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122 - Der Grabräuber

122 - Der Grabräuber

Titel: 122 - Der Grabräuber
Autoren: Dämonenkiller
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schritt durch den Park. Sekundenlang rechnete er mit einem Schrillen der Alarmanlage, wurde jedoch angenehm enttäuscht. Es gab auch keine Hunde, die ihm zähnefletschend entgegengestürmt kamen, keine Leibwächter, die sich drohend vor ihm aufbauten.
    Fred ging über einen mit Pfützen übersäten Kiesweg auf das Haus zu.
    Bei näherem Hinsehen bemerkte er, daß die Parkanlagen bei weitem nicht so gepflegt waren, wie sie von außen erschienen. Der Rasen war zu hoch, die Büsche wucherten wild; mächtige, ungestutzte Wacholdersträucher ragten wie mahnende Gestalten auf.
    Fred trat vor die Eingangstür des Herrschaftshauses. Auch hier entdeckte er keine elektrische Klingel. Es gab ein zerkratztes Messingschild, auf dem der Namenszug des Hausbewohners längst nicht mehr zu lesen war.
    Fred sah einen Türklopfer, faßte ihn an und stellte fest, daß er schwer und reich verziert war. Er beugte sich darüber. Der Klopfer war aus Gußeisen gefertigt, die erhaben auf ihm angebrachten Figuren zeigten eine grausame Szene: Bacchus, der Weingott, wie er gierig seine Zähne in den Körper eines schlanken Knaben schlug.
    Zweimal betätigte Fred Archer den Türklopfer. Dumpf hallten die Schläge durch das Haus. Dann näherten sich Schritte. Fred tastete unwillkürlich nach dem Griff seiner Pyrophorpistole.
    Die Tür wurde geöffnet. Edward blickte ihn an. Das Innere des Hauses war erleuchtet; so konnte Fred ganz deutlich sehen, wie der Mann erblaßte.
    „Sie schon wieder? Was wollen Sie denn noch? Gehen Sie doch!" sagte Edward.
    Fred lächelte spöttisch. Er lüftete seinen Hut an, und von der Krempe lief Regenwasser. „Es regnet. Wollen Sie mich in das Unwetter hinausjagen?"
    „Verschwinden Sie, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!" gab Edward zurück.
    Mit seiner Selbstbeherrschung schien er am Ende zu sein. Sein Gesicht war verzerrt, und er hatte auch seine geschraubte Redeweise vollkommen abgelegt.
    „Sehr gastfreundlich sind Sie nicht, Edward."
    Fred ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Er tat einen weiteren Schritt auf den alten Mann zu. Der wollte ihm die Tür vor der Nase zuwerfen. Fred stellte rasch den Fuß zwischen Schwelle und Türkante.
    „So werden Sie mich nicht los. Sie müssen mir verraten, was Sie wissen. Sie haben keine Wahl." „Ich flehe Sie an…"
    Aus einem der hinter dem Flur befindlichen Räume hallte plötzlich eine rauchige Altstimme heraus. „Edward, wer ist denn da?"
    „Zu spät“, flüsterte der Butler.
    „Es interessiert mich brennend, wer die Frau ist, der die Stimme gehört", sagte Fred grinsend. „Warum denn immer so geheimnisvoll, mein Guter? Hält sich der Kahlgeschorene auch hier verborgen? Spielen wir doch mit offenen Karten."
    Edward machte eine beschwichtigende Gebärde. „Mein Gott, so schweigen Sie doch! Erwähnen Sie um alles in der Welt den Inder nicht, sonst bin ich verloren. Und sagen Sie auch nichts von Jeff Parker!"
    „Aha. Sie kennen ihn also doch, Edward. Ich habe Ihnen das Foto gezeigt, den Namen aber nicht genannt. Sie haben sich selbst verraten."
    Trippelnde Schritte waren zu hören, dann wieder die rauchige Frauenstimme. „Edward, so antworten Sie doch! Ich wünsche den Besucher zu sehen. Es ist unhöflich, ihn so lange warten zu lassen." Fred lachte leise. „Sehen Sie, Ed? Wenn Sie so weitermachen, können Sie bald abmustern und sich Ihr Lehrgeld wiedergeben lassen. Wo bleibt denn hier die englische Höflichkeit?"
    „Ich flehe Sie an - erzählen Sie nichts von dem Inder!"
    „Also gut. Aber wegen Jeff Parker werde ich Ihre Chefin ein wenig ausfragen. Im übrigen sprechen wir uns noch, Edward. Na los, nun machen Sie nicht so eine säuerliche Miene! Bringen Sie mich zu der Lady! Alles Weitere findet sich."
    Edward mußte sich fügen, ob er wollte oder nicht. Fred Archer folgte ihm durch den Flur, der eigentlich mehr ein Foyer war. Ihre Schritte hallten auf dem Marmorfußboden. Fred behielt den Diener im Auge. Er traute ihm absolut nicht und erwartete eine Falle. Doch wieder schien er sich unnötig Sorgen gemacht zu haben.
    Sie gelangten ohne Zwischenfälle in einen Salon. Von den goldgerahmten Ölgemälden an den Winden blickten sie alte Männer und Frauen an. In einem verzierten Kamin knisterte ein Feuer. Fred hatte keine Ahnung, aus welcher Ära die Stilmöbel dieses Raumes stammen mochten; er verstand nichts davon. Eines war ihm jedoch klar: daß sie echt und eine Menge Geld wert sein mußten.
    Fred streifte die Umgebung mit einem flüchtigen Blick, dann
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