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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben
Autoren: Craig Lancaster
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richtig?«
    »Edward Stanton. Ja.«
    »Ich bin Donna, Kyles Mutter. Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.«
    »Bis jetzt nicht, nein.«
    »Kyle hat mir erzählt, dass er Ihnen geholfen hat, die Garage zu streichen. Ich hoffe, er hat Sie nicht belästigt.«
    »Nein.«
    »Ich dachte nur, wenn er öfter hierherkommt, sollte ich wissen, wer Sie sind. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel.«
    »Nein. Aber er hat nur geholfen, die Garage zu streichen.«
    »Natürlich. Ich will auch nicht unhöflich sein. Aber man kann ja nicht vorsichtig genug sein, wissen Sie? Ich bin sicher, Sie verstehen das.«
    »Ich habe ihn nicht auf die Leiter steigen lassen.«
    »Okay.«
    Jetzt sieht sie mich nur an. Ich starre zurück.
    »Gibt es sonst noch etwas?«, frage ich sie.
    »Nein, ich denke, nicht. Danke, dass Sie Kyle haben helfen lassen, Edward.«
    »Ja, gut.«
    Ich schließe die Tür. Ich kann hören, dass Donna noch ein paar Sekunden stehen bleibt, bevor sie über die Straße zu ihrem Haus zurückkehrt.
    Ich bin so irritiert wie noch nie, denke ich, obwohl ich darüber keine Daten sammle. Möglicherweise brauche ich ein neues Wort.

    Die heutige
Polizeibericht
-Folge ist die einundzwanzigste der vierten und letzten Staffel in Farbe. Sie heißt »Im Dienste der Natur« und ist eine meiner Lieblingsfolgen. Das erste Mal ausgestrahlt wurde sie am 12. März 1970.
    Ein Mann namens Barney Regal, gespielt von Stacy Harris – der viele Jahre vor der Zeit starb, als ich anfing, Darstellern von
Polizeibericht
zu schreiben –, gibt sich als Förster aus. Während er mit verschiedenen Gruppen über Försterei redet, stiehlt er Kreditkarten und andere Wertsachen. Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon bearbeiten ihn nach und nach in ihrem Büro in der Stadt und bohren methodisch Löcher in seine Geschichte, bis er gesteht, dass er nicht Förster Barney Regal ist, sondern ein gewöhnlicher Krimineller namens Clifford Ray Owens.
    Ich würde kein Krimineller sein wollen, der von Friday und Gannon verhört wird. Sie würden mich bestimmt dazu bringen, dass ich meine Verbrechen gestehe. Es sind sehr logische Männer.

    Für den heutigen Beschwerdebrief habe ich eine Reihe von Kandidaten. Der nicht behilfliche Mann vom Baumarkt ist meinem Zorn bisher entgangen, obwohl er eine Beschwerde verdient hat. Aber ich muss zugeben, dass sich Behr Petersiliengrün gut an der Garage macht. Er wird eine Beschwerde bekommen – er hat sie verdient –, aber das kann warten.
    Donna,
    es hat mir nicht gefallen, dass Sie heute Abend uneingeladen an meine Tür geklopft haben. Wären Sie so freundlich gewesen, mich vorzuwarnen, hätte ich mich besser auf Ihre Fragen vorbereiten können und mich bei unserem Gespräch wohler gefühlt. Außerdem fühle ich mich unwohl dabei, Sie auf so vertraute Weise mit dem Vornamen anzusprechen. Sie haben mir jedoch keine Wahl gelassen, da Sie sich nicht anders vorgestellt haben. Ich dagegen habe Ihnen höflicherweise meinen Nachnamen mitgeteilt, aber Sie bestanden darauf, mich mit Edward anzusprechen. Auch dies ist angesichts unseres sehr beschränkten Kontakts viel zu vertraut.
    Ihr Sohn Kyle ist ein sehr höflicher junger Mann, wenn auch ein wenig überschwänglich. Ich kann nur vermuten, dass er seine Manieren woanders gelernt hat als bei Ihnen. Nichtsdestoweniger mag ich keine Vermutungen. Ich bevorzuge Tatsachen. Vielleicht können wir diese Angelegenheit zu angemessener Zeit noch einmal besprechen und uns dabei auf angemessene Weise ansprechen.
    Vielen Dank für die Berücksichtigung meines Anliegens.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Edward Stanton

DONNERSTAG, 16. OKTOBER
    Ich öffne meine Augen um 7:37 Uhr. Ich liege auf der Seite, mit dem Gesicht zum Wecker. Das geschieht nicht oft. Normalerweise liege ich beim Aufwachen auf dem Rücken. Am 290. Tag dieses Jahres (weil es ein Schaltjahr ist) bin ich zum sechzehnten Mal um 7:37 Uhr aufgewacht. Zwischen den Zahlen besteht kein für mich erkennbarer Zusammenhang, aber ich trage beides in mein Notizbuch ein, und meine Daten sind vollständig.

    Durch das große Panoramafenster im Esszimmer sehe ich sowohl die Garage (jetzt in der Farbe Behr Petersiliengrün, aber nicht mehr lange) als auch, in der anderen Richtung, das geschäftige Treiben auf der Clark Avenue. Menschen gehen zur Arbeit und zur Schule und wer weiß, wohin noch. Heute werde ich es ihnen gleichtun. Ich habe mich angeboten, für die Gesellschaft für Muskeldystrophie den Telefondienst zu übernehmen. Ich
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