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1048 - Blutende Schatten

1048 - Blutende Schatten

Titel: 1048 - Blutende Schatten
Autoren: Jason Dark
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vor, wie in einer Gruft oder auf einem Friedhof.
    Im Glas war noch Whisky. Sugar zog es zu sich heran und trank einen Schluck. Es tat gut, als der Alkohol durch die Kehle rann und den Magen erwärmte. Das leere Glas stellte er wieder zurück. An der Außenseite klebte Blut.
    Da sie beide dünne, hautfarbene Handschuhe trugen, war kein Blut an seine Hände direkt gelangt.
    Nico hatte zu den Handschuhen geraten, so hinterließen sie keine Fingerabdrücke, und die Dinger selbst waren kaum zu spüren.
    Sugar stand auf. Er fühlte sich mies. Er bekam wieder Angst. Die Knie taten ihm weh, als er ging und sich wie ein alter Mann fühlte. Er verließ die Küche und blieb unschlüssig in der Diele stehen.
    Natürlich hielt er auch nach den Schatten Ausschau.
    Sie waren nicht zu sehen. In der Dunkelheit blieb alles ruhig. Kein huschender Flügelschlag, nichts.
    Sugar dachte daran, daß er vor dem ungewöhnlichen Angriff nichts gehört hatte. Kein Huschen, keine Luftbewegung, nichts…
    Er wußte, daß es in den meisten Häusern im Erdgeschoß eine Gästetoilette gab. Das war hier sicherlich nicht anders. Einige Türen standen ihm schon zur Auswahl. Eine konnte er vergessen, die führte zum Keller hin. Er ging auf die an der rechten Seite zu. Verschlossen war sie nicht. Kalte Luft wehte gegen sein Gesicht. In ihr schwebte der leichte Geruch von Rasierwasser.
    Die Gästetoilette war relativ groß. So war auch Platz genug für eine Waschgelegenheit nebst Spiegel vorhanden. Den Lichtschalter fand er an der rechten Seite. Es war ihm in diesem Moment egal, ob irgend jemand sah, daß sich ein Fenster erhellte, der junge Mann mußte einfach an sich denken.
    Noch an der Tür stehend sah er sich im Spiegel!
    Das bin ich nicht! schoß es ihm durch den Kopf, als er sein eigenes Gesicht und das Blut darauf sah.
    Vor allen Dingen an der linken Seite hatte es sich konzentriert. Von den Haaren her war es an der Wange nach unten gelaufen, hatte sogar den Hals erreicht und sich mit dem Blut vermischt, das seinen Mund umgab wie ein dünner, rötlicher Rasierschaum. Es dauerte eine Weile, bis sich Sugar überwand und es schaffte, näher an den Spiegel heranzutreten.
    Nico hatte rechte gehabt. Obwohl er alles an seinem Gesicht absuchte, konnte er keine Wunde entdecken, aus der das Blut gequollen war. Also war es nicht sein Blut, sondern das eines fremden Wesens, und da kam nur der Schatten in Frage.
    Schatten, die bluten!
    Für Sugar war es ein Unding. Das stellte sein gesamtes Weltbild auf den Kopf. Schatten waren zweidimensional. Sie wiesen auch nur eine Länge und eine Breite auf, aber keine Höhe. Schatten besaßen auch keinen Körper. Sie konnten also nicht bluten.
    Trotzdem hatten sie ihn beschmiert!
    Für den jungen Mann war es paradox. Und genau das machte ihm Angst. Er ging jetzt davon aus, daß dieses Haus hier ein grauenvolles Geheimnis bergen mußte. Er kannte es nicht, doch dieses Geheimnis war für ihn existent. Möglicherweise hing es mit dem geheimnisvollen Kellerlicht zusammen, dessen rötlicher Schein ihn schon verwundert hatte.
    An eine Lampe glaubte er noch immer nicht. Da mußte einfach etwas anderes sein, und es hing auch mit den verstorbenen Sinclairs zusammen. Neben dem Waschbecken hing ein Handtuch an einem Haken. Er faßte es an. Der Stoff war hart geworden und fühlte sich beinahe an wie aufgerauhtes Papier.
    Sugar ließ Wasser laufen. Milchig schoß es aus der Öffnung. Auf Prints nahm er keine Rücksicht mehr. Er zog die Handschuhe aus und warf sie in den leeren Papierkorb unter dem Waschbecken, ohne sie zuvor gereinigt zu haben.
    Dann ließ er das Wasser über seine Hände fließen, senkte den Kopf und klatschte Wasser in sein Gesicht. Er säuberte es so gut wie möglich, auch wenn das Blut zunächst verschmierte, aber mit genügend Nachschub an Wasser bekam er sein Gesicht klar.
    Danach griff er zum Handtuch. Er säuberte die Haut. Um seine Kleidung kümmerte er sich nicht.
    Die paar dunklen, roten Flecken auf der linken Seite konnten bleiben.
    Das Handtuch hängte er wieder an den Haken. Seine Aufgabe war erledigt. Er hätte das Haus jetzt verlassen können, und es wäre auch in seinem Sinne gewesen.
    Trotzdem blieb er. Nico und er waren gemeinsam gekommen und wollten auch gemeinsam gehen.
    So jedenfalls dachte Sugar, wobei er Nico zugleich noch ausschimpfte und flüsternd als Idioten bezeichnete, der einfach keine Ruhe finden konnte.
    Von ihm war nichts zu hören.
    In der großen Diele blieb Sugar unschlüssig
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