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0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

Titel: 0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach
Autoren: Jason Dark
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zumindest für Marion, aber es war ihnen auch gelungen, von dieser Welt ausgehend, in die normale hineinzuschauen.
    Manchmal hatte Marion Fragmente und Szenen gesehen, an die sie sich nicht genau mehr erinnern konnte. Sie war jedoch der Meinung, daß sich alles in einer bekannten Umgebung abgespielt hatte, möglicherweise sogar bei ihr zu Hause.
    Sie spürte noch immer den Druck der anderen Hand und wenig später den leichten Zug nach vorn, ein Zeichen, daß Caroline nicht mehr mit ihr auf einer Stelle stehenbleiben wollte. Marion wußte auch, daß sie ein neues Ziel hatte, aber was dieses Ziel genau war, dahinter war sie noch nicht gekommen. Es war ihr auch nicht gesagt worden, sie sollte sich einfach überraschen lassen.
    Marion Bates gab dem Zug dieser Hand nach. Sie bewegte die Beine, sie spürte dabei so gut wie keinen Widerstand unter den Füßen, aber sie merkte schon, daß sie sich dem hellen Ausschnitt näherte.
    Dem Ziel.
    Die andere Welt – die bekannte Welt.
    Wolken schoben sich plötzlich vor ihre Augen. Etwas Kaltes berührte sie, und Marion erinnerte sich daran, ein ähnliches Gefühl schon einmal erlebt zu haben, als aus dem Spiegel die Hand gedrungen war, um sie zu halten.
    Jetzt erlebte sie es umgekehrt, denn zusammen mit Caroline verließ sie die Welt des Spiegels und trat in eine neue, in die normale, die ihr trotzdem fremd war.
    Bevor sie sich verwirrt umschaute, hatte sie den Eindruck gehabt, zu wachsen. Das war rasch vorbeigegangen, die fremde Welt aber war geblieben.
    Verwirrt schaute sich Marion um und war dabei froh, daß ihre neue Freundin sie noch an der Hand hielt. Schlafzimmer kannte sie, und tatsächlich befanden sie sich in einem Schlafzimmer. Für Marion ebenso fremd wie für ihre Freundin.
    Das helle Tageslicht fiel durch ein breites Fenster, und die Strahlen der Sonne schienen auf ein nicht gemachtes Bett. Es sah aus, als wäre soeben jemand aus dem Bett gestiegen, um sich anzuziehen, weil er das Haus verlassen wollte.
    »Wo sind wir hier?« fragte sie. »Kennst du dich hier aus, Caroline?«
    »Nein, Marion. Aber wir sind dort, wo man den Spiegel hingebracht hat. Das steht fest.«
    Marion konnte nur staunen. Sie staunte auch noch, als sie den Kopf nach rechts drehte, um Caroline anzuschauen. Dabei erblickte sie ein junges Mädchen, das völlig anders aussah als sie. Caroline hatte sehr dunkles, halblanges Haar, sie trug ein dunkles, schlicht geschnittenes Kleid mit hellen Knöpfen und hatte Schuhe an, auf der zwei helle Schnallen schimmerten.
    Ihre Haut sah noch immer ungewöhnlich aus, fast wie die einer Puppe, auch so starr.
    Marion ließ die Hand ihrer Freundin los, weil sie sich umdrehen wollte. Sie sah den Spiegel, der auf dem Boden stand und mit der Rückseite an der Wand lehnte. Automatisch kam ihr ein Schauer, wenn sie daran dachte, daß sie selbst in diesen so flach aussehenden Spiegel eingetaucht war, aber trotzdem durch eine Welt gewandert war, die für sie grenzenlos gewesen war.
    Die Rätsel nahmen zu, aber Marion weigerte sich zunächst, über eine Lösung nachzudenken. Statt dessen bewegte sie sich auf das Zimmerfenster zu, blieb davor stehen und schaute nach draußen in den hellen Wintertag, in das bleiche Licht der Sonne, das sie leicht blendete. Sie beschattete die Augen mit den Händen, entdeckte andere Dächer und tief unter sich die Straßen, über die die zahlreichen Fahrzeuge rollten.
    »Wir sind sehr hoch, Caroline, bestimmt in einem Hochhaus.«
    »Glaube ich auch.«
    »Und wer wohnt in dieser Wohnung?«
    »Der Mann, der den Spiegel mitnahm.«
    »Das weiß ich auch. Aber wer ist es?«
    »Kennst du ihn nicht?«
    »Wieso?«
    »Ihr hattet doch Besuch. Ich habe es nicht nur gehört, sondern auch gesehen. Da ist dieser Mann gekommen, den deine Mutter gerufen hat. Stimmt doch – oder?«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Er wird den Spiegel geholt haben. Deshalb werden wir uns auch in seiner Wohnung befinden.«
    »Und wo ist der Mann jetzt?«
    Caroline hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Er ist wohl weggegangen.«
    Marion hatte sich wieder gedreht und schaute die Freundin über das Bett hinweg an. »Meine Mutter hat ihn nicht nur einfach so geholt. Sie hatte Angst, sie wollte, daß er ihr oder uns half, und dabei ging es um mich, glaube ich.«
    »Wieso denn?«
    »Ich habe schon früher mit dir gesprochen. Bevor wir uns kennenlernten.«
    »Das hat sie beunruhigt.«
    »Ja, sie bekam Angst um mich. Deshalb holte sich auch Hilfe. Jetzt weiß ich wieder den Namen. John
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