hob Mr. Shepherd hervor, wenn keine Hausherrin da sei: er wisse nicht, ob die Möbel in einem Haus ohne Hausherrin nicht ebenso gefährdet seien wie in einem Haus voller Kinder. Eine Frau, aber keine Familie, das sei der beste Schutz für das Mobiliar, den es auf der Welt nur geben konnte. Er habe Mrs. Croft selbst kennengelernt; sie habe den Admiral nach Taunton begleitet und ihrer Unterredung fast durchgehend beigewohnt.
    »Und eine sehr wohlberedte, noble, lebenskluge Dame schien sie mir«, fuhr er fort; »wollte noch mehr über das Haus und über die Bedingungen und Steuern wissen als ihr Mann und schien überhaupt in Geschäftsdingen besser bewandert. Und sie hat ihre eigene Verbindung zu unserer Gegend, Sir Walter, nicht weniger als der Admiral, insofern nämlich, als sie die Schwester eines Gentlemans ist, der ganz hier in der Nähe gewohnt hat, sie hat es mir selbst erzählt: die Schwester des Gentlemans, der vor ein paar Jahren in Monkford wohnte. Ach je, wie hieß er doch gleich? Der Name will mir nicht einfallen,obwohl ich ihn erst vor so kurzem gehört habe. Penelope, Liebes, kannst du mir sagen, wie der Gentleman hieß, der in Monkford gewohnt hat – der Bruder von Mrs. Croft?«
    Aber Mrs. Clay war so ins Gespräch mit Miss Elliot vertieft, daß der Appell ungehört verhallte.
    »Ich habe keine Ahnung, wen Sie meinen könnten, Shepherd, ich erinnere mich an keinen Gentleman in Monkford seit den Zeiten des alten Gouverneur Trent.«
    »Du meine Güte, wie ausgesprochen sonderbar! Als nächstes vergesse ich noch meinen eigenen Namen! Dabei ist es ein Name, der mir bestens bekannt ist – ich habe den Gentleman so oft gesehen, wohl hundertmal – einmal hat er mich sogar konsultiert, das weiß ich noch, wegen eines Hausfriedensbruchs, den ein Nachbar von ihm begangen hatte – ein Knecht, der in seinen Obstgarten eingedrungen war – Mauer eingerissen – Äpfel gestohlen – auf frischer Tat ertappt – am Schluß hat er sich dann gegen meinen Rat auf einen gütlichen Kompromiß eingelassen. Wirklich überaus sonderbar!«
    Ein paar Augenblicke des Wartens –
    »Sie meinen wahrscheinlich Mr. Wentworth«, sagte Anne dann.
    Mr. Shepherd strömte über vor Dankbarkeit.
    »Wentworth, das war der Name! Mr. Wentworth, so hieß der Mann. Er hatte die Kuratenstelle in Monkford, wissen Sie nicht mehr, Sir Walter, zwei oder drei Jahre lang, es ist schon ein Weilchen her. Wann kam er? im Jahr 5, würde ich sagen. Sie entsinnen sich seiner
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