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1345 - Gruft der Erleuchtung

Titel: 1345 - Gruft der Erleuchtung
Autoren: Unbekannt
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reagierten, und zwar ohne nennenswerten Zeitverlust. Sie zeigten das Vorhandensein wie auch das Wachsen von Lao-Sinh deutlich an: Die Sonnensysteme, in denen der Paratau gehortet wurde, leuchteten nach jedem Transport heller auf.
    Jetzt aber waren andere Lichtpunkte in der Nähe von Lao-Sinh, teilweise sogar innerhalb des kartanischen Kolonisationsgebiets aufgetaucht. Dao-Lin starrte fassungslos auf den Schirm, und noch während sie hinsah, veränderte sich das Bild: Die Punkte bewegten sich.
    Diese Punkte waren winzig klein. Sie sahen aus wie allerfeinste Staubpartikel, die glitzernd im Sonnenlicht aufleuchteten und durch die leiseste Luftbewegung hin und her getrieben wurden. Sie funkelten und blitzten, und manchmal verschwanden sie von einem Augenblick zum nächsten. An manchen Stellen wirbelten sie dicht nebeneinander zwischen den so unendlich weit entfernten Sternen in der Überlappungszone der Galaxien Absantha-Gom und Absantha-Shad, dann wieder stoben sie wie Funken auseinander.
    „Was ist das?" fragte Dao-Lin erschrocken.
    „Ich weiß es nicht", erwiderte Nana-Bea, die neben ihr stand, und ihre Stimme klang unsicher.
    Nach und nach trafen die anderen ein, und schließlich standen alle achtzehn Wissenden vor dem Schirm, unruhig und ängstlich und zugleich wie hypnotisiert. Sie flüsterten miteinander, aber niemand wagte es, eine laute und deutliche Frage zu stellen.
    „Scotaming!" sagte Dao-Lin-H'ay schließlich. „Ich bitte um eine Erklärung. Was stellen die Lichterscheinungen dar?"
    „Es handelt sich um Myriaden von psionischen Partikeln", erwiderte die Automatik.
    „Befinden sich diese Partikel im Bereich des Tarkaniums?"
    „Ja."
    „Ist eine Täuschung ausgeschlossen?"
    „Ja."
    „Könnte es nicht sein, daß sich diese Partikel im Leerraum zwischen den Galaxien befinden und somit ohne Bedeutung für das Tarkanium sind?"
    „Diese Möglichkeit wurde berücksichtigt, geprüft und ausgeschlossen."
    Das Flüstern hatte aufgehört. Die Voica standen regungslos da und starrten wie gebannt auf den Schirm.
    Dao-Lin-H'ay, die sich ihrer Rolle als jüngstes Mitglied dieses exklusiven Zirkels sehr bewußt war, warf Nana-Bea einen fragenden Blick zu, aber Nana-Bea-Voica war offenbar nicht gewillt, das Frage- und Antwort-Spiel fortzusetzen. Die übrigen Voicy hatten ebenfalls kein Verlangen danach.
    „Bilden diese psionischen Partikel eine Gefahr für das Tarknium?" fragte Dao-Lin schließlich.
    „Ja", erwiderte die Automatik.
    „Sind sie zufällig im Tarkanium aufgetaucht?"
    „Nein."
    „Also handelt es sich um einen Angriff?"
    „Ja."
    „Ich bitte um eine graphische Darstellung."
    Das Bild auf dem Schirm änderte sich abrupt. Die achtzehn Wissenden sahen Lao-Sinh so, wie es noch immer hätte sein sollen. Dann tauchten einzelne Funken auf, verschwanden wieder, kehrten zurück und wurden zahlreicher. Immer mehr Funken tauchten auf, und allmählich formierten sie sich zu lockeren Schwärmen, die unverkennbar jene Welten zum Ziel nahmen, auf denen - und um die herum - die ungeheuren Mengen Paratau gelagert waren, die man nach Lao-Sinh gebracht hatte.
    Dao-Lin spürte, wie das Entsetzen nach ihr griff. Sie sah sich hilfesuchend um, aber die Voica waren offenbar noch schlimmer dran als sie. Ihre greisen Gesichter zeigten einen Ausdruck, den Dao-Lin nie zuvor gesehen hatte.
    Sie hätte auch sehr gerne darauf verzichtet, diesen Ausdruck jemals zu beobachten.
    Sie rang um ihre Beherrschung. Für die Voica waren die leuchtenden Welten von Lao-Sinh nicht viel mehr als Punkte im All. Punkte mit strategischer Bedeutung und daher wichtig für das Schicksal aller Kartanin, aber trotzdem nur Punkte.
    Dao-Lin dagegen war dort gewesen, hatte viele Jahre hindurch den Aufbau der Kolonie Lao-Sinh geleitet. Für sie waren die leuchtenden Punkte in erster Linie bewohnte Welten, und sie hatte dort viele Freunde zurückgelassen - solche, die noch lebten, und auch solche, die schon tot und begraben waren. Es war nicht leicht gewesen, Lao-Sinh aufzubauen. Es hatte Opfer gekostet. Opfer, die Dao-Lin nicht vergessen konnte.
    „Worin werden die Folgen des Angriffs bestehen?" fragte Dao-Lin-H'ay beklommen.
    „Spontane Deflagration des im Tarkanium angehäuften Parataus."
    Di„ Stimme des Automaten klang unbeteiligt, seelenlos. Dao-Lin fühlte, wie sich ihr sämtliche Haare sträubten.
    Die blütenweiße Uniform verwandelte sich unversehens in einen Panzer, der sie zu ersticken drohte.
    Wieviel Paratau befand sich mittlerweile im
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