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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen
Autoren: Adrian Doyle
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Kraftreserven, um dem Grauen zu entkommen, in dessen tote Augen er geblickt hatte.
    Wasser spritzte, Kälte kroch tiefer und tiefer in seine Knochen, während ihm der Kopf immer heißer wurde. Die Angst verwandelte ihn in ein animalisches Wesen, in dem nichts anderes mehr pochte als das dringende Verlangen nach einer Zuflucht. Er hätte sich in jede Höhle, jedes Erdloch verkrochen… wenn er es gefunden hätte.
    Aber da war nur weite, morastige Ebene, die kein Ende zu kennen schien. Und er rannte und rannte und rannte, ohne wirklich von der Stelle zu kommen. Kalt und hart wie Marmor legte sich eine Hand zwischen seine Schulterblätter und ließ ihn erstarren. Er wusste, dass es eine Hand war, wusste es, ohne sich umzudrehen. Genauso wie er wusste, dass mindestens eine der Gestalten ihn mühelos verfolgt und eingeholt hatte.
    Worte in nie gehörter, gutturaler Sprache wurden an ihn gerichtet. Befehlende Worte, die etwas Urtümliches in ihm verstand, ohne Brunswick auch mitzuteilen, was sie bedeuteten. Er durfte nur die Reaktion verfolgen, durfte »zusehen«, wie er sich langsam umwandte und den augenlosen Kuttenträgern zurück zu der stonehenge-artigen Anlage folgte.
    Dort angekommen - wie und warum, war ihm selbst nicht klar, es war, als bewege sich ein anderer, nicht er dorthin -, stellte er fest, dass das vermeintliche Publikum genauso aussah und beschaffen war wie die drei, die ihn… geholt hatten. Die ihn jetzt durch eine der Lücken im monolithischen Kreis ins Innere, in seine Mitte führten… und stehen ließen, sich selbst wieder zurückzogen zu den anderen, die das Bauwerk umstanden. Ein jeder nahm seinen Platz in einer der Öffnungen des Steinkreises ein.
    Brunswick blieb im Zentrum zurück und fühlte sich wie seit seinen frühesten Kindheitstagen nicht mehr: mutterseelenallein. Umgeben von geblendeten, unheimlichen Menschen (?) und dennoch so abgrundtief einsam, dass er fast ohnmächtig wurde.
    Warum werde ich es nicht? Warum um Himmels willen werde ich es nicht…?!?
    Er wünschte sich nichts sehnlicher. Ohnmächtig zu sein oder endlich aufzuwachen. Zuhause in seinem leeren Haus, in dem er mutterseelenallein lebte, seit Maggie ihn verlassen hatte. Diese Schlampe. Diese gottverfluchte…
    Etwas passierte. Zuerst glaubte er zu fallen. Aber dann wurde ihm klar, dass der Boden unter seinen Füßen begonnen hatte, sich zu senken.
    Nein, falsch, nicht nur der Boden, sondern auch die Steingiganten, die ihn umgaben. Und die nun mit Einsetzen eines monotonen Gesangs, der aus den Kehlen der Kuttenträger kam, aufglommen. Abwechselnd albinorot und eitrig gelb.
    Brunswick war außerstande, auch nur die Hand zu heben. Etwas… hielt ihn fest, verwandelte ihn in eine lebendige Statue. Das Licht der Steine sickerte ins Innere des Kreise, füllte ihn aus, während die Fahrt abwärts ging wie in einem Aufzug.
    Brunswick verdrehte die Augen nach oben und hatte den Eindruck, dass der Mond genau über ihm hing. Als wäre er, ohne seine Größe dabei den Realitäten anzupassen, heruntergekommen, um sich anzusehen, was hier passierte.
    Ein Blick nach vorne verriet dem Direktor, dass die Lücken zwischen den Menhiren plötzlich leer waren. Die Männer, die diesen Singsang erzeugten, waren mehrere Schritte zurückgetreten und hatten sich aus dem Einflussbereich gebracht, der die gewaltige Anlage… im Boden versinken ließ.
    Mit Brunswick und…
    Er sah es in diesem Moment zu ersten Mal - oder besser gesagt: Es wurde ihm in diesem Moment erstmals bewusst.
    ... und einer Handvoll anderer Gestalten, die mit Pflöcken und Stricken an den Boden gebannt waren. Männer und Frauen, vollkommen nackt und mit entrückten Gesichtern, aus denen Brunswick eine solche Glückseligkeit las, dass er das Bedürfnis hatte, laut loszubrüllen. Spätestens jetzt. Spätestens in dem Moment, da ihm allmählich dämmerte, dass er zufälliger Zeuge eines Rituals geworden war. Eines aberwitzigen, obszönen ... tödlichen Rituals, bei dem nichts mit rechten Dingen zuging. Absolut gar nichts.
    Durch die Öffnungen, in denen gerade noch augenlose Kuttenträger gestanden hatten, quoll jetzt eine teerige, sumpfige Masse wie flüssiges Moor. Der Steinkreis fuhr tiefer und tiefer, und der übelriechende Brei umspülte erst Brunswicks Knöchel, dann seine Knie, seinen Unterleib, Bauch und Brust, Hals…
    Es hörte nicht auf.
    Unaufhaltsam zog der Steinkreis ihn und die Angepflockten (er hatte nur noch Sinn für sich selbst, kein Empfinden mehr für andere
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