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0790 - Kristall aus der Vergangenheit

0790 - Kristall aus der Vergangenheit

Titel: 0790 - Kristall aus der Vergangenheit
Autoren: Christian Montillon
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Menschen geraubt hat. Er ist ein Diamant des Satans, es kann nicht anders sein! Sein Funkeln strahlt Bösartigkeit aus, will mich verführen.
    Doch ich widerstehe, denn ich muss es zu einem Ende bringen!
    Ich habe Recht behalten mit meiner Vermutung, dass der Hautkontakt mit diesem Kristall den plötzlich auftretenden Wahnsinn bewirkt. Denn ich habe im Haus des Lehrers ein mitgebrachtes Tuch über ihn geworfen und den Stein damit umwickelt. Daraufhin konnte ich ihn gefahrlos aus dem Haus transportieren.
    Bis jetzt habe ich jede Berührung mit dem Stein vermieden, habe ihn nicht einmal genau angesehen. Diese Vorsichtsmaßnahmen haben gefruchtet -mir ist bislang nichts Böses widerfahren.
    Jetzt liegt der Kristall in einer Schublade meines Schranks, und dort soll er bleiben, bis ich endgültige Gewissheit habe. Wenn es in den nächsten Tagen keine neuen Irrsinnsausbrüche gibt, ist der Fall geklärt.
     
    François unterbrach die Lektüre und schüttelte erbost den Kopf. »Alter Narr!« Ein Gedanke war in ihm gereift. Er zweifelte nicht daran, dass es den Kristall wirklich gab. Wenn sein Großvater ihn tatsächlich gefunden hatte, dann lag er möglicherweise immer noch irgendwo verborgen.
    An eine magische Kraft des Steines glaubte François nicht.
    Wohl aber daran, dass ein Edelstein eine Menge Geld wert war. Grund genug, seinen Spuren zu folgen und ihn dort zu finden, wo sein närrischer Großvater ihn hingebracht hatte.
    Ein wenig Wein beruhigte seine Nerven. Es wurde düster, er zündete eine Kerze an und las weiter. In den nächsten drei Tagen gab es keine Eintragungen, das Tagebuch wurde erst am 21. Mai fortgesetzt.
     
    Tatsächlich! Es gibt keinen neuen Wahnsinnigen im Dorf, seit ich den Kristall geborgen habe. Langsam kommen die Leute wieder aus ihren Häusern auf die Straße, die Furcht verschwindet aus ihren Zügen. Sie schöpfen Hoffnung. Die Feindseligkeit gegen meinen Onkel, die zuletzt beinahe eskaliert wäre, nimmt ab. Selbst mir als seinem Verwandten war man in den letzten Tagen sehr zurückhaltend begegnet. Böse Blicke sind mir zugeworfen worden.
    Ich habe Angst davor, den Kristall aus dem Schrank hervorzuholen. Der Satan könnte Macht über mich erlangen, wenn ich ihn ansehe. Ich weiß nicht, ob ich immer noch stark genug sein werde, um zu widerstehen. Die Verlockungen des Teufels sind stark. Ich kann ihnen alleine nicht standhalten. Ich werde Hilfe brauchen, um den Kristall zu vernichten.
    Ich habe lange nachgedacht. Es gibt nur eine Möglichkeit. Ich werde die Reise zum Benediktinerkloster antreten und den dortigen Abt um Beistand bitten. Er wird wissen, was zu tun ist.
     
    22. Mai 1753
    Es ist vollbracht!
    Der Abt des Klosters schenkte mir Glauben, als ich ihm alles erzählte. Er hatte natürlich schon von den Geisteskranken gehört und zeigte sich nicht besonders überrascht, dass sie durch eine Satanslist ins Unglück gestürzt worden sind. »Ich habe es mir bereits gedacht und wollte euer Dorf in den nächsten Tagen selbst aufsuchen«, sagte er zu mir.
    Er hat den Kristall angestarrt wie den Teufel selbst, als ich ihn vor seinen Augen aus dem Tuch wickelte. In der Kapelle des Klosters haben wir es mit Gewalt versucht, doch wir konnten den Stein nicht zerstören. Er widerstand jedem Werkzeug. Als es zu einem. Unfall kam und ein Mönch aus Versehen fast den Stein berührt hätte, brachen wir die Versuche ab. Der Abt bot eine andere Lösung an.
    Unter dem Gebet des Klostervorstehers umwickelte ein Mönch den Kristall mit dem Tuch, in dem ich ihn zum Kloster transportiert hatte, und mauerte ihn in der hinteren Wand der Kapelle ein. Dort soll er für alle Zeit ruhen, von den Mönchen bewacht. Nur wenige wissen davon, denn je weniger es wissen, desto weniger Seelen kann der Teufel in Versuchung führen.
    Ein Kichern entrang sich François’ Kehle. Er schlug das Buch zu und schloss mit zitternden Fingern die Verschlussschnallen, die hörbar einrasteten. Er leerte das Glas Wein und löschte die Kerze.
    Er hatte genug gelesen.
    François beglückwünschte sich dazu, das Tagebuch gefunden zu haben. Die Erbschaft seines Großvaters würde doch noch lohnenswert werden.
    Der Kristall wartete auf ihn. Ein faustgroßer Edelstein, der unermesslichen Reichtum bedeutete.
    ***
    Zwei Pferde zogen die alte Kutsche auf dem Weg zur Klosterruine. Ein verheerendes Feuer hatte vor zwanzig Jahren das Benediktinerkloster heimgesucht, das daraufhin völlig ausgebrannt war. Die wenigen überlebenden Mönche hatten ihre
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