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1031 - Donnas zweites Leben

1031 - Donnas zweites Leben

Titel: 1031 - Donnas zweites Leben
Autoren: Jason Dark
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Deshalb schlug ich vor, weiterzugehen, womit sie einverstanden war.
    Allerdings konnten wir nicht auf das Licht der Taschenlampe verzichten, auch wenn es verräterisch war.
    Ich behielt das Tempo bei. Ging nicht zu langsam und auch nicht zu schnell. Meine Kleidung klebte am Körper. Dieser Schacht kam mir vor wie ein Backofen, der mit halber Hitze strahlte.
    Aber das Ende war nah.
    Als ich meine rechte Hand mit der Lampe schwenkte, huschte die Lichtlanze nur noch für eine kurze Zeit an den Wänden rechts und links entlang. Stieß sie nach vorn, dann strahlte sie hinein in eine dunkle unterirdische Halle oder in einen Tempel, der vor der Außenwelt versteckt werden sollte.
    Ich blieb stehen. Donna Preston kam zu mir und drückte sich an meine Seite. »Das habe ich nicht gewußt.«
    »Auch nicht im Traum gesehen?«
    »Ich weiß es nicht. Es war ja alles dunkel. Kann sein, daß es mein Ziel gewesen ist.«
    »Und das unsere sein wird«, erklärte ich ihr. »Kommen Sie.« Aus dem Augenwinkel bekam ich noch mit, wie Donna nach ihrer Waffe faßte, sie aber nicht in die Hand nahm, sondern steckenließ.
    Den rechten Arm hielt ich halbhoch und umfaßte die Lampe so, daß ihr Strahl von oben her gegen den Boden tanzte. Ich bewegte ihn nach jedem Schritt, und mein Verdacht erhielt immer mehr Nahrung, denn hier unten war schon jemand vor uns gewesen.
    Da standen tatsächlich Kerzen auf dem Boden, die im starren Wachs festgebacken waren. Kein Docht brannte, nur der Geruch wehte nach wie vor durch den großen Raum, als wären die Flammen erst vor kurzem gelöscht worden.
    Das Licht wanderte. Ein Kreis, der an den Wänden und am Boden entlangglitt. Er riß das Gestein aus der Dunkelheit, das nicht mehr so glatt war wie an der Außenseite. Es war in einem welligen Muster gelegt worden. Man hatte geschlampt, so gab es hier unten zahlreiche hochstehende Kanten, die zu Stolperfallen geworden waren.
    Um diese unterirdische Halle voll ausleuchten zu können, reichte das Licht der Taschenlampe nicht aus. Zuviel blieb im Dunkeln verborgen, aber Menschen hätten wir eigentlich sehen müssen, wenn sie sich hier unten versteckt hielten.
    Leer. Niemand war da. Und es gab auch keinen, der uns als Zielscheibe benutzt hätte.
    Ich wandte mich wieder an meine Begleiterin. »Nun, was ist mit Ihrem Traum, Donna?«
    »Ich war hier.« Sie nickte heftig. »Ich kenne alles. Es ist nicht wie eine Heimat, aber so ähnlich, wenn Sie verstehen. Das ist alles so bekannt. Ich fühle mich hier nicht wohl, aber es hat hier einen Ort gegeben, an dem ich schon einmal war. Nicht nur im Traum, sondern früher, ganz früher. Möglicherweise in einem anderen Leben. Das ist alles durchaus möglich, John.« Sie ging an mir vorbei und blieb nach wenigen Schritten stehen. »Ja, hier ist es gewesen. Hier habe ich mich wohl gefühlt, aber nicht in meinen Träumen.«
    Das Licht leuchtete sie an und machte aus ihr eine blasse Gestalt, trotz der dunklen Kleidung. Der Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Donna bewegte ihren Kopf wie jemand, der nach etwas Bestimmtem sucht. Dabei verzog sie den Mund, sie verdrehte auch die Augen und strich mit den Händen über den Stoff der Uniform hinweg.
    »Was haben Sie, Donna?« Ich wollte den Grund ihrer Veränderung erfahren.
    »Es ist alles so anders.«
    »Aber nicht fremd – oder?«
    »Nein, das nicht!« flüsterte sie. Danach legte sie eine Pause ein und ›redete‹ nur mit den Händen. Sie deutete in verschiedene Richtungen, als wollte sie mir etwas zeigen, was allerdings in der Dunkelheit verborgen lag. Ich sah nichts, ich hörte auch nichts. Die Frau aber wirkte auf mich, als wäre sie dabei, irgendwelche Signale zu empfangen, die an mir vorbeiwehten.
    Immer wieder, wenn ich den Eindruck bekam, daß sie auf eine bestimmte Stelle in der Dunkelheit hindeutete, zog sie ihre Hand wieder zurück.
    »Donna, was ist los mit Ihnen?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich spüre etwas«, sagte sie leise. »Ja, ich spüre es genau. Hier ist was. Hier hat sich etwas manifestiert, ehrlich.«
    »Und was?«
    »Von damals. Von mir…« Ihre Stimme verwehte. Sie hob den Kopf an und schaute in die Höhe. Sie behielt ihren Blick länger gegen die Decke gerichtet, als könnte sie dort etwas Bestimmtes entdecken, das nur für sie sichtbar war.
    Ich wollte mich ihr nähern, aber sie winkte rasch ab. »Nein, John, nein, nicht näher. Bleiben Sie da.«
    »Warum?«
    »Nur für mich. Die Erinnerung. Ich war schon hier. Ich war damals hier an
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