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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit
Autoren: Dawn Cook
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die angenehme Ruhe zerbarst. »Nein.«
    Bailic wackelte ungeduldig mit den Fingern. »Von Rechts wegen gehört es mir. Der Pfeifer hat seinen Anspruch darauf verloren.«
    »Ich gebe es nur Strell allein«, sagte sie panisch, um das Unvermeidliche hinauszuzögern.
    »Dann werde ich alles verbrennen, was dir lieb und teuer ist«, schwor er und trat einen Schritt näher.
    »Einen Augenblick.« Alissa rappelte sich hastig auf und flüchtete hinter den Brunnenschacht. »Ihr habt eine Abmachung mit Strell, nicht mit mir.«
    »Du versteckst dich hinter einer Nichtigkeit!«, tobte er. »Ich will es jetzt haben!«
    »Erst, wenn wir Strell gefunden haben.«
    »Nein!«, donnerte er, und Alissa spürte, wie ihre Muskeln erstarrten, als hätte sie vergessen, wie man sich bewegte. Sie bemerkte ein Zupfen in ihrem Geist und warf einen Blick auf ihre Spuren. Beinahe erkannte sie das Muster, das sich dort bildete, doch schon verblasste die Resonanz. Verdammte Wagenladung Schafmist!, dachte sie. Bailic hatte sie mit einem Bann belegt. Eine seltsame Mischung aus Panik und Empörung durchflutete sie, während sie hilflos vor ihm stand. Beinahe kichernd trat Bailic einen Schritt auf sie zu.
    Ein Donnerschlag hallte durch die Luft, gefolgt vom Lärm berstenden Holzes, und Bailic erstarrte. »Nein!«, heulte er auf und blickte gen Himmel. Er wich zurück, als ein Schatten über sie hinwegglitt und sogleich wieder verschwand.
    Wie angewurzelt stand Alissa reglos da und starrte auf die riesige Gestalt, die über den Bäumen schwebte. Das konnte nur ein Raku sein. Mit einem Brüllen, das die Luft erzittern ließ, entwurzelte er erst einen Baum, dann einen zweiten. Als er nach dem dritten griff, bemerkte sie Strell, der hilflos in einer der hinteren Klauen baumelte.
    »Strell«, flüsterte Alissa. Dann kreischte sie »Strell!«, als sie ihn scheinbar leblos in der Klaue des Rakus hängen sah. Unter Bailics Bann konnte sie nichts weiter unternehmen, als der dritte Baum aus der Erde gerissen und krachend in den Wald geschleudert wurde. Erdklumpen und Schnee regneten herab, trafen aber wundersamerweise weder sie noch Bailic. Die gewaltige Bestie folgte diesem Schauer und senkte sich anmutig auf den offenen Platz herab, den sie freigeräumt hatte.
    Sie wandte den Blick nicht von Strell ab, als der Raku auf einem Hinterbein landete und Strell mit dem anderen stützte, bis seine Füße den Boden berührten. Mit einem Stöhnen, das sie bis zu sich herüber hören konnte, brach Strell zusammen.
    »Bleibt zurück, Talo-Toecan!«, schrie Bailic. »Sonst verbrenne ich Euer kostbares Buch zu Asche – und das Mädchen gleich mit!«
    Talo-Toecan?, dachte Alissa verwirrt. So hatte Bailic doch Nutzlos genannt, aber Nutzlos war kein Raku – oder doch? Die Meister der Feste waren – Rakus?
    Die fragliche Bestie bäumte sich auf den Hinterbeinen auf, bog den langen Hals durch und brüllte ihren Groll in den Himmel. Das Geräusch hallte von den fernen Gipfeln wider und ließ die Luft unter seinem Zorn erzittern.
    »Haltet ein!«, kreischte Bailic. »Ich tue es!«, und Alissa spürte, wie sich ein Arm um sie schlang.
    »Strell?«, rief sie ängstlich und verfluchte sich dafür, wie schwach ihre Stimme klang.
    »Weshalb glaubst du, das würde mich kümmern?«, erklang eine Stimme, die Alissa aus ihrem Geist kannte. Sie hob den Blick von Strell und wäre auf der Stelle zusammengebrochen, wenn Bailics Bann sie nicht aufrecht gehalten hätte. Dort, wo eben noch der Raku gewesen war, stand ein Mann.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte Alissa.
    »Aber so ist es, meine Liebe «, sagte Bailic und drehte ihr grausam einen Arm auf den Rücken. »Und du solltest hoffen, dass er meine Warnung nicht missachtet, denn sonst bist du ebenso tot wie dieser Körnerfresser.« Er wandte sich wieder dem Raku zu, der nun ein Mensch war. »Ich lebe noch. Talo«, schrie er. »Wenn ich nichts Wertvolles besitzen würde, wäre ich bereits tot.«
    »Allerdings.« Nutzlos runzelte die Stirn und schien die Situation zu überdenken.
    »Ich verstehe das nicht«, jammerte Alissa kläglich.
    »Hör zu, Mädchen«, knurrte Bailic. »Er ist ein Meister der Feste. Er ist, was er sein will, als Raku geboren, doch mit der Fähigkeit, die Gestalt eines Mannes anzunehmen. Lass dich durch sein Äußeres nicht täuschen. Er ist eine Bestie, und er hätte noch weniger Skrupel, dich zu töten, als ich.«
    Nutzlos ein Mörder?, wunderte sich Alissa. Nein, doch nicht diese tröstliche Präsenz, die sie aus
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