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1448 - Der Kaiser von Karapon

Titel: 1448 - Der Kaiser von Karapon
Autoren: Unbekannt
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Sehr wohl fühlte er sich dabei nicht. Es schien sein Schicksal zu sein, ständig irgendwelchen Vorgesetzten Dinge erzählen zu müssen, die sie um keinen Preis der Welt hören mochten.
     
    *
     
    „Sie weiß, daß du an Bord bist."
    „Sie weiß was?"
    Sar-Teh hatte es geahnt. Er verharrte demütig mit gesenktem Kopf, obwohl ihm vor Wut die Galle kochte.
    Sie hat recht, dachte er. Du bist wirklich ein Trottel, großer General. Du hast Bentu-Karapau verlassen, als man dich dort brauchte, und wenn Thoy-P'ang das hört ...
    Aber was ging ihn das Schicksal des Generals an? Er hatte seinen eigenen Kopf zu hüten. Das war seine Aufgabe, der er gut sein ganzes Leben weihen konnte, denn sie wurde ihm nicht gerade leichtgemacht. „Ich will den, der es ihr verraten hat!" fauchte Del-Mion. „Und ich werde ihn bekommen!"
    Er betrachtete Sar-Teh mit schmalen Augen. „Du warst es", behauptete er in kalter Wut. „Du oder dieser gestreifte Narr! Ich werde euch beide töten."
    „So sei es", erwiderte Sar-Teh gefaßt. „Ich kann nur einmal sterben, und es ist mir gleich, wer mir mein Leben nimmt.
    Aber ein ehrenvoller Tod durch die Hand eines Generals ist mir allemal lieber als eine öffentliche Hinrichtung vor dem kaiserlichen Palast."
    „Was redest du da?" fragte Del-Mion, ein wenig verwirrt angesichts der Tatsache, daß Sar-Teh nicht den Eindruck machte, als wolle er um sein Leben betteln. „Ich spreche von Thoy-P'ang", erklärte Sar-Teh ruhig. „Er wird mich hinrichten lassen, wenn ich diese kartanische Hexe zu ihm bringe - und er wird mich vierteilen, wenn ich es nicht tue. Es läuft alles auf dasselbe hinaus. Besser, du nimmst mein Schicksal schon vorher von mir."
    „Was soll dieser Blödsinn!" fauchte Del-Mion wütend. „Sprich nicht in Rätseln zu mir. Das kann ich nicht leiden."
    Sar-Teh hätte dem General gerne in allen Einzelheiten mitgeteilt, was ihm seinerseits an Del-Mion nicht gefiel, aber er verzichtete wohlweislich darauf. Noch hing er an seinem Leben. „Niemand hat dich verraten", sagte er so ruhig, wie es ihm unter den gegebenen Umständen gerade noch möglich war. „Doraquun weiß nichts von deiner Anwesenheit, und selbst wenn er es wüßte, sähe er keinen Sinn darin, es der Kartanin gegenüber zu erwähnen. Er hat nur die NARGA SANT samt all ihren Rätseln im Sinn."
    „Dann warst du es!" behauptete Del-Mion. „Du bist der einzige, der es weiß."
    „Und damit auch der einzige, der schon vom ersten falschen Wort an gezwungen wäre, ständig seinen Kopf mit beiden Händen festzuhalten. Nein, General, für so dumm darfst du mich nicht halten. Vergiß bitte nicht, daß ich schon seit mehreren Jahren Feng-Lus Adjutant bin."
    „Feng-Lu!"
    So wie Del-Mion diesen Namen aussprach, klang er wie ein Fluch. Die beiden waren einander nicht grün. Del-Mion war eifersüchtig auf Feng-Lu, seit der Kaiser diesen zum Befehlshaber von Bentu-Karapau, Del-Mion aber nur zum Stellvertreter ernannt hatte. Und Feng-Lu konnte Del-Mion nicht ausstehen, weil er - nicht ganz zu Unrecht - vermutete, daß Del-Mion die erstbeste Gelegenheit nutzen würde, um Feng-Lus Position für sich selbst zu erobern.
    Noch zwei Fronten, zwischen denen ich stehen muß, dachte Sar-Teh. Als ob ich nicht schon genug Ärger am Hals hätte!
    Konnte es nicht zur Abwechslung auch mal zwei karaponische Offiziere geben, die sich nicht in der einen oder anderen Weise an die Gurgel wollten? Und wenn sie nun schon ständig streiten mußten - konnten sie dann nicht wenigstens ihre Adjutanten mit diesem Unsinn verschonen? „Ich habe deine Anwesenheit mit keiner Silbe erwähnt!" sagte Sar-Teh mit fester Stimme. „Sie hat es auf andere Weise herausgefunden."
    „Also haben die Wachen geredet! Denen werde ich..."
    Sar-Teh seufzte. Wie konnte ein Karaponide wie Del-Mion, der in strategischen Dingen einen so schnellen, scharfen Verstand besaß, in anderer Hinsicht nur so begriffsstutzig sein? „Die Wachen wissen nichts", erklärte er geduldig. „Niemand hat gesehen, wie du an Bord gekommen bist - ich habe das genau nach deinen Wünschen organisiert."
    „Dann muß es hier Abhöreinrichtungen geben!"
    „Ich glaube nicht, daß diese Kartanin so etwas braucht", bemerkte Sar-Teh nüchtern. „Sie hat ihre eigenen Methoden."
    „Und was hat man sich darunter vorzustellen?"
    „Die alte Macht der Voica", sagte Sar-Teh leise und sträubte voller Unbehagen den Bart, „Die Macht der Voica!" Del-Mion stieß ein fauchendes Gelächter aus, „Ich habe von diesen
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