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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus
Autoren: Stephen Donaldson
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Shaheed-Formel noch Gültigkeit hatte. Die Entscheidungsfindung sollte in wenigen Tagen erfolgen. Er wies jedoch schon jetzt darauf hin, daß er gegen jede Art des offenen militärischen Konflikts zu opponieren gedachte. Nach seiner Ansicht wäre jeder Angriff auf den Bannkosmos eine verhängnisvolle Kurzsichtigkeit; zu unsicher in bezug auf das Ergebnis; zu kostspielig in der Abwicklung. Krieg sei, sagte er, die schlechteste Lösung eines interstellaren Konflikts, und er hätte vor, sie zu blockieren, solang er sich im Amt befand. Anscheinend verspürte auch er das Bedürfnis nach vernünftigeren Auswegen.
    Nachdem er seine Haltung explizit klargestellt hatte, bat er befehlshabende Direktorin Donner und OA-Sicherheitschef Mandich um vorläufige mündliche Berichterstattung. Mit nachgerade militärischer Förmlichkeit beschrieb Min Donner die Disposition der irdischen Streitkräfte und die Verteidigung des Human-Kosmos für den Fall eines amnionischen Präventivschlags. Danach referierte sie die Anklagepunkte gegen die aus der VMK-Orbitalstation entkommenen GD-Betriebsschutzangehörigen. Mandich ließ sich zu der Frage aus, wie die übrigen, zivilen Überlebenden der GD behandelt werden sollten. Er erklärte das Versagen der Sicherheitsvorkehrungen, das es Holt Fasner ermöglicht hatte, mit gültigen Identifikationen und Legitimationen ausgestattete Kaze auszusenden, und schlug Verfahrensänderungen vor, um in Zukunft ähnliche Anschläge zu verhüten.
    Nach Behandlung dieser Themen widmete das Regierungskonzil seine Aufmerksamkeit den Vorfällen, die zum Resultat gehabt hatten, daß die Stiller Horizont zur Erde flog – und den Personen, durch die der Planeten sowohl vor den Amnion gerettet worden war, wie auch von Holt Fasner befreit.
    In einem Tonfall, der jeden Einwand von vornherein ausschloß, begründete Min Donner die Abwesenheit Morns. Danach richtete Konzilsvorsitzender Len an Davies die Bitte, der Versammlung den erwünschten Aufschluß zu erteilen.
    Für die Aufgabe, im Namen der Leute von der Posaune das Wort zu ergreifen, verkörperte er schlichtweg die naheliegendste Auswahl. Sein Gedächtnis enthielt alle Erinnerungen Morns bis zum Moment seiner Geburt. Und anschließend war er an so gut wie allem, was sie und Angus Thermopyle – die Posaune – unternommen hatten, beteiligt gewesen. Doch auch in anderer, persönlicherer Hinsicht war es logisch, daß die Wahl auf ihn fiel.
    In den letzten beiden Tagen war Morn deutlich geworden, daß er sich verändert hatte. Die Konfrontation mit den Amnion und der eigenen Furcht, die unvermeidbar gewesen war, um Warden Dios zu befreien, hatte ihn in mehrerlei Hinsicht geprägt. Morn hatte den Eindruck, daß er einen Teil Angus’ ererbt hatte, den sie nicht auszuloten verstand. Er hatte die Furcht, die sie durchlitt, als Nick Succorso sie den Amnion übergab, auf noch umfassendere Art erlebt. Vorbehaltlos hatte er sich in den Kampf um Warden Dios’ und das eigene Menschsein gestürzt. Und er hatte Erfolg gehabt. In dieser Beziehung war er direkt für Holt Fasners endgültige Niederlage verantwortlich, für die Vernichtung der GD und für Angus’ Verschwinden mit der Mutterwitz. Seinem Innern war ein grundlegender Zweifel ausge ätzt worden. Trotzdem er Morns Erinnerungen im Gedächtnis hatte, glaubte er allmählich an sich selbst. Aus diesem Grund konnte er mit mehr Selbstbewußtsein –und stärkerer Abgeklärtheit – vor das Regierungskonzil treten, als es Morn möglich gewesen wäre.
    Im Stehen erzählte er den versammelten Parlamentariern noch einmal Morns Geschichte; gleichzeitig jedoch war es seine und die Geschichte der Posaune. Er gab mehr Einzelheiten wieder, als vor zwei Tagen Morn erwähnt hatte; er betonte andere Aspekte; seine Darstellungen erfolgten in abweichender Reihenfolge. Im wesentlichen war es allerdings die gleiche Schilderung, ergänzt um Morns mittelbar direkt geführte Verhandlung mit Marc Vestabule und die Aktion zur Rettung Warden Dios’. Als er fertig war, bedauerte Morn lediglich, daß er anscheinend ständig Scham und Mut verwechselte. So tapfer, wie er sie beschrieb, war sie keineswegs gewesen.
    Sie mochte das Ihre dazu beigetragen haben, das Reich des Drachen zu stürzen; aber sie brachte bis jetzt nicht genug Mumm auf, um die Dienstwohnung zu verlassen.
    Die Ovationen, die für Davies’ Ausführungen dankten, kosteten Morn beinahe die mühsam beibehaltene Selbstbeherrschung. Sämtliche Konzilsdeputierten sprangen auf und
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