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096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod
Autoren: A.F.Morland
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Haus?« wollte der Totengräber wissen.
    Ich brachte es ihm mit vielen Worten so schonend wie möglich bei. »Haben Sie's verstanden?« fragte ich abschließend.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Das hatte ich ihm angesehen. Ich winkte ab. »Vereinfachen wir es mal«, schlug ich vor. »Jemand war hier und hat Sie hypnotisiert.«
    »Sie wollen sich über mich wohl lustig machen«, erwiderte der Totengräber ärgerlich.
    »Ganz und gar nicht«, sagte ich.
    Morell setzte sich auf. »Warum sollte jemand hergehen und einen Totengräber hypnotisieren?«
    »Sie waren hypnotisiert!« sagte ich bestimmt.
    »Aber das hätte doch keinen Sinn…«
    »Nehmen Sie's vorläufig als Tatsache hin, okay?« sagte ich. »Woran können Sie sich erinnern, Mr. Morell?«
    Der Totengräber musterte mich und Cruv sehr mißtrauisch. »Sie sind kein Privatdetektiv, wie Sie mir weismachen wollen. Vielleicht sollte ich die Polizei anrufen.«
    »Das können Sie später tun, wenn Sie's noch möchten«, sagte ich. »Wollen Sie meine Lizenz sehen?«
    Er wollte. Ich zeigte sie ihm, aber er sagte, sie könnte gefälscht sein.
    »Jetzt machen Sie endlich einen Punkt!« herrschte ich ihn an, und mein rauher Ton ließ ihn zusammenfahren.
    Das Marbu-Gift hatte mal wieder dafür gesorgt, daß ich die Beherrschung verlor. Jetzt erst fiel mir auf, daß sich meine Finger in Morells Jackett gekrallt hatten.
    Der Totengräber sah mich entgeistert und verängstigt an. Ich ließ ihn los und atmete aus.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Morell«, sagte ich. »Das wollte ich nicht tun. Mir gingen die Nerven durch.«
    Der Totengräber schluckte das, Cruv aber nicht, denn der Gnom wußte, was mit mir los war, und als ich ihn mit einem raschen Blick streifte, fiel mir auf, daß er mich besorgt ansah.
    Ich hatte schon mal eine Veränderung durchgemacht, doch sie war harmlos gewesen im Vergleich mit dem, was jetzt mit mir passierte.
    Mein Aufbrausen hatte aber auch etwas Gutes: Ich hatte den Totengräber eingeschüchtert, und er zeigte sich endlich kooperativer, um uns so bald wie möglich loszuwerden.
    »Wer war hier, Mr. Morell?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Niemand.«
    Ich beschrieb Arma so genau, daß man davon eine Skizze hätte anfertigen können. Anschließend fragte ich: »Haben Sie dieses Mädchen schon mal gesehen?«
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Bestimmt nicht.«
    Er mußte ihr begegnet sein, sonst wäre er nicht besessen gewesen. Er konnte sich an die Begegnung nur nicht erinnern.
    »Ein Mädchen, das so aussieht, würde ich nicht vergessen«, erklärte der Totengräber.
    Unter normalen Umständen nicht, da hatte Jon Morell schon recht, aber sie waren alles andere als normal gewesen.
    Wieder fragte ich ihn, was das letzte war, woran er sich erinnern könne. Er dachte lange nach, und dann sprach er von Augen, die am Fensterglas klebten. Jedenfalls habe er sich das eingebildet.
    Ob er nachgesehen hatte, was es mit diesen Augen auf sich hatte, wußte er nicht.
    Ich erkannte, daß es keinen Sinn hatte, ihn mit weiteren Fragen zu löchern.
    Jon Morell hatte uns gesagt, was er wußte. Mehr war von ihm nicht zu erfahren, also konnten wir gehen.
    Wir ließen einen reichlich verstörten Mann zurück, der nicht wußte, was er von unserem Besuch und dem, was er erfahren hatte, halten sollte.
    Wir verließen den Friedhof durch das Tor und kehrten zu meinem Rover zurück.
    Während der Fahrt sagte Cruv: »Ich würde mich bedeutend wohler fühlen, wenn ich wüßte, wie Armas Pläne aussehen.«
    Ich nickte mit düsterer Miene. »Dafür würde ich auch sehr viel geben.«
    ***
    Etwas hatte sich geändert. Keenan Aprea irrte orientierungslos durch Soho. Das hatte es früher nicht gegeben.
    Bis vor kurzem hatte er noch genau gewußt, was er wollte, doch nun war alles irgendwie nebulös.
    Es fiel ihm schwer, zu denken, sich zu erinnern. Wenn er zurückdachte, gähnte da nur ein schwarzes Loch, das sich nur sehr langsam schloß. Irgendwann würde es dieses Loch nicht mehr geben, das fühlte, ahnte er, doch im Moment mußte er damit leben.
    Leben…
    Auch das war für ihn irgendwie anders geworden. Manchmal hatte er den Eindruck, er müsse seinen eigenen Körper erst kennenlernen. Manchmal war da so ein merkwürdiges Aufblitzen in ihm.
    Dann merkte er, daß er stärker geworden war, daß ihm Kräfte zur Verfügung standen, die sich noch nicht lange in ihm befanden.
    Er hatte keine Ahnung, woher sie kamen, wovon sie genährt wurden. Er konnte sich lediglich damit
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