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1682 - Das Blutschiff

1682 - Das Blutschiff

Titel: 1682 - Das Blutschiff
Autoren: Jason Dark
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zu, als er das Vorzimmer verließ. »Dann wollen wir mal die fröhliche Morgenarbeit hinter uns bringen.«
    »Super. Und wie soll die aussehen?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Ich stellte die leere Flasche weg. »Wie wär's denn mit ein wenig Augengymnastik?«
    »Du denkst ans Schlafen?«
    »Perfekt.«
    »Wie war denn deine Nacht?«
    Ich ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. »Besser als die Nächte davor, aber richtig geschlafen habe ich auch nicht. Wer kann das schon bei diesem Wetter?«
    »Ich hatte keine Probleme und Shao auch nicht.«
    »Dann gehört ihr zu den Glücklichen…« Ich stoppte mitten im Satz, weil sich das Telefon meldete.
    Suko nahm ab und begrüßte unseren Chef mit einem kräftigen: »Guten Morgen, Sir. Ja, wir sind da. Was liegt an?«
    Er musste nicht sehr lange zuhören, seine Antwort erfolgte prompt. »Okay, wir sind gleich bei Ihnen.«
    Ich bekam große Augen. »Worum geht es denn?«
    »Ganz einfach, wir sollen nur bei ihm erscheinen.«
    Ich stemmte mich müde hoch. »O je, welch eine Freude. Da kannst du den ruhigen Tag vergessen.«
    »Glaube ich auch.«
    Sir James saß hinter seinem Schreibtisch. Wie immer war er korrekt gekleidet. Zudem funktionierte die Aircondition gut, aber es schimmerten trotzdem einige Schweißperlen auf seiner Stirn. Sein Gesicht zeigte keinen fröhlichen Ausdruck. Es wirkte eher verkniffen und er hatte die Stirn in Falten gelegt.
    Ich war neugierig und fragte: »Gibt es noch einen Nachhall wegen des letzten Falls?«
    »Nein, nein, der ist erledigt.«
    »Gut, auf was müssen wir uns dann einstellen?«
    Unser Chef wurde nicht fröhlicher. Und dazu passte auch seine Antwort.
    »Ich denke, dass wir uns auf große Probleme einstellen müssen. Auf sehr große sogar…«
    ***
    Der Schrei hatte einfach folgen müssen. Zu schrecklich war das Gesicht, das sich gegen die Scheibe presste. Den Mund hatte der Kerl nicht geschlossen. Durch den Druck wirkte er schief, die Lippen klebten am Glas wie zwei feuchte Schläuche. Er bot ein schreckliches Bild, das die blanke Angst in Kathy Lester hochgetrieben hatte. Und deshalb hatte sie einfach schreien müssen.
    Der Unheimliche vor dem Fenster schien den Schrei gehört zu haben. Er zog sich zurück und sein Gesicht nahm wieder die normale Form an. Als er den Kopf senkte, fiel sein Haar nach vorn. Einige Strähnen fielen über die Augen hinweg, sodass der scharfe Blick nicht mehr zu sehen war.
    Kathy Lester saß da und zitterte. Sie rechnete damit, dass die Gestalt sich bücken und einen Stein aufheben würde, um mit ihm die Scheibe zu zerstören. Wenn sie schon so nahe an das Haus herangekommen war, dann wollte sie bestimmt auch hinein. Aber das passierte nicht. Der Mann schaute noch einmal hoch, bevor er zur Seite ging und von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    Kathy Lester blieb auf ihrem Platz hocken. Beide Hände hielt sie gegen die Brust gepresst und schnappte immer wieder nach Atem. Aus ihrem Gesicht war die Farbe gewichen und ihr Herzschlag hatte sich verstärkt. Trotzdem traute sie sich, aus dem Fenster zu schauen. Die Gefahr schien vorüber. Niemand hielt sich mehr vor dem Fenster auf. Der Kerl hatte sich verzogen! War er nur erschienen, um ihr diesen Schreck einzujagen? Oder weshalb sonst war er gekommen?
    Zitternd suchte sie nach einer Antwort auf die Frage, ohne jedoch eine zu finden. Das war wie ein Albtraum gewesen, und sie dachte jetzt tatsächlich darüber nach, ob sie nicht doch einen Traum erlebt hatte und der Fremde gar nicht da gewesen war. Hinter sich hörte sie ein Geräusch. Kathy wusste, dass die Tür nicht verschlössen war. Dort lag der Flur, und jemand war die Treppe herab gekommen, der jetzt die Tür aufdrückte und zu ihr kam.
    Es war Mike, ihr Sohn. Er hatte einen Morgenmantel übergeworfen, den auch schon sein Vater getragen hatte, und seine Stimme klang besorgt, als er Kathy ansprach.
    »Was war los, Ma? Hast du geschrien?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und?«
    Sie legte den Kopf schief und richtete ihren Blick in die Höhe. »Ich weiß auch nicht, wie ich dir das erklären soll. Aber da ist jemand vor dem Fenster gewesen. Ein Fremder.«
    Mike schaute hin. Er sah nichts mehr. »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Ich sehe nichts.«
    »Er ist auch wieder weg, Junge.«
    Lester lachte seine Mutter nicht aus. Er wusste, dass sie oft unter schweren Träumen litt, und fragte: »Woher ist dieser Fremde denn gekommen?«
    »Das kann ich dir sagen. Vom Ufer her. Er und die anderen Gestalten. Sie müssen mit einem
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