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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen
Autoren: Michelle Stern
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klatschten wirkungslos ins aufschäumende Nass. Seltsam, dass die Naturburschen so schlechte Schützen waren.
    Xij keuchte, arbeitete sich weiter. Gleich hast du es geschafft! Sie sah schon die Ausläufer der Lagune vor sich. Aus dem Schilfdickicht flatterten weiße Vögel empor, als wollten sie Xij anfeuern.
    In diesem Moment explodierte etwas Hartes an ihrer Schläfe. Xij brach zusammen. Sie stürzte in die Lagune, die Kraft wich in Sekundenschnelle aus ihrem Körper. Xij drehte sich unter Wasser, sah Luftblasen aus ihrem Mund hochsteigen. Verschwommen und von gleißenden Sonnenstrahlen umkränzt zeichneten sich die Eingeborenen über der Wasseroberfläche ab. Hände griffen nach ihr und zerrten sie hoch.
    ***
      Scootland
    »Die McDennals also«, murmelte Aruula halb zu sich selbst und tauchte den nassen Lappen in den Wassereimer. Kolchuu hatte sie überredet, sich zu waschen, ehe sie sich aufmachte, ihr Schwert zurückzuholen.
    »O ja«, sagte der Einsiedler eifrig und strich sich durch die silberweißen Haare. Sein Blick lag ungeniert auf ihren vollen Brüsten, was Aruula ob seines Alters nicht weiter störte. »Roonal und Greegis McDennal. Sie haben mehrere Reisende ausgenommen, einige sollen sie übel zugerichtet haben.«
    Aruula hob den Kopf und sah in den Wald hinein. Da hatte sie wohl Glück gehabt, dass der Hirsch genau im richtigen Moment aufgetaucht war. Sie rieb sich mit einem groben Tuch ab und zog das weiße Hemd wieder an, das Myrial sie in der Burg zu tragen genötigt hatte. Noch war es auch zu kühl, um freizügig herumzulaufen.
    Aruula fröstelte. War sie wirklich bereit, sich den beiden McDennals zu stellen? Jeder Schritt brannte wie Feuer. Sie sah zu Kolchuu hinüber. »Kann ich mir einen deiner Bogen ausleihen?« Kolchuu besaß zwei davon, er würde also kein lebenswichtiges Werkzeug unbedacht weggeben.
    Der Alte nickte. »Du wirst ihn mir wiederbringen, wenn du zurückkommst«, sagte er gutmütig. »Die Elfen werden darauf achten.« Er klopfte auf einen breiten Tannenstamm neben sich. »Nicht wahr, Eskari, ihr passt doch auf meinen Bogen auf?«
    »Vielen Dank. Für alles.« Das Essen und die Ruhe hatten Aruula gut getan. Sie griff nach dem stützenden Korsett. »Könntest du mir noch ein letztes Mal behilflich sein?«
    »Gern.« Kolchuu strahlte. Er schnürte Aruula mit unerwarteter Kraft so heftig in das Korsett, dass sie keuchte. Als er fertig war, fiel es ihm sichtlich schwer, die Hände von ihrem Bauch wegzunehmen.
    Aruula sah ihn streng an. Kolchuu entfernte sich einen Schritt und grinste jungenhaft. »Wollen wir?«
    Aruula nickte und sammelte ihre wenigen Habseligkeiten ein. Er holte den Bogen aus der Hütte, hängte ihn sich samt Köcher um und stützte sie. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
    »Zu schade, dass Saaki nicht da ist«, murmelte Kolchuu in seinen Bart.
    »Saaki?«
    »Ein Hirsch. Ich habe ihn als Kitz im Wald gefunden und mit der Hand aufgezogen. Streunert immer nur herum und hängt mit den Trollen bei den Felsen am Bach ab.«
    »Aha«, machte Aruula wenig geistreich. Mit Trollen konnte sie nicht viel anfangen, aber das Rätsel um den schwarzen Hirsch war damit wohl geklärt. »Wie weit ist es bis zu dem Versteck?«
    Der Alte lachte. »Weit genug, dass wir uns noch eine Weile unterhalten können, Lady Aruula. Ich gebe dann Bescheid, wenn wir leise sein müssen. Oder falls Steinbeißer in der Nähe sind.«
    Er fasste sie eine Spur zu fest am Unterarm, doch Aruula war es recht. Sie mochte den kauzigen Alten, der sie so großzügig aufgenommen hatte. Gern lauschte sie seinen Geschichten über scootische Könige und verlorene Ringe. Das lenkte sie von ihren Schmerzen ab.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis sie einen kleinen See erreichten. Zwei zerfallene Gebäude ragten auf einer Landzunge auf, die von Wasser umgeben wurde. Die Ruine wirkte wie ein Miniaturschloss. Türme gab es keine mehr, nur zwei bruchstückhafte Haupthäuser, die sich trotz aller Einstürze majestätisch über dem See erhoben.
    »Da ist es«, flüsterte Kolchuu. »Die McDennals haben ihr Versteck da unten. Zumindest seit ein paar Tagen. Sie bleiben nie lange an einem Ort, aber da drin scheint’s ihnen zu gefallen. Ist ’ne alte Deestyl. Irgendein Clan wollte sie wieder in Betrieb nehmen, aber sie liegt zu weit ab vom Schuss. Außerdem gab’s wohl Streitereien. Ist viele Sommer her. Seitdem steht sie leer.«
    Aruula betrachtete das Gelände. Der Wald zog sich noch ein gutes Stück zum Ufer hin und
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