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1770 - Endreddes Gesetz

Titel: 1770 - Endreddes Gesetz
Autoren: Unbekannt
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ich nur sehr eingeschränkt fähig.
    Im Hinterkopf hegte ich die irrwitzige Hoffnung, daß plötzlich Bully aus dem Himmel gefallen kam, womöglich mit einem zweiten Gleiter. Oder daß es unter der Wasseroberfläche wirklich Bewohner gäbe, daß ein Opera-Roboter zu meiner Rettung käme. Welchen Grund gab es sonst, sich weiterhin gegen den Tod zu wehren?
    Jede Alternative ist unwahrscheinlich, analysierte der Extrasinn kalt.
    Und was dann? fragte ich heftig zurück. Ich spürte, daß ich nahe daran war, das Bewußtsein zu verlieren.
    Keine Antwort.
    Statt dessen tauchte aus dem Wasser direkt vor meinen Augen ein Gegenstand. Es war die Kiste, die mir Bull als Sitzgelegenheit auf die Plattform montiert hatte. Die supermagnetischen Haken hatten im Wasser wohl den Halt verloren. Die Kiste war offensichtlich hohl, besaß jedenfalls mehr Auftrieb als das Wasser, sonst wäre sie genau wie der Antriebsblock und eben die Plattform untergegangen.
    Ich erkannte sofort die winzige Chance, die darin lag.
    Die Kiste lag ziemlich flach auf dem Wasser. Auf keinen Fall durfte ich den Deckel öffnen, sonst würde sie vollaufen und ebenfalls versinken. Aber ich konnte sie als eine Art schwimmenden Ponton benutzen. Wenn es mir nur gelänge, mich über die Kiste zu ziehen ...
    Ringsum färbte sich das Wasser rot. Ich blutete heftig. Nicht nur aus den Handwunden; das linke Bein, das ich nicht mehr spüren und bewegen konnte, wies eine offene Fraktur auf.
    Knochensplitter hatten durch die Wucht des Aufpralls das Fleisch und die Haut durchdrungen.
    Ich war sicher, daß ich außerdem schwere innere Verletzungen hatte. Wenn ich es schaffen wollte, über die Kiste zu kommen, dann mußte es sehr schnell geschehen. Sonst hatte ich keine Chance mehr.
    Ich brauchte fünf Minuten für den simplen Vorgang. Irgendwie rutschte ich hinauf, und niemand hätte mich später fragen sollen, wie.
    Ein Körper, der nicht sterben will, mobilisiert aus versteckten Quellen immer noch eine Reserve.
    Und nun? Es wurde ruhig. Die Sonne wärmte meinen Rücken, drang aber nicht mehr ins eiskalte Innere meines Körpers durch.
    So, wie ich auf der Kiste lag, bäuchlings und mit einem heftigen Druck auf Magen und Lunge, konnte es nicht lange weitergehen. Ich tanzte wie ein Korken über die Wellen von Pattridos Ozean. Das nächste Land befand sich in unerreichbarer Ferne. Keine Rettung in Sicht, und das mit Verletzungen, denen ich innerhalb der nächsten Minuten oder Stunden erliegen würde.
    Vergeblich wartete ich darauf, daß etwas geschah; irgendwann hörten sogar die Schmerzen auf.
    Vor dem Tod ist es immer so.
     
    7.
     
    Zwiegespräch in der Stille: Erwache! Wach auf, Kristallprinz. Du sollst nicht ewig schlafen.
    Ich ... Ich ... kann nicht.
    Fürchtest du dich vor der Helligkeit?
    Na ... Ich weiß nicht.
    Warte eine kleine Weile. Und wenn es soweit ist, wenn du deine Nervenenden wieder spüren kannst, dann mußt du die Augen öffnen. Du wirst sprechen und fühlen und hören.
    September 1220 NGZ. Gefängniswelt Schingo. Katzen töten Katzen.
    Der erste konzentrierte Feuerschlag der Fermyyd traf sie ohne jede Vorbereitung. Dao-Lin-H'ay bewegte sich nicht, weil sie keine Zeit mehr hatte.
    Fünf ihrer Kämpferinnen starben mit der ersten Welle. Eine solche Attacke überwand sogar ihre guten Schutzschirme. Der verbliebene Rest, darunter sie selbst und die Adjutantin Ea-Tan-Tai, hechtete mit langen Sätzen in Deckung. Sie bewegten sich so, daß sie nicht mehr ins Schußfeld gerieten, immer zwischen Fels und Graten.
    Dao-Lin-H'ay zog ihre Waffe gar nicht erst. Es waren viel zu viele Gegner.
    Im nächsten Augenblick wimmelte es ringsum von pantherartigen Gestalten, alle bewaffnet bis an die Zähne und von einer furchterregenden Behendigkeit. Aus der Nähe wirkten Fermyyd tausendmal gefährlicher als in den Holoaufzeichnungen, die man kannte.
    Ihr Schutzschirm lenkte die Strahlen einer Handfeuerwaffe ab. Dao-Lin wich einer lebendigen schwarzen Kanonenkugel aus, entzog sich mit raschen Sätzen in die Gegenrichtung.
    Zu viele!
    Zwei Kartanin hasteten wenige Meter voraus in einen Hinterhalt. Dao sah es kommen, stieß auch per Helmfunk eine Warnung aus, aber die Sache passierte zu schnell.
    Die Rasse der Kartanin stammte - entwicklungsgeschichtlich gesehen - von Raubtieren ab. Für die Fermyyd galt dasselbe, nur mit dem Unterschied, daß die Polizisten von Hirdobaan gegen die grazilen Kartanin-Gestalten wie bullige Killer wirkten.
    Daos Kämpferinnen hatten keine Chance. Sie
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