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3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: 3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
Autoren: Alexander Kamps
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unsere fünf Betten für die Nacht sicher. Die Herberge ist bis auf den letzten Platz voll und wir hätten ohne Reservierung noch nicht mal mehr ein Bett bekommen!
     
    Unsere Herberge ist ein sehr schöner und uriger Nachbau eines typisch galizischen Rundhauses, eines Palloza. Abends gibt es Reste von gestern. Ich habe die Spaghetti, die immerhin noch für drei von uns reichen - die anderen wollen Bocadillos - in einer Tüte und meiner Plastikdose, in der gerade mal kein Nutella ist, mitgenommen.
     
    Abends wird es dann so bitterkalt, dass man sich draußen nicht mehr aufhalten kann. Ich hätte nie gedacht, dass es im Hochsommer im Norden Spaniens so kalt werden kann, aber wen wundert es in über 1.200 Metern Höhe!
     
    Die Toilette (hab e wohl einen Toiletten-Tick seit meiner Magen-Darm-Infektion) der Herberge muss erwähnt werden: Es ist die größte und schönste Toilette bisher. Sie hat nicht nur ein Fenster, was ja an sich schon schön ist, wegen der oftmals wenig angenehmen Gerüche, sondern auch eine atemberaubende Aussicht über die Berge Galiciens! Auch der Rest der sanitären Anlagen ist ordentlich und sauber, was nach allem, was ich schon erlebt habe alles andere als selbstverständlich ist.
     
     
     
    Fazit des Tages: Es gibt tatsächlich Scheiß-Wegweiser! Ein Scherzkeks hat auf dem Weg aus Kuhfladen einen Wegweiser gebastelt.
     
     
     

Samstag, 23. August, 103. Tag:
     
     
     
Fonfria – Sarria, 29 km
     
     
     
    Ich habe mich in Galicien verliebt! Die Landschaft ist so schön und mit Eduardo, Marie Carmen, Marianne und Carolina habe ich tolle und wirklich witzige Pilgerfreunde gefunden. Wir haben viel Spaß und in etwa den gleichen Rhythmus, was bei fünf Personen ein echter Glücksfall ist.
     
    Besonders mit Eduardo und Carolina verstehe ich mich blendend, im wahrsten Sinne des Wortes, weil es zwischen uns keine Sprachbarrieren gibt. Carolina spricht fließend Englisch und Eduardo sogar fließend Deutsch. Eigentlich müsste mein Spanisch mittlerweile auch etwas besser sein, dann könnte ich mich auch besser mit den anderen beiden verständigen, aber die paar Brocken, die ich bis jetzt gelernt habe, reichen einfach nicht für eine Konversation.
     
    Es sind ja letztendlich sowieso die Begegnungen mit Menschen, die das Leben nicht nur lebenswert, sondern den Jakobsweg auch zu dem machen , was er ist. In Sarria haben wir Plätze in einer Herberge reserviert, die einen sehr schönen Innenhof mit Brunnen hat. Weil ich meine letzten Kröten zusammenhalten muss, wenn ich noch bis zum Atlantik laufen will, gehe ich nicht mit den anderen Tapas essen, sondern bleibe in der Herberge und suche mir in den Küchenschränken etwas Essbares zusammen.
     
    Mittlerweile findet man, dem hohen Pilgeraufkommen sei ausnahmsweise mal Dank, in den Schränken und Kühlschränken der Herbergsküchen so viel Essbares, das von anderen Pilgern zurückgelassen wurde, dass man daraus jeden Abend für eine ganze Gruppe ein Abendessen kochen könnte. Ich finde Nudeln, Thunfisch und Tomatensauce und schon habe ich mein Abendessen zusammen.
     
    Im rustikalen Kaminzimmer der privaten Herberge wird später kostenlos galicischer Likör an die Pilger ausgegeben. Auch die sympathischen Italiener Lorenzo und Leila, denen ich unterwegs schon oft begegnet bin, sind anwesend und es wird ein netter, gemütlicher und noch ziemlich feucht-fröhlicher Abend.
     
     
     
    Fazit des Tages: Bist du auf dem Camino blank, schau einfach in den Küchenschrank!
     
     
     

Sonntag, 24. August, 104. Tag:
     
     
     
Sarria - Portomarin, 23 km
     
     
     
    Na bitte, auch für’s Frühstück finde ich alles, was ich brauche: Cornflakes, Milch, Joghurt. Da freut sich doch das arme Pilgerherz. Auf der heutigen Etappe ist es also soweit: Wir knacken die 100-Kilometer-Marke! Zum ersten Mal wird die noch verbleibende Entfernung nach Santiago de Compostela nur noch zweistellig sein und ich werde immer nervöser.
     
    Ich mache in den v ergangenen Wochen eine Achterbahnfahrt der Gefühle durch: Da waren immer wieder diese Momente, in denen ich mir wünschte, dass der Weg nicht in Fisterra mit dem Kilometerstein 0,00 zu Ende sein würde, und dann wieder die Momente, in denen ich es nicht abwarten konnte, endlich, endlich, nach so langer Zeit mein Ziel zu erreichen.
     
    Momentan überwiegt aber doch der sehnliche Wunsch , endlich auf dem Praza do Obradoiro vor der Kathedrale von Santiago zu stehen und einige Tage später endlich am Atlantik, am
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