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1637 - Der Spuk, der Nebel und wir

1637 - Der Spuk, der Nebel und wir

Titel: 1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
Autoren: Jason Dark
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völlig anderes sein, was ihn störte. Auf jeden Fall war es nicht positiv für ihn, denn Vergnügen bereitete es ihm nicht.
    Ich provozierte ihn weiter. »Willst du aufgeben? Hast du es dir anders überlegt?«
    »Nein, Sinclair.«
    »Was ist dann mit dir?«, höhnte ich und setzte noch eine Bemerkung drauf. »Kommst du in die Wechseljahre? Für Menschen gibt es die. Vielleicht auch für Vampire?«
    Selbst auf diese Provokation reagierte er nicht. Aber seine Unruhe blieb.
    Sie verstärkte sich sogar, und dann handelte er.
    Ich war in diesen Momenten Luft für ihn. Er ging um die linke Breitseite des Tisches herum, und ich trat einen schnellen Schritt von ihm weg, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
    Das interessierte ihn nicht. Sein Ziel war die Tür. Auf sie ging er mit langen Schritten zu.
    Ich begriff sein Verhalten nicht. Etwas musste ihn gestört haben, von dem ich nichts mitbekommen hatte.
    Lange blieb er nicht vor der Tür stehen. Er öffnete sie sofort.
    Ich rechnete mit einer Flucht und nahm mir vor, ihm zu folgen. Das musste ich nicht, denn er bewegte sich nicht von der Türschwelle weg und starrte nur in seine graue Vampirwelt hinein.
    Was er dort sah, wusste ich nicht. Aber ich wollte es sehen und war mit ein paar Schritten bei ihm. Platz war genug vorhanden. Ich hörte Mallmann stöhnen, was selten bei ihm vorkam. Zudem klang dieses Stöhnen fast wie eine normale menschliche Reaktion, und er hatte es nicht grundlos ausgestoßen, denn jetzt war auch mein Blick frei.
    Was ich zu sehen bekam, war unglaublich, nicht zu fassen, ein magisches Phänomen und einzig und allein auf die Macht des Spuks zurückzuführen.
    Er griff an.
    Und war dabei, Will Mallmanns Vampirwelt aufzulösen!
    ***
    Diese Tatsache war so verrückt, so abgedreht und so fantastisch, dass ich sie nicht glauben konnte. Aber es war keine Täuschung. Die Welt löste sich tatsächlich auf, und der Spuk war es, der dafür sorgte.
    Diesmal brauchte er nicht seinen Nebel. Er zeigte sich selbst als eine riesige schwarze Masse, die mein gesamtes Blickfeld einnahm. So weit ich auch schaute, es gab nur die undurchdringliche Schwärze, die sich immer weiter nach vorn schob. Und je näher sie kam, umso mehr verschwand von der Vampirwelt. Sie wurde einfach ausgelöscht.
    Verschluckt, gefressen, wie auch immer…
    Es war ein so gewaltiger Vorgang, dass es mir selbst die Sprache verschlug. Hätte mich jemand jetzt etwas gefragt, ich hätte ihm nicht antworten können.
    Auch Dracula II sagte nichts. Falls ein Vampir fähig war zu leiden, dann musste dieser Vorgang jetzt bei ihm eingetreten sein. Er sprach mich zwar nicht an, aber ich hörte von ihm Laute, die wie eine abgehackte Klagemelodie klangen.
    Mallmann litt!
    Und in mir war nicht dieleiseste Spur von Mitleid. Was sich der Spuk vorgenommen hatte, das zog er auch durch. Diese Welt würde verschwinden wie von einem der berühmten schwarzen Löcher aufgesaugt, und es würde nicht mehr lange dauern.
    Wenn ich genau hinschaute, dann entdeckte ich in der Schwärze die beiden roten Punkte oder Augen. Sie waren der Beweis dafür, dass es sich wirklich um eine Attacke des Spuks handelte.
    »Es ist bald vorbei, Will. Deine Welt wird verschluckt, und du hast keine Chance mehr, sie zu retten.«
    Er gab mir keine Antwort. Er fing an zu zittern. Diese Bewegungen waren so enorm, als wäre er von einem wahren Schüttelfrost überfallen worden. Von der Seite her sah ich, dass er seine Lippen bewegte, aber er sprach kein Wort. Er musste erst mit sich selbst fertig werden.
    Ich provozierte ihn weiter. »Zuerst waren es deine Helfer, Will, jetzt ist es dein Reich, das vertilgt wird, und als dritter Teil des Ganzen wirst du an der Reihe sein.«
    Die Worte störten ihn. Man konnte nicht sagen, dass sie ihn schmerzten, aber er fühlte sich schon provoziert. Erneut hörte ich ihn keuchen, und dann sackte er neben mir in die Knie, als hätte man ihm die Kraft genommen, auf den Beinen zu bleiben.
    Ich folgte seiner Bewegung mit meinen Blicken und senkte dabei den Kopf.
    Es war mein Fehler. Ich hätte mich von der Schwärze und allem, was dazu gehörte, nicht zu sehr ablenken lassen sollen. Wie Mallmann reagierte, war völlig normal, auch menschlich, denn er schoss aus seiner geduckten Haltung in die Höhe, und ich war nicht mehr fähig, meinen Kopf zur Seite zu drehen.
    So traf mich der Schlag wuchtig am Kinn. Ich sah Sterne, flog zurück in die Hütte und fand mich auf dem Boden wieder. Für einen Moment war ich
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