Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

0976 - Die Leichen der schönen Charlotte

Titel: 0976 - Die Leichen der schönen Charlotte
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Hausbesitzer wohl die Wohnungen verdoppelt und nicht darauf geachtet, daß die Zimmer klein wie Hundehütten wurden.
    Eingeklemmt stand das Haus zwischen einer obskuren Bar und einem weiteren Bau, in dem ein Fischgeschäft untergebracht worden war. Parterre konnte man den Fisch kaufen. Ging man über die Treppe nach oben, durfte man in einem Restaurant seinen Platz einnehmen und konnte die unten gekaufte Mahlzeit dort zu sich nehmen. Dabei floß der Fischgeruch aus den offenen Fenstern nach draußen und überdeckte selbst den Gestank der Abgase. Mir war der Fischgestank allerdings lieber.
    Von einem freundlichen Bobby hatte ich am Eingang des Krankenhauses den sogenannten »Nachschlüssel« bekommen. Mehrere in weichem Leder liegende Instrumente, mit denen normale Schlösser selbst für einen Nichtfachmann wie mich leicht zu öffnen waren.
    Davon ging ich zumindest aus. Die Praxis würde zeigen, ob mein Optimismus berechtigt war.
    Mit der Haustür hatte ich keine Schwierigkeiten, denn sie konnte ich aufdrücken.
    Im Flur war das Klingelbrett nicht sofort zu sehen. Etwa zwei Meter weiter vorn hatte es jemand an der rechten Seite angebracht.
    Zwölf Parteien wohnten in dem Bau. Bestimmt sechs zuviel, wenn man ein menschenwürdiges Wohnen als Maßstab anlegte.
    Wahrscheinlich war am Nachmittag oder am Abend mehr los, zur späten Mittagszeit war es relativ ruhig. Mir begegnete auf dem Weg zur Treppe kein Mensch. Einen Fahrstuhl gab es nicht. Ich mußte in die dritte der vier Etagen hoch.
    Wenn schon neue Wohnungen erstellt worden waren, hätte man wenigstens die Treppe renovieren können. Das war leider nicht geschehen. So mußte ich das alte, wurmstichige Gebilde betreten, wobei ich mich an dem schmutzigen Handlauf nicht festhielt. Aus Angst, daran kleben zu bleiben.
    Überhaupt war der Schmutz überall zu sehen. Auf dem Boden klebte er ebenso wie an den Wänden.
    In welcher Farbe der Flur einmal gestrichen worden war, konnte niemand erkennen.
    In der zweiten Etage hockte jemand neben seiner Wohnungstür. Ein blonder Typ mit hellen Rastalocken. Er hatte ein weiches Mädchengesicht, nuckelte an einem Joint und nahm mich nicht zur Kenntnis. Ich stieg über seine Beine hinweg und nahm die beiden letzten Aufgänge bis zum Ziel.
    Auch hier gab es drei Türen, wie auf jeder Etage. Stevens hatte darauf verzichtet, seine Wohnungstür mit einem Namensschild zu bekleben. Auf einer war der Name mit Kreide geschrieben, auf der anderen klebte ein Pappschild.
    Niemand beobachtete mich, und so holte ich meinen »Ersatzschlüssel« hervor.
    Das Schloß war Marke einfach. Ich würde keine Mühe haben, es zu öffnen. Mit dem richtigen Gegenstand probierte ich es durch, dann hörte ich das berühmte Geräusch, als das Schloß aufschnackte.
    Freier Eintritt.
    Ich war trotzdem vorsichtig, öffnete die Tür erst langsam, dann schneller, weil sie nämlich knarrte.
    Es gab keinen Flur, keine Diele, der Mieter oder Besucher stand sofort im Zimmer, wo er essen, leben und schlafen mußte.
    Über die Möbel brauchte man kein Wort zu verlieren. Sie stammten vom Flohmarkt und sahen dementsprechend aus.
    Schon öfters hatte ich fremde Wohnungen betreten müssen und auch so etwas wie ein Gefühl für sie bekommen. So ließ es sich leicht feststellen, ob die Wohnung schon lange verlassen worden war oder erst vor kurzem. Hier schien sie nicht lange leergestanden zu haben, sonst wäre die Staubschicht dicker gewesen.
    Es war ziemlich aufgeräumt, nur in der Spüle entdeckte ich einige Tassen und zwei Whiskygläser, auf deren Grund ein brauner Rest schimmerte.
    Der Fernseher war nicht interessant für mich. An dem alten Sofa mit der hohen und geschwungenen Rückenlehne ging ich vorbei. Hier schlief Stevens bestimmt nicht, denn neben einer sehr schmalen Tür stand noch ein Klappbett.
    Ich öffnete die Tür.
    Es sollte ein Bad sein. Ohne Dusche. Nur ein Waschbecken mit einem Hahn, aus dem Wasser tröpfelte. An einem Haken hingen vier Handtücher übereinander.
    Ich schloß die Tür wieder und wandte mich dem Kleiderschrank zu. Sie sind zumeist Fundgruben, ebenso wie Schreibtische, den aber gab es in diesem Raum nicht.
    Die Tür des Schrankes hing schief in den Angeln, als ich sie aufzog. Sie fiel mir zum Glück nicht entgegen und blieb auch im rechten Winkel zum Schrank hin offen.
    Ich mußte lachen, als ich das Telefon sah, das auf dem Schrankboden stand. Ansonsten hingen Kleidungsstücke über einer Stange. Nicht sehr viele, hier wohnte schließlich keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher