~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)
dass ich immer noch nicht da bin. Dann wartet Érika auch nicht am Anfang der Stadt sondern ganz am Ende, da wir uns bei der Kirche verabredet hatten. Es stellt sich heraus, dass diese Stadt mehrere Kirchen hat und dass diese weit entfernt von der Herberge sind in der wir unterkommen. Ich bin fertig wie selten zuvor und unweigerlich muss ich an den ersten Tag denken, nachdem ich mich an Stühlen festhalten musste um überhaupt noch stehen zu können.
Gott sei Dank hat Érika alles schon vorbereitet und so gibt es zum Abendessen eine sehr fettige Variante von Hotdogs. Sehr lecker ist auch das selbst erfundene Dessert, am Ende jedoch bin ich viel zu satt und mir wird schlecht. Erst recht spät und unruhig schlafe ich ein.
25.09.08 22km nach Pedrouzo - Das Desaster fängt erst an
Sehr lange bleibe ich im Bett liegen und als ich aufbrechen möchte dauert es noch eine Weile bis auch Érika so weit ist, dass es losgehen kann. In gemächlichem Tempo bewegen wir uns Richtung Santa Irene, dem Tagesziel dass ich mir heute gesetzt habe. Mir geht es nicht sonderlich gut. Mir ist immer noch schlecht und mein Magen rebelliert über das fettige Essen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein wenig krank.
Es geht durch Wälder weiter und der Weg wird immer voller. Besonders die Fahrradpilger werden immer häufiger, so dass ich ein ums andere Mal mich an den Wegesrand rette um nicht von einer Gruppe überfahren zu werden, die zwar höflich klingelt und grüßt, aber doch den ganzen Weg beansprucht obwohl eine breite und unbefahrene Straße gleich daneben liegt. Ich zücke einmal mehr die gelbe Karte gegen mich selbst und versuche meine Vorwürfe gegen die Radfahrer nicht zu generalisieren. Manche sind sicherlich wirklich nett. Lustig wird es besonders dann wenn sie in Ermangelung einer Klingel verschiedene Geräusche von sich geben um auf sich aufmerksam zu machen. Bedenkt man, dass sie nicht wissen können welche Sprachen die Pilger vor ihnen sprechen, müssen sie dabei sehr kreativ sein und eins ums andere Mal muss ich laut lachen.
Die vielen Gruppen die in Sarria gestartet sind, sind außerdem recht laut. Wir stellen die Vermutung auf, dass am Anfang noch viel geredet wird, wenn man zusammen auf dem Weg ist, das man sich aber bald alles gesagt hat und so die Gruppen leiser werden. Jene die in Sarria gestartet sind werden also wohl bis Santiago noch genug haben um sich darüber zu unterhalten und niemals die Ruhe erfahren, die schweigendes miteinander gehen bewirken kann.
Durch das recht gemäßigte Tempo (Érika geht wieder neben – oder besser: hinter mir) habe ich weder Probleme mit dem Knie noch mit meinen Blasen.
So kommen wir recht schnell in Santa Irene an. Hier ist aber nichts los. Absolut gar nichts. Es gibt nicht einmal einen kleinen Laden in dem ich einkaufen könnte, so dass wir zusammen entscheiden noch 3 km weiter in die nächste Stadt zu laufen. Dort kommen wir auch ohne Probleme an. Vorher retten wir noch eine Gruppe von Neulingen, die den Pfeilen nicht direkt folgen und so auf Abwege geraten.
Die Nacht ist nicht gut … gar nicht gut um genau zu sein. Was sich die letzten Tage in Form von Schwäche und Magenproblemen schon angekündigt hat, wird in dieser Nacht zum Problem. Zuerst kann ich nicht schlafen weil draußen eine große Gruppe von Pilgern feiert. Wahrscheinlich feiern sie, dass sie morgen in Santiago ankommen werden und vergessen darüber, dass andere nicht nur 5 Tage gelaufen sind sondern einige mehr. Jedenfalls singen und lachen sie sehr laut. Fünf Tage laufen ist nicht viel, sie können verzichten auf die paar Stunden Schlaf, während andere nicht verzichten können. Zu lange sind wir dafür schon unterwegs, zu anstrengend ist es jeden Tag aufs Neue aufzustehen. Ich brauche diese Stunden Schlaf, vielleicht sogar mehr als den Cafe con Leche in der ersten Bar des ersten Dorfes auf dem Weg am Morgen.
Als draußen endlich Ruhe ist rebelliert mein Magen. Die ganze Nacht lang rumort er und nicht nur einmal muss ich im Dunklen den Weg Richtung Badezimmer ertasten und dabei versuchen den Magenkrämpfen nicht zu sehr nachzugeben. Vermutlich habe ich etwas falsches gegessen oder die Anstrengung des Weges war doch stärker als ich bisher gedacht habe.
26.09.08 21 km nach Santiago – Ein Ende?
Trotz aller Probleme der Nacht gehe ich natürlich am Morgen los. Nichts würde mich jetzt noch aufhalten. Krank sein kann ich auch wenn ich in Santiago bin. Diese Strecke gehe ich ohne Érika, so
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