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1662 - Der Engelfresser

1662 - Der Engelfresser

Titel: 1662 - Der Engelfresser
Autoren: Jason Dark
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lauert. Ich kann nicht mehr weg! Ich stehe unter seinem magischen Einfluss. Der Engelfresser spielt mit mir, bevor er mich vernichtet.«
    Johnny hatte den Eindruck, dass jedes einzelne Wort in seinem Kopf Karussell fuhr. Trotz dieser Behinderung hatte er die Warnung verstanden. Nur war es ihm nicht möglich, sie nachzuvollziehen. Wohin er seinen Blick auch schickte, es war nichts anderes zu sehen als der winterliche Garten, in dem sich an bestimmten Stellen erste Schneeglöckchen und Krokusse ins Freie trauten.
    »Aber ich sehe keinen!«
    »Das - das - musst du auch nicht. Für ihn gelten andere Gesetze. Glaube es mir.«
    Johnny Conolly wollte helfen, er musste helfen, doch jetzt kamen ihm Zweifel. Der Engel konnte mit seiner Aussage richtig liegen. Für ihn galten andere Gesetze und sicherlich auch für seinen Feind. Aber Gefahren sahen für Johnny anders aus.
    »Egal«, rief er, »ich komme trotzdem zu dir!«
    »Nein!«
    »Ich will nicht, dass du stirbst. Engel dürfen nicht sterben. Hast du gehört?«
    »Ja, da, das habe ich. Aber das sehe ich anders. Ich will nicht, dass ein Menschenleben geopfert wird.«
    In Johnnys Kopf herrschte ein wildes, Durcheinander. Er wusste überhaupt nicht mehr, was er noch denken sollte. Aber er wollte von seinem Vorhaben nicht abrücken. Er hatte sich erneut umgeschaut und nichts entdeckt, was auf eine Veränderung hingedeutet hätte.
    Also ging er los.
    Bisher war er recht langsam gegangen. Das änderte er nun. Er ging schneller, denn für ihn war die Zeit kostbar, in der nichts Gefährliches geschah. Es war durchaus möglich, dass dieser Engelfresser die Kontrolle über den Besucher bekommen hatte. Solange er nicht zu sehen war, fürchtete sich Johnny nicht vor ihm.. Die Entfernung schmolz zusammen. Johnny fühlte sich plötzlich wie ein Held, der etwas zu richten hatte. Einen Engel vor der Vernichtung zu retten war schließlich etwas schon Unglaubliches.
    Als er stehen blieb, hätte er ihn wieder mit der ausgestreckten Hand anfassen können. Der Vergleich mit einem Kunstwerk kam ihm in den Sinn, das aus dünnen Drähten bestand und in den Garten gestellt worden war.
    Johnny hatte den Engel noch nicht berührt. Auch jetzt schreckte ihn etwas ab, denn um die Gestalt herum gab es tatsächlich eine besondere Aura. Er hätte das Gefühl, am Rande einer elektrisch aufgeladenen Luft zu stehen. Das war schon ungewöhnlich. Ausgerechnet jetzt kam ihm die Warnung des Engels wieder in den Sinn. Das konnte gefährlich werden. Er fühlte sich verlassen, weil er keinen Kontakt mehr hatte. Irgendetwas war hier anders und hatte die Normalität durchbrochen.
    »Jetzt kannst du nicht mehr weg!«
    Johnny zuckte zusammen. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, angesprochen zu werden, und fragte jetzt: »Warum?«
    »Weil er zu nahe ist.«
    »Ich sehe ihn aber nicht.«
    »Keine Sorge, das wird sich ändern. Du wirst ihn auch spüren, davon bin ich überzeugt.«.
    Johnny achtete nicht mehr darauf. Er fragte nur: »Darf ich dich jetzt anfassen?«
    »Warum?«
    »Bist du überhaupt zu fassen?«
    Die Antwort erhielt Johnny nicht mehr, denn es geschah etwas völlig anderes. Johnny erlebte es wie einen Schock. Ein Kältestoß, der ihn als Umhang erwischte. Plötzlich fühlte er sich vereist. Er musste auf dem Fleck stehen bleiben, auch wenn er sich bemühte, wegzulaufen. Es ging einfach nicht.
    Auch der Engel hatte mitbekommen, was mit seinem Retter passiert war. In seinem Kopf vernahm Johnny wieder die schrille Stimme. »Jetzt hast du deine Chance verpasst…«
    Das wollte Johnny nicht so hinnehmen. »Warum? Es hat sich nichts verändert.«
    »Kannst du dich bewegen?«
    »Nein, glaube ich.«
    »Das liegt an ihm. Er ist so ungeheuer mächtig. Er geht seinen Weg der Vernichtung. Ich habe die Flucht versucht und habe es nicht geschafft. Und ich bin nicht der Einzige, mein Freund. Andere wird es ebenfalls erwischen, hat es schon erwischt.«
    Johnny horchte auf. »Wen meinst du denn?«
    »Das kann ich dir sagen. Ich bin nicht der einzige Flüchtling. Einer meiner Artgenossen hat es ebenfalls versucht. Er hatte einen Helfer gefunden. Aber er war wohl nicht stark genug. Wir werden davon Abstand nehmen müssen, dass wir die Gewinner sind. Auch bei mir war es nur ein verzweifelter Versuch, und der hat nichts gebracht.«
    Johnny hatte zugehört. Seine eigene Lage hatte er vergessen und auch, dass er sich nicht mehr so bewegen konnte, wie er wollte. Etwas völlig anderes lenkte ihn jetzt von dem Engel ab. Es war nichts
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