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0991 - Die letzte Horde

Titel: 0991 - Die letzte Horde
Autoren: Unbekannt
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mächtigste unter ihnen, obwohl es den geringsten Betrag an Informationen enthielt.
    Die Bücher hatten noch immer denselben Umfang, weil Njasi weder Anlaß, noch Möglichkeit gehabt hatte, ihr Wissen zu erweitern. Nicht ihre Weisheit, nur das Ausmaß des Gesamtkörpers war gewachsen. Larsa empfand es mit Bitterkeit. Wogegen kämpfte sie hier an?
    „Was bringt dich hierher?" fragte Rubin.
    „Ich habe Njasi ein paar Eröffnungen zu machen", antwortete Larsa fast barsch.
    „Sprich zu mir. Meine Gedanken führen direkt zu Njasi."
    „Das Buch Merison gebietet ihr anderen Wesen, die den Weg zur Ei. nigung nicht aus eigener Kraft finden können, zu helfen. Solche Wesen glaubt sie in denen, die vor kurzem auf dieser Welt gelandet sind, zu erkennen. Sie irrt sich! Amtranik und seine Horde sind grausame, blutdürstige Geschöpfe. Ihr Trachten geht nicht nach Einigung, sondern nach Krieg, Mord und Qual. Indem Njasi diesen Wesen hilft, bringt sie uns in Gefahr. Uns, die wir ihr geholfen haben, den Zustand der Vollkommenheit wieder zu erreichen."
    Es war immer noch da, das stereotype Lächeln, das sie mittlerweile so oft gesehen hatte, daß es ihr Unbehagen verursachte. Sie hätte den Jungen anschreien mögen, das dumme Grinsen vom Gesicht zu wischen. Aber Rubin war nicht mehr Rubin und ihr Gefühlsausbruch hätte vermutlich keinerlei Ergebnis erzielt.
    „Du mußt verstehen", sagte der Junge mit salbungsvoller Stimme „daß die Gebote des Buches Merison an keine Bedingung gebunden sind. In der Gesamtheit des Kosmos gibt es keine Wesen, die die Einigung nicht verdienen - gegenüber solchen die ihrer würdig sind. Das Buch gebietet, jeder formungs- und einigungsfähigen Substanz zu helfen."
    „Auch auf die Gefahr hin, daß andere Wesen dadurch in Gefahr geraten?" fragte Larsa bitter. „In Todesgefahr?"
    Rubins Schultern strafften sich. Es wurde ihr klar, daß seine nächsten Worte Njasis abschließende Außerung zu diesem Thema sein würden.
    „Das Buch Merison spricht nicht von Gefahr. Es spricht nicht von anderen Wesen. Nur von denen, die der Hilfe der Glücksbringer bedürfen."
    Sie nickte. Sie hatte nichts anderes erwartet. Wenn ihr Zeit geblieben wäre, hätte sie womöglich eine logische Taktik entwickeln können, die selbst Njasi überzeugte. Aber Zeit war eben das, woran es ihr mangelte. Sie mußte zurück zur TRANTOR.
    Niemand wußte, wann Amtranik angreifen würde.
    Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn. Sie begann zu sprechen, ohne daß sie es eigentlich gewollt hatte. Sie erinnerte sich, daß sie bei der ersten Begegnung mit den drei Büchern den Eindruck erhalten hatte, Njasi messe der klaren, diamantenen Kristallsubstanz den Wert „gut" und den grünen, smaragdenen Kristallen den Wert „böse" bei.
    Der Gedanke hatte sie nie verlassen. Sie hatte stundenlang darüber nachgedacht, ob eine einsame Intelligenz, die nie in den Rahmen einer Gemeinschaft von gleichartigen Wesen eingefügt worden war, die Grundbegriffe der Moral entwickelt haben könne.
    „Gut und Böse existieren unabhängig von der äußeren Erscheinung." Erstaunt lauschte sie den eigenen Worten. „Es bedarf nicht der grünen Farbe eines Kristalls, um ihn als böse, oder der Klarheit eines andern, um ihn als gut erscheinen zu lassen. Gut und Böse sind über diesen Kosmos in gleicher Weise verteilt, und das eine von dem anderen widerspruchsfrei zu trennen, erfordert den höchsten Grad an Weisheit. Ich sage dir, Njasi, daß die Wesen, denen du zur Einigung verhelfen willst, böse sind und deiner Hilfe nicht würdig."
    Sie wandte sich zum Gehen. Bei jedem Schritt hatte sie das Gefühl, von Rubins steinernem Lächeln verfolgt zu werden. Unter dem Ausgang der Höhle wurde es ihr zuviel, sie wandte sich noch einmal um. Und sie sah daß das Gesicht des Jungen ernst geworden war. Er sprach zu ihr: „Njasi gedenkt deiner Worte. Das Böse wird an dir vorübergehen."
     
    9.
     
    „Das war zu erwarten", brummte Grador Shako. „Erst helfen wir dem Ding auf die Beine, dann läßt es uns im Stich."
    Seine Worte klangen so bitter, daß Larsa sich fragte, ob er von Njasi so etwas wie Dankbarkeit erwartet habe. Möglich war es durchaus. Sie alle hatten sich angewöhnt, von der Kristallintelligenz als einem von menschlichen Empfindungen beseelten Wesen zu denken. Dankbarkeit, eingebettet in zweihunderttausend Tonnen Modul-Kristall, welch eine groteske Vorstellung!
    „Das bringt uns zurück zum Punkt null", sagte Valba Sringhalu. „Die Zeit wird knapp. Was
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