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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen
Autoren: Michelle Stern
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ebenso gut versuchen können, einen Nixonpanzer mit bloßen Händen quer durch Waashton zu schieben.
    »Stockduck! Beweg deinen fetten Arsch!«
    Lady Stock schrie. Das furchtbare Ding kam immer näher. Sie hob abwehrend beide Hände und blieb an Ort und Stelle stehen. Trashcan ließ sie los und warf sich zur Seite.
    »Mrs. Stock!«, hörte sie von irgendwo Miki Takeos Stimme. »Verschwinden Sie! Trashcan, locken Sie das Wesen von ihr weg!«
    Trashcan Kid rappelte sich auf und rannte davon. Lady Stock versuchte verzweifelt, dieses widerliche Geschöpf vor sich zu begreifen, das groß wie ein Haus zwischen zwei Ruinen hervorquoll. »Das… das …« Sie fand keine Worte.
    Ein langer Ausläufer hob sich und senkte sich über ihren Kopf. Gleichzeitig spürte sie einen harten Stoß in die Seite, als der zweite Androide, Shiro, sie mit sich riss.
    Aber er kam zu spät. Das Wesen riss sie beide von den Füßen. Miki Takeo feuerte seinen Laser ab. Der Strahl zerschnitt den Ausläufer, trennte ihn vom Balg ab.
    Lady Stock schrie vor Schmerzen, während Shiro sie weiter zerrte. Ihr Leinenkleid war über und über mit der gallertartigen Masse bedeckt, und da, wo der grüne Schleim ihre Haut berührte, sprangen rote Pusteln hervor. Die Haut brannte qualvoll.
    »Ich sterbe! Ich sterbe!« Sie schlug in Panik um sich und bemerkte kaum, dass Takeo es schaffte, das Monster von ihr und Shiro abzulenken. Sie wand sich schreiend in den Armen des Androiden.
    »Mrs. Stock, beruhigen Sie sich!« Shiros Stimme drang kaum zu ihr durch. »Ich bringe Sie von hier weg!«
    Aber die Schmerzen waren so groß, dass Lady Stock sich nicht mehr beruhigen konnte. Ihr Körper glühte wie ein Kohlebecken. Sie schrie weiter, während Shiro sie hochhob und in eine Nebenstraße flüchtete.
    ***
    Honeybutt hatte alle Sachen gepackt und trug ihr Kind in einer Konstruktion auf dem Rücken. Samuel Aiko Bosh schlief friedlich und machte ihr keinen Ärger. Honeybutt dachte zärtlich an das kleine weiche Gesicht ihres Sohnes.
    »Hast du jetzt endlich alles?« Yanna Hitking stand ungeduldig auf der Schwelle. »Ich muss zurück in meine Wohnung und nach der Stock sehen. Wir nehmen sie am besten gleich mit zum Osttor.«
    Honeybutt lächelte und griff nach ihrer schweren Tasche. »Bloß keine Hektik. Wir können ja schon los.« Dabei hatte sie bewusst den Aufbruch verzögert – weil sie sich denken konnte, wie es jetzt beim Osttor aussah. Eine Evakuierung, noch dazu unter solchen Umständen, lief nie ruhig und friedlich ab. Da genügte ein kleiner Funken, um das Pulver zu entzünden, und schon trampelten sich die Menschen gegenseitig tot.
    Die Afromeerakanerin seufzte tief. Dabei würde ich gerne meinen Beitrag leisten. Stattdessen muss ich fliehen wie eine Ratte, die das sinkende Schiff verlässt!
    Als sie die Treppenstufen hinunter stiegen, hörten sie laute Rufe und Schreie aus der Schänke »Zur durstigen Wisaau«. Bürgermeister Stock hatte das Lokal als Notlager zur Verfügung gestellt, und natürlich gab es Verwundete. Vorwiegend Menschen, die dem Ding noch nicht einmal nahe gekommen waren, sondern sich bei der Flucht verletzt hatten. Eben hörten sie die lauten Schreie einer Frau.
    »Vielleicht sollten wir helfen«, meinte Honeybutt.
    »Denk an deinen Sohn!« Yanna zog sie weiter. »Wir haben schon lange genug herumgetrödelt! Außerdem müssen wir nach Lady Stock sehen!«
    Honeybutt folgte Yanna Hitking zögernd. Gemeinsam gingen sie durch verlassene Straßen. Sie trafen noch zwei weitere Nachzügler; Frauen, die zum Osttor wollten und sich ihnen anschlossen, trotz des Umwegs über Yannas Wohnung.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie das baufällige Haus erreichten und nach Elli Stock riefen. Aber die Wirtin antwortete ihnen nicht. Yanna eilte nach oben und kam mit wütendem Gesichtsausdruck zurück. »So eine Sch… ande! Die Stock ist fort! Was sollen wir jetzt machen?«
    »Kehren wir zur ›Wisaau‹ zurück und melden es Bürgermeister Stock«, schlug Honeybutt vor. »Er wird am ehesten wissen, wo sie zu finden ist.«
    Yanna seufzte. »Netter Versuch, Honeybutt. Aber es nutzt dir nichts. Wir gehen jetzt weiter zum Osttor und verlassen die Stadt. So wie du es Sigur versprochen hast und wie es auch am vernünftigsten ist, für dich und das Kind.«
    Kareen Hardys Hautfarbe schien noch eine Nuance dunkler zu werden; ein Zeichen, dass sie errötete. Wortlos schloss sie sich ihrer Freundin und den beiden Frauen an. Bald würden sie am Ford-Theater
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