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130 - Höllenfahrt

130 - Höllenfahrt

Titel: 130 - Höllenfahrt
Autoren: Susan Schwartz
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murmelte er. »Wie hast du das so schnell geschafft? Wie bist du überhaupt entkommen? Und wie hast du mich gefunden?«
    Sie lächelte. »Typisch Mensch«, versetzte sie. »Immer nur Fragen. Dabei sind die Antworten doch so offensichtlich.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, ich bin hier.«
    »Aber wie…«
    »Mit ein wenig Hilfe. Ich habe keine Flügel. Aber mein Volk hat genug davon.« Sie nahm einen handspannenlangen Käfer, der gerade über ihr Knie kletterte, und streichelte ihn.
    »Du meinst…« Matt fehlten die Worte.
    Ch'zzarak nickte. »Bei kurzen Strecken ist es kein Problem, sich von ihnen tragen zu lassen. Aber bis in die Zivilisation kommen wir so nicht.«
    »Und da wären wir bei unserem größten Problem«, begann Matt, wurde aber von Ch'zzarak unterbrochen.
    »Kein Problem. Wir haben schließlich das hier.« Und sie zog eine tennisballgroße Plastikkugel unter ihrer Brustpanzerung hervor.
    »Der Notpeilsender!«, erkannte Matt. »Du hast ihn aus dem Wrack geborgen!«
    »Beinahe hätten sie mich dabei erwischt«, gab Ch'zzarak zu.
    Deshalb also hatten die Todesrochen so wenig Interesse für den Eluu und dessen Beute gezeigt.
    Matt stand auf und nahm den Sender von der Insektenherrscherin entgegen. Er legte den kleinen Schalter um. Die Bestätigung kam in Form eines gelb blinkenden LED-Lämpchens aus dem Inneren der Kugel. »So, der Notruf wird ausgestrahlt«, sagte Matt. »Hoffen wir, dass er auch empfangen wird, und von den Richtigen!«
    »Ich bin sicher, dass Hilfe unterwegs ist«, erwiderte Ch'zzarak. »So viel habe ich inzwischen verstanden: Deine Leute lassen dich nicht im Stich, Maddrax. Und auf dieser Seite des Gebirges dürfte die Landung auch nicht so risikoreich sein.«
    »Bleibt nur noch die Frage, wie du die Todesrochen hast täuschen können.«
    Die Insektenkönigin grinste. Dann schloss sie halb die Augen.
    Kurz darauf krabbelten ihre Insekten auf einen Felsvorsprung und formierten sich erneut. Eine ganze Weile lang konnte Matt in dem Gewimmel und Gewusel nicht viel erkennen, vor allem, weil das lebende Kunstwerk immer wieder einstürzte, bis die Insekten die richtige Stabilität gefunden hatten.
    Das Gebilde wuchs rasch. Zwei Meter. Drei. Und dann erkannte Matt, was es darstellen sollte. »Ein Baum! Du hast aus uns zwei Bäume gemacht?«
    »Wie sagt ein Sprichwort bei euch Menschen?«, meinte Ch'zzarak. »Das Holz, aus dem Helden geschnitzt sind…«
    ***
    Salisbury
    Eve Neuf-Deville starrte Rulfan an. Die widersprüchlichsten Gefühle spiegelten sich auf ihrem Gesicht. Nun war sie keineswegs mehr die stets vernünftige, sachliche Psychologin, die genau zwischen Beruf und Privatem trennte. »Ich…«, begann sie erschüttert.
    Der Albino presste die Lippen voller Verzweiflung zusammen. Ihm war deutlich anzusehen, dass für ihn eine Welt zusammengebrochen war. Im gleichen Moment, da er erkannt hatte, was mit ihm geschehen war. Nun, da er vom Einfluss der Daa'murin befreit war, sah er nach Monaten erstmals wieder klar und erkannte die Zusammenhänge. Daran würde er sehr lange zu knabbern haben, wenn er nicht sogar zerbrach. Zum zweiten Mal war er benutzt und ausgenutzt worden, ohne es selbst zu merken.
    Nun erklärten sich auch endlich seine mysteriösen Gedächtnislücken, die seltsamen Träume, seine zusammenhanglosen Erinnerungsfetzen, sein Gefühl, dass etwas nicht stimmte. All das, was ihn schon so lange quälte.
    Er war es. Der Verräter. Das Spielzeug der Daa'muren.
    Und noch schlimmer: Sie hatte es ihm gesagt. Jetzt, nachdem die Blockade aufgehoben war, erinnerte er sich ganz deutlich. Sie hatte ihn gereizt, mit ihm gespielt, ihn gequält.
    Die ganze Zeit über, seit der Lupa zu ihm zurückgekehrt war.
    »Wulf…«, stieß Rulfan hervor, und er konnte nichts dagegen tun, dass sich seine Augen mit Tränen füllten. Wulf war tot.
    Schon lange. Schon seit er das letzte Mal Coellen besucht hatte. Und auch Honnes, sein bester Freund dort… Die Erinnerungen drohten ihn zu überwältigen, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
    Rulfan wurde sich bewusst, dass sie ihn alle anstarrten.
    Ungläubig, abweisend, verachtend, kummervoll.
    Sie wussten es.
    Dabei war er unschuldig. Aber wie sollte er ihnen das klar machen? Vor allem: Wie sollten sie ihm jemals wieder vertrauen?
    Sein Leben lag in Trümmern.
    »Es tut mir Leid«, sagte Sarah Kucholsky, und ihr Blick zeigte ihm, dass sie es auch so meinte.
    »Rulfan…«, setzte Aruula an.
    Seine Frustration machte sich in einem Schrei Platz.
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