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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II
Autoren: Karl May
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auf das Schiff, welches wir doch irgendwo zurücklassen müssen! Wir können doch nicht per Schiff über das Land fahren.“
    „Das ist wahr. Und ihn nehmen wir mit. Stellt es sich dann heraus, daß er uns belogen hat, so bekommt er die Kugel.“
    „Ich meine, daß wir schon jetzt imstande sind, seine Aussagen zu kontrollieren. Der Dinka wollte uns auch irreführen, und es ist ihm nicht gelungen. Ich durchschaute ihn und habe ihm alles, was er uns verheimlichen wollte, auf den Kopf zugesagt. Gerade so ist's auch mit dem Türken. Erinnerst du dich jenes Malaf, der mir zwischen Bir Murat und dem heimlichen Brunnen begegnete?“
    „Ja. Du warst ganz allein und nahmst ihn und seine Begleiter doch gefangen. Er durfte zwar laufen, aber die Kerle mußten dir alles übergeben, was sie bei sich hatten. Er war der Anführer von Ibn Asls Vorhut.“
    „Du hast es dir sehr gut gemerkt. Von allen den Waffen und sonstigen Gegenständen, welche ich diesen Leuten abnahm, habe ich nichts für mich beansprucht als einige Karten, welche mich interessierten. Es waren höchst genaue Zeichnungen derjenigen Gegenden, in denen Ibn Asl zu jagen pflegt. Das Land der Gohk ist auch dabei. Ich habe diese Karten noch. Sie befinden sich auf dem Schiff, und ich werde sie holen. Wenn die Angaben des Türken mit diesen Aufzeichnungen übereinstimmen, dürfen wir ihm getrost Glauben schenken.“
    „Das ist freilich wahr.“
    „So bist du also bereit, Gnade gegen ihn walten zu lassen?“
    „Nicht so schnell! Du hast mich zwar schon fast überredet, aber ich will ihn doch erst selbst hören. Es soll auf sein Verhalten ankommen, was ich über ihn beschließe. Holen wir deine Karten. Ich werde meine Asaker ausschiffen und dann die Gefangenen vernehmen.“
    Wir kehrten auf das Schiff zurück, wo er den Soldaten die Erlaubnis gab, an das Land zu gehen. Die Pfähle, mit denen der Eingang zur Seribah verschlossen war, wurden mit dem daranhängenden, dornigen Flechtwerk aus der Erde gezogen; dann marschierten die Asaker mit übergenommenen Gewehren in geordneter Kolonne ein und bildeten um die ‚Grube der Strafe‘ einen Kreis. Die Leiter wurde angelegt, und die Gefangenen mußten heraufkommen.
    Wie erschraken sie, als sie die uniformierten Asaker des Vizekönigs erblickten! Sie kannten ihr Schicksal, den fast sichern Tod, und knickten vor Angst beinahe in die Knie. Murad Nassyr stand bei ihnen und wagte kaum, aufzusehen. Seine Schwester wartete verschleiert mit ihren Dienerinnen vor dem Tokul. Was sie jetzt dachte und fühlte, weiß ich nicht. Vielleicht interessierte sie der Anblick der Truppen mehr als das Schicksal ihres Bruders, welches jetzt entschieden werden sollte. Es war mir immer, als ob sie kommen und den Emir fragen müsse, ob sie ihm eine Tasse Kaffe kochen dürfe.
    Der Raïs Effendina musterte den Türken einige Augenblicke und fragte ihn dann:
    „Weißt du, wer ich bin?“
    Der Gefragte verbeugte sich tief und schweigend.
    „Und du bist ein Sklavenschinder, dem ich eigentlich das Fell vom Leib schneiden sollte, ein giftiges Ungeziefer, welches man zertreten und ausrotten muß. Gestehe, handelst du mit Sklaven?“
    „Bisher ja.“
    „Du warst mit Ibn Asl verbündet?“
    „Ja.“
    „Damit hast du dein Todesurteil ausgesprochen.“
    „Emir, ich kannte ihn nicht genau!“ stammelte der Türke erschrocken.
    „Desto schlimmer für dich! Einem Unbekannten läuft man nicht bis in den tiefen Sudan nach! Wohin ist er jetzt?“
    „Zu den Gohk.“
    „Welchen Weg hat er eingeschlagen?“
    „Zunächst zu Schiff bis Aguda.“
    Murad Nassyr dachte jetzt nicht an seinen Eid, nicht an den Bart des Propheten. Er zitterte vor Angst. Der Ton, in welchem der Emir zu ihm sprach, ließ keinen Versuch des Widerstandes, kein Bedenken aufkommen. Er beantwortete jede Frage sofort und ohne eine Sekunde verstreichen zu lassen. Ich zog die Karte hervor, um seine Angaben mit derselben zu vergleichen.
    „Welchen Ort will er denn überfallen?“
    „Wagunda.“
    „Warum diesen?“
    „Der dortige Gebieter hat bedeutende Elfenbeinvorräte aufgestapelt, und seine Untertanen besitzen große Herden. Auch sind die Neger jener Gegend als kräftig bekannt.“
    „Bringen also, wenn man sie verkauft, einen guten Preis! O ihr Hundesöhne! Elfenbein, Herden und Neger! Der Scheïtan soll euch durch alle Lüfte führen! Gibt es noch andere Orte in der Gegend von Wagunda?“
    „Thuat, Agardu, Akoko und Foguda liegen in der Nähe.“
    „Wann gedachte Ibn Asl dort
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