Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0777 - Phantom aus der Vergangenheit

0777 - Phantom aus der Vergangenheit

Titel: 0777 - Phantom aus der Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ein wenig aufhellte.
    Widerschein von Flammen. Ich befürchtete schon, dass das eine oder andere Haus brannte, doch dann hätte das Feuer anders ausgesehen, viel mächtiger, und es hätte sich auch nicht so bewegt wie dieses, denn das wanderte in meine Richtung.
    Feuer – Fackeln…
    Genau das war es. Es war kein Lagerfeuer oder ein brennendes Haus, dort hinten wurden Fackeln getragen. Ich ging schon davon aus, dass die Fackelträger eine regelrechte Prozession bildeten.
    Und sie bewegten sich auf mich zu, die Opferstätte war ihr Ziel.
    Diesmal dachte ich über den Begriff Opferstätte genauer nach. Es war durchaus möglich, dass etwas geopfert werden sollte, im schlimmsten Fall sogar Menschen.
    Mir schossen einige Vermutungen durch den Sinn. Ich hatte schon öfter diese Opferungen erlebt, und ich wusste, dass sich die schrecklichen Rituale nicht allein auf Tiere bezogen. In den düsteren Zeiten waren auch Menschen geopfert worden.
    Meine Gedanken drehten sich weiter.
    Da war jemand, der sich so etwas wie die Unsterblichkeit hatte holen wollen. Er wollte nicht altern, er wollte jung bleiben, und er gab sein Alter ab.
    Dafür opferte er jüngere Menschen.
    Frauen, Männer, vielleicht auch Kinder?
    Mein Hals trocknete aus, ich schaute mich um, weil ich nach einer Deckung suchte.
    Es gab keine.
    Es sei denn, ich verließ mich auf eine der Säulen. Dann musste ich aber die nehmen, die am weitesten vom Zentrum entfernt lag. Dort konnte ich nicht so schnell entdeckt werden, wenn ich es geschickt anfing.
    Ich verschwand hinter der Säule und wartete ab. Dabei hatte ich den Kopf gedreht, sodass ich über den unmittelbaren Kultbereich hinwegschauen konnte.
    Der Fackelschein bewegte sich noch immer. Die hellen und auch breiten Arme zuckten gegen den Himmel. Sie tanzten hinein, sie bewegten sich, sie schlugen einmal nach links, dann wieder nach rechts, und sie schickten einen Teil ihrer Helligkeit auch in die Tiefe, wo sie über die Schlange der Menschen hinwegglitten, die mir vorkam wie ein großer, sich bewegender Wurm.
    Noch war die Gruppe zu weit entfernt, um Details erkennen zu können. Ich hörte auch nichts, sondern sah nur den Widerschein des Feuers, bis dann das ungewöhnliche Brausen an meine Ohren klang, mit dem ich zunächst nichts anfangen konnte.
    Wenig später wusste ich Bescheid.
    Das Brausen verstärkte sich nicht nur, ich fand auch seinen Grund heraus. Es lag am Gesang der Menschen, dessen Echo vor ihnen her-und auf mich zugetragen wurde.
    Singend in den Tod!
    Für einen Moment schoss mir dieses Beispiel durch den Kopf, das ich sofort wieder vertrieb, denn noch war es nicht so weit. Sie kamen näher, ich sah die Körper, die hintereinanderher gingen, und erkannte auch, dass die Bewegungen ziemlich unregelmäßig waren, denn einige unter ihnen mussten tatsächlich zum Gehen gezwungen werden.
    Das waren die Opfer.
    Für mich kam nichts anderes in Frage. Noch waren sie nicht so nah, um sie genau erkennen zu können, und auch von dem Phantom sah ich nichts. Dabei ging ich davon aus, dass er sich in der Nähe aufhalten musste, denn all dieser Mummenschanz galt ihm allein.
    Aus dem Hintergrund stoben Reiter hervor. Sie trugen keine Rüstungen, hockten auf für meinen Geschmack etwas klobigen Pferden und waren mit Lanzen bewaffnet, die sie auch einsetzen, denn mit den Stielen schlugen sie hin und wieder auf die Rücken der Menschen, und erste Schreie erreichten meine Ohren.
    Ich wartete.
    Meine Spannung stieg.
    Das war wie ein inneres Fieber, das immer stärker angeheizt wurde. Es würde bald etwas geschehen, das stand für mich fest, aber ich konnte und durfte jetzt noch nicht eingreifen, um dem einen oder anderen Opfer zu helfen, auch wenn mich deren Schreie rührten.
    Die Gruppe war durch den Widerschein des Fackelfeuers eingehüllt. Er umtanzte sie wie ein aus unterschiedlichen Gelb- und Rottönen bestehender Mantel, und besonders dort, wo die armen Opfer gingen, verteilte sich die Helligkeit besonders gut.
    Es waren Frauen.
    In Lumpen eingehüllte Gestalten, die an einem Strick zusammengebunden waren, um nicht fliehen zu können. Wenn sie nicht schnell genug gingen, schlugen die Bewacher auf ihre Rücken.
    Ich zählte vier Reiter.
    Zwei von ihnen waren bereits vorgeritten und hatten die Brücke erreicht, wo sie zu beiden Seiten Aufstellung nahmen wie stumme Wächter, die alles kontrollierten.
    Ich versuchte, die Anzahl der Menschen zu schätzen. Es waren mindestens zwanzig Personen, wenn nicht dreißig. Unter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher