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0908 - Das Golem-Trio

0908 - Das Golem-Trio

Titel: 0908 - Das Golem-Trio
Autoren: Jason Dark
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würde über seine Worte nachdenken müssen und dann sicherlich zu einem Ergebnis gelangen. Es hatte schon einen Kontakt zu ihm gegeben, da war er ein Gefangener gewesen. Jetzt war ich angeblich der Gefangene.
    Im Flugzeug gefangen!
    Das Räuspern des Copiloten brachte mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Ich erwachte wie aus einem Traum, schaute nach unten und in das Gesicht des Mannes.
    »Ist wirklich alles in Ordnung, Mr. Sinclair?«
    Ich hob die Schultern, gab das Telefon zurück und schaute nachdenklich durch das Fenster in die Unendlichkeit. Ein wunderschönes Bild die Erdkrümmung unter uns, wie es ein Maler nicht hätte besser schaffen können, sogar die etwas helleren Wolkenstreifen waren im Nordwesten zu erkennen, sicherlich lagen sie über dem Meer, aber für mich spielte das im Moment keine Rolle. Ich war gefordert, wollte aber zugleich die Besatzung nicht irritieren.
    »Für Sie ist alles in Ordnung«, beruhigte ich den Copiloten.
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Als Polizist bin ich immer im Dienst, da nimmt man keine Rücksicht, wo ich mich gerade befinde«, orakelte ich.
    »Also Ärger?«
    »Der steht ins Haus.«
    »Nach der Landung?«
    »Klar.« Ich nickte dem Copiloten zu und verließ das Cockpit, traf auf die Stewardeß und bat sie, mich für eine Weile in die erste Klasse setzen zu dürfen, da ich in Ruhe nachdenken mußte. Platz war ausreichend vorhanden.
    »Nun ja, erlaubt ist es normalerweise nicht. Aber Sie sind ja im Dienst, ein Notfall sozusagen.«
    Sie fragte mich nicht weiter nach den Gründen, was mir sehr recht war.
    Es war schon ein tolles Gefühl, sich in den komfortableren, größeren Sitz sinken zu lassen. Kein Vergleich zu der anderen Klasse, und für einen Moment dachte ich nicht mehr an den Anruf.
    Das änderte sich rasch. Ich rief mir den Klang der Stimme in Erinnerung und fragte mich, wo ich sie schon einmal gehört hatte.
    Er war angeblich ein Bekannter von mir, wobei ich den Begriff weit fassen mußte. Auf positive Art allerdings war ich kaum mit ihm bekannt.
    Wir mußten als Gegner zusammengerasselt sein, wobei er ein Gefangener gewesen war und ich nicht.
    Stimmt das überhaupt?
    Ich kam einfach damit nicht zurecht. Aufgeben wollte ich auch nicht.
    Deshalb versuchte ich, das Problem von einer anderen Seite her anzugehen. Jetzt, wo ich endlich wußte, daß eine Gefahr existierte, ging es mir auch besser, und ich fühlte mich von dem eigentlichen Druck befreit. Ich konnte wieder klarer denken, zudem war ich allein, das seltsame Paar in meinem Rücken störte mich nicht. Als wäre es abgesprochen gewesen, so hatte die schwarzhaarige Frau auch aufgehört zu schnarchen, was mir sehr entgegenkam.
    Noch mal von vorn.
    Ich hatte bereits mit diesem Anrufer zu tun gehabt. Seine Stimme hatte zwar menschlich geklungen, zugleich aber so, als wäre sie von einer Maschine abgegeben worden. Eine Modulation hatte ich nicht herausgehört; die Stimme war immer gleich gewesen, ohne Höhen, ohne Tiefen, kühl und abweisend.
    Trotzdem schien mich die Person zu hassen!
    Ich wollte bei dem Begriff Person bleiben, da ich nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob ein Mann oder einfach nur ein neutrales Wesen zu mir gesprochen hatte, denn so etwas gab es auch in den Reihen meiner Feinde.
    Schon einmal war diese Person gefangen gewesen. Und mich hatte ihr Anruf während des Flugs von Frankfurt nach London erreicht. Ich wollte weiterdenken, doch dabei stolperte ich geistig. In dieser wirklich aus nur wenigen Worten bestehenden Überlegung mußte eventuell des Rätsels Lösung verborgen liegen.
    Ein Gefangener.
    Einer, den man eventuell transportiert hatte. Vielleicht in einem Auto oder in einem…
    Plötzlich schreckte ich hoch!
    Verdammt, das konnte es sein, das war möglich! Es hatte da einen Fall gegeben, der schon einige Zeit zurücklag. Da hatte ich einen Gefangenen von den Staaten her nach London bringen müssen. In einem Flugzeug, und ich hatte dabei das Grauen erlebt. Zombies waren entstanden, der Flug war zu einem Horror-Trip geworden.
    Sollte er der Anrufer gewesen sein?
    Ich hielt seinen Namen in Gedanken fest, aber es dauerte eine Weile, bis ich ihn aussprach, dann auch nur flüsternd.
    »Cigam…«
    ***
    »Gefällt es dir, Jane?«
    »Was?«
    Sarah Goldwyn lachte. »Das Wetter, meine Liebe. Einfach nur das herrliche Frühlingswetter.«
    Jane Colins schaute aus dem Fenster. Der Blick glitt über den Vorgarten hinweg bis zum Gehsteig. Sie sah die Sträucher, die allmählich ihre Knospen bekamen
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