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1371 - Das Erbe der Toten

1371 - Das Erbe der Toten

Titel: 1371 - Das Erbe der Toten
Autoren: Jason Dark
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wirklich?
    Curtiz glaubte nicht mehr so recht daran. Er hatte sich mit den Templern beschäftigt. Er wusste genau, dass diese Gruppe von Geheimnissen umgeben war und sie noch längst nicht alle gelüftet waren. Geheimnisse konnten auch Gefahren herbeiziehen, und genau dies machte dem Bankangestellten Angst. Er dachte immer daran, und weil dies so war, fühlte er sich in dieser alten Kirche mehr als unwohl.
    Für ihn war es schlimm, dass es keinen schnellen Fluchtweg gab, den er hätte benutzen können. Es gab nur die Tür als normalen Ausgang, und diese hätte leicht abgeriegelt werden können.
    Wohin?
    Bleiben oder…
    Curtiz schüttelte den Kopf. Er hatte sich selbst eine Antwort gegeben. Er konnte und wollte nicht bleiben. Nicht an dieser Stelle. Sie bereitete ihm Probleme. Seine Nerven begannen zu flattern, und ihn überkam das Gefühl, als würde sich die Umgebung immer mehr verdichten. Wie Mauern, die zusammenkamen, um ihn zu zerquetschen.
    Wenn er Luft holte und sie wieder ausstieß, war nur ein Schnaufen zu hören. Sein Herz schlug schneller als gewöhnlich, obwohl er keine Anstrengungen hinter sich hatte.
    Er bereute es, Sinclair Bescheid gegeben zu haben. Er bereute überhaupt sein Hobby. Sich mit den Templern zu beschäftigen, war interessant, aber es konnte auch tödlich sein, wenn man sich ihren Geheimnissen zu weit näherte.
    Hinzu kam noch die andere Gruppe, auf die er gestoßen war. Der alte Geheimbund der Illuminati war wieder auferstanden oder nie völlig verschwunden. Er wusste, dass diese Leute gern im Dunkein blieben und ihre Macht im Hintergrund ausübten.
    Mike Curtiz bückte sich. Er strich dabei mit seinen Handflächen über den Stoff seiner Hose hinweg, um sie etwas trocken zu bekommen. In seinem Kopf tuckerte es, und dieses Tuckern hinterließ ein leichtes Unwohlsein.
    Er fasste einen Entschluss. Er würde nicht mehr an dieser Stelle bleiben, sondern Sinclair von woanders her Rückendeckung geben.
    Das konnte auch in der Kirche geschehen und nicht in diesem mit stickiger Luft gefüllten Anbau.
    Zuerst dachte er noch darüber nach, Sinclair Bescheid zu geben.
    Das ließ er jedoch bleiben, denn er wollte sich nicht überreden lassen hier zu warten.
    Und so zog er sich auf leisen Sohlen zurück. Ein Geräusch war so gut wie nicht zu vernehmen. Curtiz ging auf Zehenspitzen und atmete zum ersten Mal richtig durch, als er die Kühle der Templer-Kirche um sich herum spürte.
    Hier war es besser. Hier gab es mehr Platz. Hier fühlte er sich auch nicht so eingekesselt.
    Trotzdem gefiel ihm auch dieser Ort nicht. Ihn traf hier wieder die Stille, die beinahe zum Greifen war. Sie ließ keinen Laut durch. Die dicken Mauern gaben den nötigen Schutz, und nach ungefähr einer Minute stellte er fest, dass dieses nervöse Unwohlsein ihn wieder überkam.
    Die Templer-Kirche war ebenfalls nicht der richtige Ort, um sich wohl fühlen zu können. Es gab hier einen gewissen Druck von etwas Unsichtbarem, dass er nicht sehen konnte, obwohl er wusste, dass es vorhanden war.
    »Verdammt noch mal!«, flüsterte er vor sich hin. »Ich drehe bald durch…«
    Unruhe hatte seine Starre abgelöst. Curtiz drehte sich einige Male auf der Stelle und stierte jeweils nach vorn. Er sah die Säulen und die zehn Gräber der alten Templer-Ritter, die sich von dem dunklen Steinboden abhoben.
    Sie schwiegen.
    Sie waren tot und begraben, aber ihm kam es vor, als wären sie nur dabei, zu schlafen oder ganz ruhig zu liegen, und auf den Zeitpunkt zu lauern, in denen sie ihre Gräber verlassen konnten.
    Es war unmöglich. Sie würden es nicht tun. Technisch nicht machbar. Sie hatten das Feuer überstanden, sie würden auch andere Zeiten überstehen, und sie jagten ihm deshalb Angst ein.
    Die steinernen, vergrößerten Abbilder hoben sich wadenhoch vom Boden ab. Sie glänzten, obwohl kaum Licht in die alte Templer-Kirche fiel. Hinter den Fenstern tobte das Wetter. Ein Sturm war wieder aufgezogen. Er hatte den Himmel mit düsteren Wolkenmassen bedeckt, die das Licht des Tages schluckten.
    Der Wind griff nach den Bäumen. Er rüttelte an Ästen und Zweigen. Durch diese Bewegungen entstanden Schattenbilder. Sie huschten geisterhaft über das äußere Glas der Fenster hinweg und schufen auf ihnen Figuren, die ebenso schnell verschwanden wie sie gekommen waren, um einen Augenblick später wieder neue zu bilden.
    Sie drangen zudem durch das Glas in die runde Kirche ein, verteilten sich auf dem Boden und gaben ihm ein gespensterhaftes Leben,
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