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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem
Autoren: Christian Schwarz
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nützt, so, wie ich dich seit neuestem kenne.«
    »Bingo. 100 Punkte. Mein Plan ist ganz einfach. Wir locken Madeleine Brissac in die Folterkammer und hängen sie dort erneut auf.«
    »Das meinst du so, wie du es sagst, oder?«
    »Klar, mein Lieber. Ich habe ja auch noch meinen Vater angerufen. Er versteht ebenfalls ein bisschen was von magischen Gesetzmäßigkeiten. Und er hat mir ein todsicheres Mittel verraten, wie man eine Hexe anlocken kann. Man kann Zwang auf sie ausüben, dem sie sich nicht widersetzen kann.«
    »Und was braucht man dazu?«
    »Fledermausblut.«
    »Fle… Jetzt hört's aber auf.«
    »Mach dir keine Gedanken. Ich habe bereits alles besorgt. Zieh dich an. Wir müssen uns beeilen. Es muss passieren, bevor es Tag wird. Heute noch stehen die Sterne günstig für unser Vorhaben, hat mein Vater erzählt.«
    »Den muss ich unbedingt mal kennen lernen«, erwiderte Jerome, während er rasch in Hemd und Hose schlüpfte und sich eine Jacke überzog.
    Über den nächtlichen Hof führte Ciranoush ihren Geliebten zu den Klippen. Das Wetter hatte umgeschlagen, es war bewölkt und nieselte leicht. Trotzdem konnte Jerome Ciras Silhouette deutlich erkennen. Es schien, als halte sie etwas in den Händen, ein Säckchen oder etwas in der Art. Auf einem Gras bewachsenen Platz zwischen zwei Felsen blieben sie stehen.
    »Warum gerade hier?«, wollte Jerome wissen.
    »Wirst du gleich sehen. Hier.« Eine Taschenlampe flammte plötzlich in Ciranoushs Hand auf. Der Lichtkegel richtete sich auf den Boden vor ihr.
    »Ich glaub, ich krieg die Krise. Was zum Teufel ist das?« Jerome starrte verblüfft auf die hölzerne Falltür, die dort in den Boden eingelassen war.
    »Ein uralter Geheimgang, den die Herren von Caraman wohl einst als Fluchtgang angelegt haben«, klärte ihn Cira auf. »Ich habe ihn vor einer Stunde schon mal etwas freigelegt. Du musst jetzt nur noch den Deckel hochheben, das schaffe ich nicht alleine.«
    »Aber… aber, das ist doch nicht möglich. Ich habe mein ganzes Leben auf Caraman verbracht und keine Ahnung von diesem Geheimgang gehabt. Und ich wette, jeder andere hier auch nicht. Wie konntest du ihn so einfach finden? Du bist ja kaum mehr als ein paar Tage hier.«
    Sie lächelte. »Ein bisschen Intelligenz hat's schon gebraucht. Und die Chronik hat mir dabei ebenfalls geholfen. Einfach war es aber nicht, das darfst du mir glauben. Ich sagte dir ja bereits, dass ich in den Verliesen war. Aber sollen wir uns hier verplaudern oder doch lieber dein Leben retten?«
    »Schon gut«, murmelte er.
    Wer bist du wirklich, Cira? Du machst mir fast so viel Angst wie die Hexe…
    Jerome wuchtete die vermoderte Falltür hoch. Durch einen uralten, gemauerten Gang, von dessen Wänden das Wasser tropfte und in dem zahlreiche Ratten unterwegs waren, drangen sie in Richtung Maison Caraman vor. Die Luft war schlecht, ließ sich aber atmen. Wahrscheinlich gab es verborgene Lüftungsschächte. Dann riss der Scheinwerferkegel mächtige Steinquader aus der muffigen Finsternis. Überall hingen Spinnweben in den Ecken, deren Besitzerinnen sich in der unverhofften Lichtflut schleunigst verkrümelten.
    Mit traumwandlerischer Sicherheit führte Ciranoush Jerome durch einen schmalen, flachen Gang, an dem sich der junge Mann mehr als einmal den Kopf stieß. Dann traten sie durch eine Tür am Ende des Ganges.
    Die Baskin ließ die Taschenlampe kreisen.
    »Wow«, entfuhr es Jerome Dufy, der in diesem Teil von Maison Caraman noch niemals zuvor gewesen war. Der Lichtkegel riss allerlei fürchterliche Folterinstrumente aus der Finsternis. Jerome konnte ein Würgeeisen erkennen. Daneben stand eine Streckbank, auf der kreuz und quer diverse Zangen und Brandeisen lagen. Überall waren dunkle Flecken zu sehen, wohl das Blut der bedauernswerten Opfer.
    Ob auch Madeleine Brissacs Blut dabei ist? , fragte sich Jerome schaudernd.
    Es gab zudem ein leeres Kohlebecken, alte, verrostete Messer und Spieße und - Jerome stockte fast der Atem - eine echte »Eiserne Jungfrau«. Dabei handelte es sich um eine Art Sarkophag, der innen hohl und dessen linke Seite des zweiflügeligen Deckels aufgeklappt war. Ihm wurde fast schlecht, als er die langen, spitzigen Eisendorne bemerkte, die auf der kompletten Innenseite des Deckels aufgesetzt waren.
    Wehe den Menschen, über denen sich dieser Deckel geschlossen hatte!
    So richtig schauderte es ihn aber erst, als er die Galgenschlinge bemerkte, die von einem Holzbalken baumelte. Und dem Drang, sich gleich
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