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1262 - Die Sauger

1262 - Die Sauger

Titel: 1262 - Die Sauger
Autoren: Jason Dark
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das liegt in der zehnten Etage.
    Es war eben nicht alles so gelaufen, wie es hätte sein können. So etwas passierte mir öfter, aber es störte mich, dass er mein Kreuz in seinem Besitz hatte. Wenn ich positiv darüber dachte, dann war es ein Vorteil, dass Jamiel es überhaupt anfassen konnte. Es zeigte, dass er praktisch auf meiner Seite stand, aber das Gefühl für Mein und Dein war bei ihm wohl nicht besonders ausgeprägt.
    Ich saß im Sessel, haderte ein wenig mit dem Schicksal und wusste nicht, wo ich Jamiel hätte suchen sollen. Er war abgetaucht und ging seinen eigenen Weg.
    Die Dose Bier hatte ich halb leer getrunken. Ich hatte den Schluck einfach gebraucht, weil ich mich innerlich wie ausgetrocknet fühlte. Ich hätte mich auch noch hinlegen können, aber ich kam einfach nicht aus dem Sessel hoch. Zwar fühlte ich mich bleiern, doch mir ging zugleich zu viel durch den Kopf. Da ich mich irgendwie auch als Verlierer ansehen musste, war es schwer, die nahe Vergangenheit zu verarbeiten.
    Suko hatte mir noch Gesellschaft leisten wollen, doch ich hatte ihn fort geschickt. Er brauchte seine Ruhe. Diskussionen zwischen uns brachten nichts, denn er wusste nicht mehr als ich.
    Natürlich drehten sich meine Gedanken auch um diese Vampir-Abart. Es waren Blutsauger, wie ich sie noch nicht gesehen hatte. Man konnte sie nicht mit denen vergleichen, die mir bei anderen Fällen über den Weg gelaufen waren. Diese hier glichen viel mehr irgendwelchen Tieren, die nicht in unserer Welt vorkamen. Auch nicht in anderen Breiten. Da war die Fratze, da war der dürre, mit dünnem Fell bedeckte Körper, fast knochig wie ein Skelett, aber da gab es auch die mächtigen Flügel oder Schwingen, und die wiederum wiesen auf Fledermäuse hin, oder auf ein Abart.
    Es stand fest, dass die seltsamen Engel von den Blutsaugern gejagt wurden. Auch in den Körpern der geschlechtsneutralen Wesen floss so etwas wie Blut, und darauf hatten sich die anderen eingestellt. Sie wollten die Engel leer saugen, um selbst stark zu werden.
    Aber woher stammten die Vampire?
    Mir fiel eine simple Lösung ein, obwohl ich dafür keinen Beweis hatte. Sie konnten die Vampirwelt verlassen haben, in der Dracula II und seit kurzem auch Justine Cavallo, die blonde Bestie, ihre Zeichen gesetzt hatte.
    Ich nahm an, dass sie mit Vampiren experimentierten und sich darauf einstellten, immer neue Abarten zu schaffen. Schwarzmagische Genmanipulationen, aus denen dann derartige Objekte entstanden.
    Das war einfach verrückt, aber es war nicht von der Hand zu weisen. In gewissen Kreisen war eben alles möglich, und wenn ich weiterhin daran dachte, dann spürte ich meine Hilflosigkeit immer stärker.
    Ich war gern der Jäger, aber nicht der Gejagte. Leider konnte ich mir diesen Wunsch nicht erfüllen.
    Die Dose drehte ich in der Hand. Dabei lauschte ich dem Gluckern und stellte fest, dass sich nicht mehr viel Bier darin befand.
    Ich trank den Rest auch noch weg, zerdrückte die Dose danach und stand mühsam auf. Wie ein alter Mann verließ ich mein Wohnzimmer und ging in die Küche. Die Dose landete im Abfall, und mein Blick fiel dabei aus dem Fenster.
    Der Himmel war leer. Es gab dort keine Bewegungen, die mich abgelenkt hätten. Ich sah weder den weißen Körper des Engels noch die Umrisse der Mutation. In dieser Nacht war alles normal, abgesehen von dem, was ich hinter mir hatte.
    Ich wusste auch, dass es ein langer Tag werden würde, und wollte nicht mehr im Sessel hocken. Ich würde dort irgendwann einschlafen, aber im Bett war es bequemer.
    Die Fenster hatte ich geschlossen. So leicht würde niemand in meine Wohnung kommen, auch keine dieser Mutationen. Wenn jemand eine Tür oder ein Fenster aufbrach, wurde ich wach.
    Ich legte mich in Unterwäsche aufs Bett, weil ich einfach zu faul war, mir einen Schlafanzug anzuziehen. Da ich auf dem Rücken lag, schaute ich automatisch gegen die Decke.
    Ich vermisste den vertrauten Druck des Kreuzes auf meiner Brust. Es war immer etwas Besonderes gewesen, ihn zu spüren, obwohl ich ihn kaum noch wahrgenommen hatte, was eben an der Gewohnheit lag. Aber jetzt vermisste ich ihn schon.
    Und ich musste daran denken, dass es noch gar nicht so lange zurücklag, da war ich mein Kreuz auch losgeworden. Aber da hatte es sich im Besitz der anderen Seite befunden. Dass die geschlechtslosen Wesen zu den Dämonen gehörten, das konnte man beim besten Willen nicht behaupten.
    Dracula II, Justine Cavallo - diese Namen schossen mir durch den Kopf, als
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