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1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

Titel: 1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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dort blicken, allein das Bild reichte aus, um bei mir starkes Herzklopfen zu verursachen.
    Feuerfestes Mauerwerk. Eine Stahltür an der Seite, die sich sehr schwach abzeichnete. Um den Rost herum waren breite Trittflächen geschaffen worden. Auf dem Mauerwerk konnte jemand bequem gehen, bevor er die Opfer zum Verbrennen niederlegte.
    So sollte also der Ort aussehen, an dem ich meinen Tod finden sollte.
    Ich überlegte, ob ich das Rollo wieder davorziehen sollte, als etwas anderes geschah.
    Die Tür an der von mir aus gesehen linken Seite schwang auf. Es war nicht einmal deutlich zu erkennen, aber der schwache Lichtschein drückte sich in die Dunkelheit hinein, und nur deshalb war mir das Öffnen der Tür aufgefallen.
    Jemand kam.
    Die Gestalt war trotz des Lichts auf der Schwelle nicht zu sehen. Ich kannte den Mann auch nicht, war allerdings davon überzeugt, daß dieser Kerl auf den Namen Major Blake hörte.
    Er genoß seinen Auftritt. Mit gravitätisch gesetzten Schritten bewegte er sich auf dem Sims, ohne den Rost zu berühren. Er hatte so gar nichts Militärisches an sich. Aber er wirkte wie jemand, der sich seiner Macht und Stärke bewußt ist.
    Zwar bezeichnete er sich selbst als Major, eine Uniform trug er jedoch nicht. Er war einfach nur dunkel angezogen. Das Jackett, die Hose und das Hemd waren schwarz. Auch seine Schuhe waren dunkel.
    So kam er näher an die Scheibe heran. Mich hatte er ebenso entdeckt wie ich ihn gesehen hatte.
    Er ließ mir Zeit, ihn genau zu betrachten. Ob er etwas Besonderes war, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls war er eine düstere Gestalt. Ein dunkler Bart, sehr exakt geschnitten, gab der unteren Hälfte seines Gesichts einen Schatten. Der Bart wuchs nicht nur dunkel um das Kinn herum, er zog sich auch an den Seiten hoch, blieb aber auf die unteren Hälften der Wangen begrenzt und malte sich schließlich noch auf der Oberlippe ab, auf der sich die beiden Hälften dann trafen.
    Das Gesicht war ansonsten ziemlich bleich. Zudem kam mir die Haut fettig vor. Dunkle Augenbrauen wie Bögen geschwungen. Darunter die Pupillen, die mich an schwarze Tintenkleckse erinnerten. Ein ebenfalls fettig wirkender Mund mit dicklichen Lippen, auf denen Speichel glänzte.
    Eine fleischige Nase, an deren Ende sich die Außenhaut zu den Seiten hin bog und in der Mitte etwas eingedrückt war, als hätte sie dort einmal einen Schlag erhalten.
    So etwas nennt man Sattelnase, dachte ich, und genau in dem Augenblick blieb der Major vor mir stehen.
    Nur die Scheibe trennte uns. Wir schauten uns geradewegs in die Augen. Ich tat ihm nicht den Gefallen, zur Seite zu sehen, sondern hielt dem Blick stand.
    Er war es, der ihn schließlich abwendete und an mir vorbei in das Zimmer hineinblickte. Anhand seiner sich bewegenden Augen sah ich, daß er es durchforstete, und ich wußte auch, wonach er Ausschau hielt. Er wollte sein Geschöpf sehen. Da konnte er lange suchen, denn ich hatte nicht vor, ihm zu erklären, wo sich Kathy jetzt aufhielt und was mit ihr passiert war.
    Ich war sogar eine Idee zurückgetreten, um ihm eine bessere Sicht zu erlauben. In wenigen Sekunden war er fertig, und dann starrte er mich wieder an.
    Diesmal mit einem anderen Blick. Das war nicht nur das reine Abtasten, ich wußte sehr gut, daß er etwas von mir wollte. Seine Gestalt straffte sich. Er sah aus wie jemand, der vor seiner Kompanie stand, um irgendwelche Befehle zu erteilen.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    Zum erstenmal hörte ich Blakes Stimme. Er mußte in ein Mikrofon gesprochen haben, denn seine Stimme drang aus Lautsprechern an meine Ohren. Sie waren in die Wände des Zimmers integriert, nur gesehen hatte ich sie bisher nicht.
    Ich nickte.
    »Sie können ruhig reden, ich höre Sie trotzdem. Die Technik macht es möglich.«
    »Sie sind Blake.«
    »Major Blake.«
    »Meinetwegen.«
    »Und Sie heißen Sinclair, sind ein Polizist und glauben, Sie hätten die Welt neu erfunden.«
    »Das habe ich nie behauptet.«
    Er lachte kurz und scharf. »Kann ich mir denken, aber wer gegen mich kämpfen will, der muß so stark sein, daß er glaubt, die Welt neu erfunden zu haben.«
    »Meinetwegen. Wenn Sie das so sehen.«
    Er verzog den Mund zu einem ekligen Lachen. »Wenn jemand die Welt neu erfunden hat, Sinclair, dann bin ich es gewesen. Verstehen Sie? Nur ich allein.«
    »Das behaupten viele von sich!«
    »Aber ich habe es geschafft.« Er streckte seinen Arm aus und wies mit einer großzügig anmutenden Geste auf den Rost. »Schauen Sie sich das
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