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098 - Die Geistergirls von W

098 - Die Geistergirls von W

Titel: 098 - Die Geistergirls von W
Autoren: Larry Brent
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zur
geschlossenen Wohnzimmertür, durch die er in den Flur gelangte. Drei Türen
mündeten im Korridor. Hier war auch die gewendelte Holztreppe, die in den oberen Stock führte. Als Sonja Rösch ihren Mann nicht
mehr sah, lief auch sie los. Sie vermied es, einen Blick auf die beiden Toten
zu werfen und eilte über die Terrasse nach draußen. Die Frau kam nur zwei
Schritte weit. Sie prallte wie vor einer unsichtbaren Mauer zurück. Sonja Rösch
war nicht mehr allein. Vor ihr stand eine Fremde . Sie war groß, trug ein
schwarzes, enges Kleid mit tiefem V-Ausschnitt, so dass ihr kräftiger Busen mehr offen als verdeckt war. Die Unbekannte hatte dichtes,
flammend rotes Haar, grüne Augen und einen sinnlichen Mund. Sie hielt eine Pistole
in der Hand.
    »Hallo !« , sagte die Unbekannte mit
dunkler, leiser Stimme und legte auf Sonja Rösch an.
     
    ●
     
    » Neeeiiin !« Die
dunkelhaarige, zierliche Frau schrie auf wie von Sinnen und ließ sich im
gleichen Augenblick nach vorn fallen. » Hilfeee !« , hallte gellend ihr Schrei durch den Garten und die
Nacht, während Sonja Rösch zu Boden ging. Ein leises Plopp war zu hören. Das Projektil traf jedoch die zu Boden stürzende Frau nicht
mehr. Es klatschte in den mittleren Teil des Holzrahmens, in dem die
Terrassentür eingebettet war. Sonja Rösch schrie noch immer. Und sie blieb
nicht tatenlos. In ihrer Todesangst wurde sie aktiv. Sie warf sich der
Todesschützin an die Beine, krallte sich darin fest und versuchte sie mit
ruckartiger Bewegung zu Fall zu bringen. Dabei schrie sie unablässig um Hilfe, dass man es überall in der Nachbarschaft hören musste . Und auch ihrem Mann konnten die markerschütternden
Schreie nicht entgehen.
    Warum kam er nicht? Sonja schien es, als wären seit dem
Zusammenstoß mit der Fremden schon etliche Minuten vergangen. Die Frau aus
Wattenscheid schaffte es, die Schützin zu sich herunterzuziehen. Die andere war
offensichtlich auf eine solche Reaktion nicht gefasst gewesen. Die Fremde versuchte sofort wieder auf die Beine zu kommen und verlor
bei diesem Versuch die Schusswaffe . Scheppernd
schlidderte sie über den steinernen Belag der Terrasse. Sonja Rösch kämpfte
verbissen und tat etwas, was sie nie zuvor in ihrem Leben für möglich gehalten
hätte: Sie schlug sich mit einer anderen Frau!
    Aber - es ging um ihr Leben, und die andere durfte nicht die
Oberhand gewinnen. In der Nachbarschaft wurden die Fenster aufgerissen. Die
gellenden Hilfeschreie zeigten einen ersten Erfolg. Der Kampf der beiden Frauen
auf der hellerleuchteten Terrasse war von dort aus auch zu sehen.
    »Da drüben ist was los !« , hörte Sonja
Rösch wie aus weiter Ferne die Stimme einer Frau. »Bei den Bertmans .
Ruf die Polizei an ... schnell !« Innerlich
triumphierte die kämpfende junge Frau. Sie biss ihrer
Gegnerin in die Wade und erhielt im gleichen Augenblick einen schweren Schlag
ins Gesicht. Sonja Rösch taumelte nach hinten, war einen Augenblick benommen
und unfähig, weiterzukämpfen. Dieser Moment genügte der anderen. Sie versetzte
der am Boden liegenden und schwer atmenden Frau einen Fußtritt in die Seite und
richtete sich auf.
    In ihren Augen war kaltes Glitzern zu erkennen. Ihre Haare waren
zerzaust, hingen wirr in die Stirn und das Kleid war aufgerissen, so dass die Brüste voll herausschauten. Die Rothaarige wandte
sich um. Sie atmete kaum schneller. Die Auseinandersetzung schien sie
körperlich überhaupt nicht angestrengt zu haben. Die Unbekannte lief durch den
dunklen Garten und verschwand zwischen den Bäumen. Blätter raschelten. Sonja
Rösch blieb erschöpft liegen und war in Schweiß gebadet, sie hatte das Gefühl,
überhaupt nicht mehr aufstehen zu können.
    Ihr ganzer Körper war mit blauen Flecken übersät, und es gab keine
Stelle, die ihr nicht wehtat. Mühsam raffte sie sich auf, taumelte. Irgendwo in
der Ferne hörte sie ein Martinshorn. Die Polizei kam. Aber es war bereits zu
spät. Die Fremde war entkommen. Sonja Rösch wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Seit dem
unheimlichen Zusammenstoß mit der vermutlichen Mörderin kam es ihr jedoch vor,
als sei eine Ewigkeit verstrichen. Die junge Frau schluchzte trocken und
torkelte wie eine Betrunkene der Hauswand entgegen, um sich abzustützen. Sonja Rösch
starrte dabei in das hellerleuchtete Wohnzimmer, in dem die Leichen lagen, und
auf die offene Tür, durch die ihr Mann ins Haus gegangen war. Dort tauchte
jetzt auch sein Schatten auf. Ruhig, ohne übertriebene Eile kehrte Erwin
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