Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1088 - Der ewige Krieger

Titel: 1088 - Der ewige Krieger
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
von graziler Gestalt, aber da er einem Volk angehörte, daß wie die Schcoiden von Insekten abstammte, konnte Radaut den Ausdruck seiner Physiognomie besser deuten. Ranor wirkte unentschlossen, seine beiden Augenballungen drückten Verwirrung und innere Unsicherheit aus.
    „Ich kann es mir selbst nicht erklären, was mich so denken läßt", fuhr er fort. „Als wir in die Tiefe hinabstiegen, da war ich trotz aller Gefahren, denen wir begegneten, noch voll des Mutes. Aber kaum waren wir am Ziel und bargen den Kubus... da begannen mich die Zweifel über Sinn und Wert dieses Unternehmens zu plagen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ich schweige lieber."
    „Auch du bist ein Schwächling, Ranor", sagte Scarviar abfällig. Der Vallier schwieg zu diesem Vorwurf.
    „Dann werden wir wohl nie erfahren, wie es euch in der Tiefe ergangen ist?" fragte Radaut. Die Antwort war Schweigen.
    Der Zeremonienmeister wurde daraufhin noch nachdenklicher. Er fragte sich, was die Veränderung der drei Domwarte verursacht haben mochte. Als er sie in das Gewölbe unter dem Dom Kesdschan schickte, waren sie in etwa gleichwertig gewesen. Sie hatten einander prächtig ergänzt und bildeten ein gutes Team. Nach diesem Gesichtspunkt hatte Radaut sie ausgewählt, eine solche Mischung erschien ihm als bester Garant für einen Erfolg.
    Und nun kamen sie völlig verändert zurück. Scarviar war erstarkt und strotzte vor Mut und Tatendrang. Belkus dagegen war zu einem Schwächling geworden, als hätte irgend etwas seinen Geist zerbrochen. Ranor stand zwischen diesen beiden Extremen, war wankelmütig und verwirrt, wurde von Zweifeln geplagt.
    Hatte die Ausstrahlung des Kubus sie derart beeinflußt und verändert?
    Radaut schauderte unwillkürlich.
    „Willst du uns nun verraten, welchen Schatz wir aus der Tiefe geborgen haben?" fragte Ranor.
    „Es ist wohl besser, wenn ihr es nicht wißt", antwortete Radaut und wandte sich dem Kubus zu, dessen silbrige Flächen das Licht widerspiegelten. Irgendwie entsprach er nicht ganz seinen Vorstellungen, ohne daß er hätte sagen können, warum.
    „Du hast uns einen Namen genannt - Cosino", hörte der Zeremonienmeister Scarviar hinter sich sagen. „Was bezeichnet dieser Begriff? Den Würfel oder seinen Inhalt?"
    „Ja, Cosino", wiederholte Radaut. „Ihn galt es zu bergen."
    Plötzlich wußte er, was an dem Kubus nicht stimmte. Er war kein exakter Würfel mehr.
    Keine Fläche und keine Kante stand parallel zu der gegenüberliegenden. Die Flächen waren nicht mehr im Winkel, die Seiten waren unterschiedlich lang. Der Kubus besaß sechs Flächen, aber keine von ihnen war quadratisch.
    Und das silbrige Metall hatte seinen Glanz verloren, sein Widerschein war stumpf und matt.
    In diesem Moment materialisierte Lethos-Terakdschan in der Mitte des Podests.
    Radaut zuckte unwillkürlich zusammen, denn er hielt die Materialisation für eine Aktivität des Würfels.
    Erst als er den schlanken Humanoiden in seiner bernsteinfarbenen Kombination, die von einem Netzwerk silbriger Fäden durchzogen war, erkannte, beruhigte er sich wieder.
    „Ich befürchtete schon, Cosino ...", begann Radaut und ließ den Rest unausgesprochen. Er war erleichtert darüber, daß Lethos-Terakdschan aus der Domkuppel zu ihnen herabgestiegen war. Es war für den Zeremonienmeister unerheblich, daß es sich bei dem Humanoiden nur um eine Materieprojektion handelte.
    Er war so real wie ein Wesen aus Fleisch und Blut - und als Träger des Geistes von Terak Terakdschan, dem Gründer des Wächterordens und Ersten Ritters der Tiefe, war er die oberste Instanz auf Khrat.
    „Ich sehe, ihr habt meinen Auftrag ausgeführt", sagte Lethos-Terakdschan und schritt um den Kubus herum. Er hatte die Arme dabei in die Hüften gestemmt, sein Gesicht wirkte feierlich und ernst. „Dafür möchte ich allen Begleitern danken.
    Auch im Namen der Menschheit."
    „Das ehrt uns", sagte Radaut geschmeichelt. Er war dem Humanoiden gefolgt und richtete sich auf dem hinteren Beinpaar auf, um ihm an Körpergröße nachzueifern. Mit gesenkter Stimme fügte Radaut hinzu: „Doch erscheint mir der Erfolg des Unternehmens in Frage gestellt. Der Kubus ist beschädigt und völlig aus dem Winkel. Alles weist darauf hin, daß sich jemand an ihm zu schaffen gemacht hat. Und das war gewiß keiner der Domwarte."
    „Das ist mir nicht entgangen", meinte Tengri Lethos. Er war stehengeblieben, stützte das Kinn in eine Hand und betrachtete den wie aus den Fugen geratenen Kubus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher