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0854 - Jäger der verlorenen Seelen

0854 - Jäger der verlorenen Seelen

Titel: 0854 - Jäger der verlorenen Seelen
Autoren: Jason Dark
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stillgestanden hatte. Das durfte nicht wahr sein, sie erlebte einen Alptraum, aber ich bin nicht verrückt, sagte sie sich. Ich bin doch nicht wahnsinnig geworden. Ich habe mich erinnern können, ich habe erlebt, daß…
    Sie hörte ein Lachen.
    Es klang böse und widerlich. Es sorgte bei ihr sogar für eine Steigerung der Furcht.
    »Nun…?«
    Er hatte nur ein Wort gesprochen und es sehr lang gedehnt. So wollte er seinen Triumph ausdrücken. Es war zudem als Frage gestellt worden. Sicherlich erwartete er eine Antwort, und Alida Wayne wollte ihn auch nicht enttäuschen.
    »Wo bin ich denn?«
    Er beugte sich noch tiefer. Dabei bewegte er auch den Spaten.
    Dreckklumpen lösten sich und fielen in das Grab hinein. »Schau dich um. Es ist dein Grab. Du bist lebendig begraben, Alida Wayne. Ich wurde von deinen Eltern so behandelt, und ich habe lange warten müssen, um mich rächen zu können. Zuerst habe ich mir die Kinder vorgenommen, die auch schon erwachsen waren. Jetzt aber seid ihr an der Reihe. Ich wollte euch erst geistig leiden sehen, bevor ich damit beginne, euch in den Strudel der Todesangst hineinzustoßen. Ihr werdet nicht entkommen, ihr seid in meiner Hand, du bist die erste, die hier erwacht ist, und so wirst du auch als erste langsam und qualvoll ersticken. Soll ich dir erzählen, wie es ist, wenn man erstickt? Was man durchmacht, was dabei geschieht, welche Gedanken einem durch den Kopf gehen, falls man überhaupt noch denken kann und die Todesangst nicht alles überdeckt.«
    »Nein, bitte, ich will es nicht wissen – hör auf! Ich habe nichts getan, wir alle nicht…«
    Ob Uliak zuhörte, wußte Alida nicht. Er hatte sich zur Seite gedreht und das Spatenblatt wie in einem flachen Winkel im Erdhaufen verschwinden lassen. Für einen Moment ließ er es stecken, dann hob er es an, es war gefüllt, und Uliak drehte sich etwas nach links, um einen guten Wurfwinkel zu bekommen.
    Im nächsten Augenblick rutschte die Ladung nach unten. Diesmal hatte er genau gezielt.
    Alida erlebte es innerhalb einer Sekunde, doch es kam ihr länger vor.
    Plötzlich wurde ihr der Blick auf die Gestalt von einer dunklen Masse genommen, etwas raste auf sie zu – und klatschte in ihr Gesicht. Die Frau hatte Mund und Nase nicht rechtzeitig genug schließen können, so drang einiges von der Masse in ihren Mund und erwischte auch die Augen. Sie konnte für einen Moment nichts sehen, drehte den Kopf nach links und nach rechts, und sie hörte nur, wie der mörderische Totengräber lachte und das Spatenblatt erneut in die aufgetürmte Erde stieß.
    Alida kämpfte. Sie spie den Dreck aus, sie hustete, sie wollte um Hilfe schreien, doch nur mehr ein Keuchen drang über ihre Lippen, und sie schaffte es auch nicht, sich aus den Erdmassen zu befreien.
    Dafür lachte der andere.
    Weit hatte die Frau die Augen aufgerissen. Sie sah das volle Spatenblatt.
    Aber er schleuderte ihr die Ladung nicht in das Gesicht. Er wartete, er wollte sie noch länger leiden lassen. Oder hatte er einen anderen Grund?
    Alida Wayne wußte es nicht genau, auch ihr Hörvermögen war beeinträchtigt. Wenn sie jedoch nicht alles täuschte, dann hatte sie eine Stimme gehört, die ziemlich nah war. Zudem war ihr die Stimme nicht fremd.
    Sie hatte sich nicht geirrt.
    Auch Uliak hatte sie gehört, und er drehte sich langsam um, wobei die Erde von der Schaufel rutschte.
    Dann sah er den Sprecher.
    Es war ein alter Mann!
    ***
    Horace F. Sinclair war über den Friedhof gegangen, und er war davon überzeugt, das Ziel auch zu finden, auch wenn ihn die Geister der Ertrunkenen nicht begleiteten und ihm den Weg wiesen. Er hatte richtig getippt, die vier frisch ausgehobenen Gräber lagen vor ihm, und sie waren belegt.
    Aber er hatte noch mehr gesehen, Uliak, den untoten Ukrainer, bewaffnet mit einem Spaten. So hatte dieses Monstrum die Aufgabe eines Grabschauflers übernommen.
    Er war dabei, das erste Grab wieder mit Erde aufzufüllen, und die Worte waren Sinclair wie von selbst über die Lippen gekommen.
    »Hör auf damit!«
    Er stoppte seine grauenvolle Arbeit tatsächlich.
    Für einen Moment tat er nichts. Dann drehte er sich langsam um, und Sinclair schaute zu, wie allmählich das andere Gesicht in sein Blickfeld geriet.
    Es war hell genug, um alles erkennen zu können. Das bleiche Gebein auf der einen und die normale Haut auf der anderen Seite.
    Auch das Auge, das wie ein dunkler Stein schimmerte.
    Damit starrte er Sinclair an.
    Der alte Herr wich dem Blick nicht aus. Er wußte,
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